Die Abgrenzung von wingwave zu EMDR

und deren Potentiale zur Steigerung der Emotionalen Intelligenz im Management von Unternehmen

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Einleitung

„Gnothi seauton“

(altgriechisch Γνῶθι σεαυτόν, deutsch „Erkenne Dich selbst“), die Inschrift am Apollotempel (Orakel) in Delphi (antikes Griechenland), stammt wahrscheinlich von Chilon von Sparta, einem der „sieben Weisen“ der Antike1.

Neben Sokrates und Platon haben sich viele Philosophen im Laufe der Geschichte mit dieser Haltung zur Selbstreflexion/- erkenntnis als Basis zum Erfolg beschäftigt.

Daniel Goleman, US-amerikanischer Psychologe, Wirtschaftsjournalist und „Vater“ der EQ bezieht sich in seinem Buch „Emotionale Intelligenz“ (HanserVerlag/1997)2 direkt auf die Thesen des Sokrates und prägte das Zitat:

„Wer Erfolg im Leben haben will, muss klug mit seinen Gefühlen umgehen können und das emotionale Alphabet beherrschen. Was nützt ein hoher IQ, wenn man ein emotionaler Trottel ist?“ 3

Emotionale Intelligenz (EQ) ist inzwischen DAS Schlagwort im modernen Leadership Management, unabhängig von der Hierarchiestufe oder Gesellschaftsgröße.

Um heute in einer sozial-ökonomischen „Unternehmenshierarchie“ die Karriereleiter zu erklimmen, benötigt man definitiv ein höheres Maß an Emotionaler Intelligenz als in der Vergangenheit. Waren noch vor mehr als einem Jahrzehnt vorrangig hierarchisch strukturierte bzw. matrixorientierte, und in Bezug auf die Führungskultur relativ homogene Organisationsstrukturen in Deutschland anzutreffen4, sind mit den Generationen X+ neben der Diversifizierung der Berufsgruppen auch die interund intrakulturellen Herausforderungen in Bezug auf die Steuerung eines Unternehmens gestiegen, nicht nur auf Grund des Fachkräftemangels, sondern auch auf Grund der starken Haltungsveränderungen in Gesellschaft, Politik und Medien.


Ziel dieser Arbeit ist es, die wingwave-Coachingmethode als Potential zur Steigerung der EQ zu beleuchten, diese von EMDR abzugrenzen und mögliche Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis anhand des 6- Stufenmodells kurz zu beleuchten.


1. Begriffs- und Methodenklärungen und Einflussmöglichkeiten auf die Steigerung der Emotionalen Intelligenz durch wingwave und EMDR


Emotionale Intelligenz EQ

Schon Darwin beschreibt in seinem Werk „The Expressions of the Emotions in Man and Animal“5 eine andere Art der Intelligenz als die der Kognitiven. Er erkannte dabei die Wichtigkeit des Ausdrucks von Gefühlen für das Überleben und die Anpassung.6

Verwunderlich erscheint, dass derzeit viel über EQ im Management gesprochen wird, es aber nach wie vor keine klare und eindeutige Definition existiert. Eine gesellschaftliche und wissenschaftliche Wahrnehmung scheint erstmals mit dem amerikanischen Psychologen Daniel Goleman stattgefunden zu haben.

Er unterteilte die notwendigen Kompetenzen der Emotionalen Intelligenz in vier Bereiche7:

• Selbstwahrnehmung

• Soziales Bewusstsein

• Selbstmanagement

• Beziehungsmanagement


Der amerikanische Facharzt und Autor Dr. med. N. Nedley8 hebt die Erlernbarkeit der EQ hervor, im Gegensatz zur vererbten kognitiven Intelligenz (IQ). Führungskräfte mit einem niedrigen EQ sind stärker von ihrer Emotionalität gesteuert und dabei häufiger auf Grund fehlender Selbstwahrnehmung fehlgesteuert. Sie reagieren dem zufolge oft nicht der Situation angemessen. Nedley differenziert die EQ, im Gegensatz zu Goleman, noch stärker in folgende5 Komponenten:

Selbsterkenntnis: Die eigene Emotionalität und deren Herkunft kennen und verstehen

Selbstbeherrschung: Mit den Gefühlen umgehen können und diese kontrollieren

• Empathie: Gefühle bei Anderen wahrnehmen und reflektieren

• Soziale Intelligenz: Beziehungen mit anderen aufbauen

• Selbstmotivation: Erreichung der eigenen Ziele Allen Betrachtungen gleich dabei ist, dass das Training der Emotionalen Intelligenz zu einer verbesserten Selbst- und Fremdwahrnehmung führt und somit zu einer verbesserten sozialen Interaktion, die auch aus nachfolgendem 6-Stufenmodell9 hervorgeht.



Ein durch gezieltes Training initiierter Optimierungsprozess des eigenen EQ kann somit Stress-Störungen, Blockaden, Ängste und unverarbeitete Belastungserlebnisse, welche unter Anderem zu Krankheiten wie Zwangsstörungen und Depressionen führen können, erfolgreich verhindern, lösen und nicht nur präventiv „behandeln“10.

Dr. med. N. Nedley beschreibt die Möglichkeit des gezielten Trainings der EQ mit der Headline

“EQ is influenced by your thoughts and beliefs”

(deutsch: EQ ist beeinflusst durch Gedanken und Glaubensätzen)11 gezielt und er schafft damit die direkte Verknüpfung auf die Ansatzpunkte und Wirkungsweisen der NLP12-basierten und wissenschaftlich fundierten Therapie- (EMDR) und Coaching-Werkzeuge (wingwave).


2. Begrifflichkeit und Gegenüberstellung der NLP-basierten Methoden wingwaveÒ und EMDR


wingwave

wingwave (von wing=Flügel/Winken und wave=Welle/Bewegung) wurde von Cora Besser-Siegmund und Harry Siegmund auf der Basis der Methoden des Neurolinguistischen Programmierens NLP und speziell des EMDR entwickelt und taucht erstmals 2001 in der Literatur auf.

Die Metapher vom Flügelschlag eines Schmetterlings, welcher auf einem entfernten Punkt der Erde das gesamte Weltklima beeinflusst, soll neben den Anwendungspraktiken Patenschaft bei der Namensgebung gestanden haben13.


EMDR

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) steht für Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung und wurde von Dr. Francine Shapiro (USA) als Psychotherapieform in den 1980er Jahren zur Behandlung von Traumafolgestörungen (PTBS = Posttraumatische Belastungsstörungen) entwickelt14.


Was verbindet und was unterscheidet?

• EMDR wurde direkt aus NLP als Therapiemethode bei schweren Traumatischen Belastungen15 entwickelt, während wingwave als Coachingmethode die Stressbewältigung im Fokus hat und Ende der 1990er- Jahre daraus abgeleitet wurde.

• Beiden gemeinsam ist die durch schnelle visuelle (Augenbewegungen), auditive, taktile oder motorische Links-Rechtsreizung bewirkte bilaterale Gehirnstimulation durch Sinnesreize aus der Peripherie heraus. In Anlehnung an die REM (Rapid Eye Movement)-Schlafphase jedes Menschen wird das Un(ter)bewusstsein des Gehirns (Limbisches System durch bilaterale Hemisphärenstimulation aktiv zur Stressidentifizierung und -lösung angeregt. Die schnelle, durch den Coach oder Therapeuten zum Beispiel hervorgerufene links-rechts-Augenbewegung (Winketechnik) oder das Tappen führt als simulierte, wache REM-Phase beim Klienten über den paarig angelegten „Colliculus Superior“ zu einer stressmindernden Reaktion in der „Amygdala“ in Bezug auf die aktuell-vorherrschenden, kognitiven Prozesse wie innere Bilder oder negative Gedanken/Thematik.

Diese aktiv ausgelöste Stressreduktion ermöglicht dann wiederum ein aktiveres (=harmonischeres) Zusammenspiel von Amygdala, Hippocampus und Präfrontalem Cortex (verantwortlich für rationales Handeln/Agieren). Je besser diese drei Regionen stressfrei interagieren, desto günstiger sind die Voraussetzungen für die Fähigkeit zur EQ beim Klienten16.


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Quellen bis hierher
1 https://de.wikipedia.org/wiki/Gnothi_seauton
2 Daniel Goleman, (1997), Emotionale Intelligenz, Hanser-Verlag
3 https://gutezitate.com/autor/daniel-goleman/
4 Fredmund Malik, MANAGEMENT, 2007, Campus Verlag
5 Darwin, C. R. 1872. The expression of the emotions in man and animals. London: John Murray. 1st edition
6 (Darwin, 1872/2007) (aus Emotionale Kompetenz – Softskills für Manager / Kai Thomas Krause
7 Goleman, Daniel (1997): EQ Emotionale Intelligenz. 4. Auflage; München: dtv, Seite 20
8 https://nedleyhealth.com/post/the-transforming-power-of-emotional-intelligence/
9 https://www.karrierebibel.de/
10 Daniel Goleman, (1997), Emotionale Intelligenz, Hanser-Verlag
11 https://www.nedleyhealth.com/post/the-transforming-power-of-emotional-intelligence
12 https://de.wikipedia.org/wiki/Neuro-Linguistisches_Programmieren
13 „wingwave-Coaching, Wie der Flügelschlag eines Schmetterlings“, Junfermann-Verlag, 3.Auflage, Cora Besser-Siegmund,
Harry Siegmund (2001)
14 https://www.therapie.de/psyche/info/therapie/emdr/ablauf/
15 Schubbe, O. (2016): Traumatherapie mit EMDR. Ein Handbuch für die Ausbildung. Göttingen. V & R.
16 Heger, Wirkfaktoren der EMDR-Behandlung, EEG und periphere Physiologie, (2017)