Familienaufstellungen und Familienstellen
Wie kommt es, dass wir Charaktereigenschaften von Vorfahren in uns haben, die wir gar nicht kennen? Welche Auswirkungen hat es, wenn Kinder unbewusst die Rolle eines Elternteils einnehmen, um die Familie zusammen zu halten und Ausgleich zu schaffen? Wo haben unser innerer Kritiker, unser Perfektionist oder sonstige Antreiber ihren Ursprung und wie können wir damit besser umgehen? Ist es wirklich unser eigenes Schicksal, was uns an bestimmten Punkten hindert, oder tragen wir das Schicksal einer anderen Person mit uns herum?
Durch die feststehende Zugehörigkeit zur Familie teilen alle Beteiligten bewusst die gemeinsame Geschichte sowie die Gene – unbewusst tragen wir jedoch noch viel mehr. Auch wenn erwachsengewordene Kinder ihre eigenen Wege gehen, werden das Familienbild und die Familienkonstellationen innerlich weitergelebt. Eine Familienaufstellung deckt Rollen, Familienzusammenhänge und Hintergründe auf und gibt uns durch die Verbildlichung die Chance, bewusst positive Veränderungen vorzunehmen.
Ihr Trailer zur Familienaufstellung
ANLIEGEN/MOTIVATION EINER FAMILIENAUFSTELLUNG:
Im engeren Sinne geht es bei Familienaufstellungen um eine belastende Situation, also ein Anliegen, mit einem Familienmitglied, welches die Klienten durch die Aufstellungsarbeit klären wollen. Trägt man die Schuld eines anderen? Wiederholt sich ein musterähnliches Anliegen, welches die Familie seit Generationen begleitet? Was ist das eigentliche Thema hinter dem Anliegen? Vielleicht ein Familiengeheimnis aus Bonn oder Düsseldorf?
Systemaufstellungen beinhalten allerdings nicht nur Familiensysteme, sondern im weiteren Sinne werden Anliegen zu Persönlichkeit, Eigenschaften oder Ängsten adressiert. Mitunter kommt es vor, dass eine einzelne Charaktereigenschaft plötzlich zu einem Familienmitglied wird und so den Zusammenhang erklärt.
Die systemischen Strukturaufstellungen sind eine Form der Aufstellungsarbeit, die sogar mit einzelnen Krankheiten arbeiten, oder das Problem an sich wird aufgestellt. Bei körperlichen Symptomen werden auch einzelne Organe in einer Gruppenaufstellung dargestellt.
Warum reagieren Sie in einer Situation über und wo hat dieses Verhalten seinen Ursprung?
ABLAUF VON FAMILIENAUFSTELLUNGEN IN KÖLN/BONN:
Im Vorgespräch der systemischen Aufstellungsarbeit wird das Ziel des Aufstellenden erfragt und hinterfragt. Dieser wählt nun einzelne Stellvertreter aus, die in seiner Gruppenaufstellung beispielsweise Familienmitglieder repräsentieren sollen. Die Stellvertreter, die auch Repräsentanten genannt werden, werden nun vom Klienten auf einen Platz im Raum gestellt, oder nehmen diesen selbst ein. Schon an dieser Stelle der Aufstellungsarbeit werden oft Zusammenhänge, Sympathien und Antipathien der einzelnen Familienmitglieder sichtbar. In der Gruppenaufstellung werden an dieser Stelle oft die einzelnen Repräsentanten nach ihren Gefühlen und dem Bezug zu anderen Beteiligten befragt.
Nachdem die IST Situationen innerhalb von Systemaufstellungen geklärt bzw. dargestellt sind, beginnt die eigentliche systemische Arbeit des Familienstellens. Durch das Befragen der Repräsentanten und des Klienten sowie durch das Bewegen, Hinzunehmen und Entfernen von Stellvertretern nähert sich die Familienaufstellung dem Lösungsbild. Es ist immer wieder beeindruckend, dass sich Repräsentanten so verhalten, wie die Familienmitglieder, für die sie stehen. In der Aufstellungsarbeit spricht man von repräsentierender Wahrnehmung, welche meist reproduzierbar ist. Entscheidend sind allerdings die Wahrnehmung und das Bild, welche die Klienten aus den Systemaufstellungen für sich mitnehmen. Unabhängig davon, ob es sich um Gruppenaufstellungen, also mit menschlichen Repräsentanten, oder Einzelaufstellungen mit Figuren oder Bodenankern handelt, sollten in Systemaufstellungen die individuellen und subjektiven Betrachtungsweisen und Interpretationen des Aufstellenden bedacht werden. Die Aufstellungsarbeit sollte weder belächelt, noch als Psychotherapie-Ersatz wie von Bert Hellinger in den Himmel gelobt werden.
Gibt es einen Vorfahren, dessen Verhalten oder Problem Sie zu Ihrem machen?
GESCHICHTE DES FAMILIENSTELLENS:
Die heutigen Familienaufstellungen haben viele Väter, aber nur eine Mutter: Virginia Satir, die amerikanische Familientherapeutin und Mitglied der Palo Alto Gruppe, arbeitete bereits Ende der 1960er Jahre mit dem Aufstellen von Skulpturen. Hier wurden einzelne Familienmitglieder nach dem inneren Bild des Klienten im Raum aufgestellt. Diese Methode wird in einigen Systemaufstellungen mit den originalen Familienmitgliedern durchgeführt, bei anderen werden diese Familienmitglieder durch Stellvertreter ersetzt. Das heutige Familienstellen sowie die modernen systemischen Struktur- und Systemaufstellungen arbeiten ausschließlich mit Stellvertretern oder Ersatz, wie Bodenanker (Zettel oder Kissen) oder Stühle. Auch die von Matthias Varga von Kibéd entwickelte und von der DGfS (Deutsche Gesellschaft für Systemaufstellungen) ebenfalls anerkannte systemische Strukturaufstellung bedient sich der Stellvertreter.
Als weitere Personen, die entscheidende Beiträge zum Familienstellen geleistet haben, seien an dieser Stelle Jakob Moreno, Gunthard Weber (Ehrenmitglied der DGfS) und Gunther Schmidt genannt. Moreno arbeitete bereits im Psychodrama mit Stellvertretern. Weber und Schmidt gehörten zur Heidelberger Gruppe, von der u. a. auch Bert Hellinger lernte. Gunther Schmidt arbeitet noch heute mit dem Skulpturenstellen und Gunthard Weber entwickelte aus den Familienaufstellungen heraus die Organisationsaufstellungen. Er gehörte zu der Septembergruppe, aus welcher die DGfS 1994 hervorging. Bert Hellinger entwickelte seinen eigenen Stil vom Familienstellen. Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer lernten von den eben beschriebenen drei Herren und erforschten die Struktur, die unter den Aufstellungsmustern liegt. Daraus entwickelten die beiden die systemischen Strukturaufstellungen, da das Muster hinter einem beruflichen Anliegen eines Klienten/Aufstellenden der Beziehung zu einem Familienmitglied sehr ähneln kann (z.B. Vater und Vorgesetzter). Bert Hellinger wurde mit seiner Art der Familienaufstellungen auch international bekannter und zugleich umstrittener. Es kam sogar zum Zerwürfnis mit der DGfS.
AUSBILDUNG IM FAMILIENSTELLEN IN KÖLN:
Die Ausbildung im Familienstellen dauert nach Katalog der DGfS 2-3 Jahre. Die Ausbildung von InKonstellation startet einmal jährlich und findet in Seminarhäusern in der Region Bonn – Düsseldorf – Köln statt. Eine weitere Ausbildung zum Therapeut oder Coach ist empfehlenswert, jedoch nicht zwingend erforderlich, da es sich bei der Aufstellungsarbeit nicht um Psychotherapie oder eine andere Therapie handelt. Es gibt zahllose Erfolgsgeschichten, die weit über das Familienwohl hinausgehen, doch die Arbeit des Familienstellens ist weder wissenschaftlich bewiesen, noch therapeutisch anerkannt.