Virtuelles Teambuilding

zur Unterstützung Psychologischer Sicherheit  in heterogenen Teams

Abschlussarbeit von Christina Buchholz, als PDF lesen


Einleitung

Über zwei Jahre lang hat das Unternehmen Google erforscht was besonders erfolgreiche Teams bei Google ausmacht.

Das Prinzip, welches als das bedeutsamste identifiziert wurde, ist das der psychologischen Sicherheit. Google nennt weitere Aspekte erfolgreicher Teamarbeit, psychologische Sicherheit ist jedoch als das wichtigste identifiziert worden.

Je sicherer sich die Teammitglieder untereinander fühlen, desto bessere Ergebnisse erarbeitet ein Team für seine Organisation.¹

Definiert wurde der Begriff psychological safety bereits 1999 durch die Harvard-Professorin Amy Edmondson. Er drückt aus ob Teammitglieder daran glauben, dass sie untereinander und im persönlichen Umgang Risiken eingehen können.

Es geht um gegenseitigen Respekt und Vertrauen unter den Teammitgliedern.²

Das Konzept ist hierbei abzugrenzen von dem des Team-Zusammenhalts.

Ein guter Zusammenhalt ist für das Entstehen notwendiger Diskussionen und das Aufwerfen kritischer Fragen eher schädlich und führt somit eher zu fehlerhaften Entscheidungen, da kritische Fragen vermieden werden, um die Teamharmonie nicht zu stören.³

Basierend auf den genannten wissenschaftlichen Studien, sind Teams also dann wirksam wenn sie die Unterschiedlichkeit der Teammitglieder und die daraus entstehenden Fragen und Diskussionen als Chance begreifen und sich gleichzeitig gegenseitig, Sicherheit durch einen wertschätzenden persönlichen Umgang geben.

In der vorliegenden Arbeit möchte ich anhand der Konzeption eines virtuell durchführbaren Teambuilding-Workshops einen Weg zeigen wie durch ein wertschätzendes, ressourcenorientiertes Kennenlernen und das Einnehmen eines lösungsorientierten Fokus gepaart mit der Würdigung dessen was an Besonderem im Team vorhanden ist, das Vertrauen in einer Gruppe und die gegenseitige Offenheit im Sinne einer effektiven Zusammenarbeit gefördert werden kann.

Beschreibung Situation und Zielformulierung

Ich bin als IT-Management Beraterin in einem Projekt tätig, in dem die Projektmitglieder aus sehr heterogenen fachlichen Bereichen und mit recht unterschiedlicher Projekterfahrung tätig sind.

Das Projekt steht aktuell auf dem Sprung in eine neue Phase, dem sogenannten Pilotbetrieb, welcher dazu dient, Erfahrungen mit einem ersten freundlich gesinnten Kunden zu sammeln.

Zu der reinen entwickelnden Projekttätigkeit kommt also die „IT-Betriebstätigkeit“ hinzu, die zusätzliche Anforderungen an die Beteiligten stellt und die auch die Integration eher IT-naher Teammitglieder notwendig macht.

Um den Übergang und die Integration der weiteren Akteure zu vereinfachen ist neben fachlichen Workshops zur Einarbeitung und Befähigung der hier beschriebene Team Workshop geplant.

Vor dem Hintergrund der weltweiten sprunghaften Ausbreitung der Coronavirus Erkrankung (COVID-19) und der Notwendigkeit, möglichst ausschließlich von zu Hause aus zu arbeiten wird das Teambuilding neben allen weiteren Tätigkeiten nun ebenfalls virtuell stattfinden.

Grundsätzliches zum Teamcoaching und konkrete Zielsetzung

Die Haltung und die Methoden, die wir in der Ausbildung zum systemischen Coach gelernt und verinnerlicht haben, ermöglichen auch im Teamkontext und bei der Arbeit mit mehreren Personen die Weiterentwicklung Einzelner als auch die Verbesserung der Zusammenarbeit des Teams.

Für die Arbeit mit mehreren Personen, beauftragt durch eine Einzelperson, wie beispielsweise die Abteilungsleiterin, ist es zielführend, das Team oder zumindest einzelne Mitglieder vorab kennenzulernen und deren persönliche Sicht und Situationswahrnehmung zu verstehen.

Dieser Vorabkontakt kann dazu genutzt werden, sich den Auftrag sozusagen ein zweites Mal durch das Team abzuholen.

Dies trägt dann dazu bei, sich besser aufeinander einlassen zu können und ist eine sehr hilfreiche Basis für die Arbeit im Workshop.

Auch hier spielt Vertrauen eine zentrale Rolle.

Finden Coach und Team in einen guten Kontakt und wird dieser Kontakt, auch Rapport genannt, während der Zusammenarbeit aufrechterhalten, so ist eine Weiche für eine erfolgreiche gemeinsame Arbeit an der Weiterentwicklung des Teams gelegt.

Der Coach muss sich bewusst sein, dass er insofern stets „multiparteilich“4 bleiben muss, also alle Angebote der Teammitglieder als wertvoll erachtet und sich unter keinen Umständen von einigen oder einzelnen instrumentalisieren lässt.

Während meiner beruflichen Tätigkeit habe ich vielfach erlebt, dass Projekte hinter ihren Möglichkeiten bleiben, weil das Zusammenspiel der beteiligten Personen nicht vertrauensvoll, ressourcen- und lösungsorientiert ist, sondern auf Überforderung und Unsicherheit fußt, die zu Abgrenzung und Schuldzuweisungen führt.

Den Blick zu öffnen auf das was an Gutem vorhanden ist, auf das was ein jeder in seiner Individualität mitbringt und wie alle als Team davon profitieren können, weil man sich gegenseitig ergänzt, ist das hier verfolgte Ziel und soll durch die im Folgenden beschriebenen Übungen unterstützt werden.

Vorgehensbeschreibung

Im Folgenden beschreibe ich das Konzept zum Ablauf des Teambuildings in der vorliegenden konkreten Kundensituation.

Die praktische Durchführung des Workshops liegt noch in der Zukunft und kann daher im Rahmen dieser Abschlussarbeit leider nicht kritisch gewürdigt werden.

Vorab-Interview mit den Teammitgliedern

Mit der Methodik Vorab-Interview verfolge ich drei Ziele.

Erstens möchte ich den persönlichen Kontakt herstellen bzw. verstärken, zweitens die Anliegen aus Sicht der Teammitglieder verstehen und drittens möchte ich mir den Auftrag zur Durchführung des Team-Workshops nochmals von den Teammitgliedern holen wie oben erläutert.

Dies ist für mich hier besonders wichtig, da ich dem Team bislang in der Rolle IT-Management Beraterin bekannt bin und ich für den Team Workshop in die Rolle des Coachs wechseln möchte.

Dies ist aus meiner Sicht möglich, da der Team Workshop sich nicht mit Fragen hinsichtlich der IT-Fachlichkeit beschäftigen wird.

Meine Expertise als Beraterin tritt somit stark in den Hintergrund und der Rollenwechsel kann gelingen, wenn das Team diesen akzeptiert und ermöglicht.


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Quellen bis hierher
1 Vgl. Rozovsky, Julia. „The five keys to a successful Google team“, in: reWork.withgoogle.com¸ 17.11.2015, https://rework.withgoogle.com/blog/fivekeys-to-a-successful-google-team/, letzter Zugriff: 29.03.2020. [online]
2 Vgl. Edmondson, Amy. “Psychological Safety and Learning Behavior in Work Teams.” Administrative Science Quarterly, vol. 44, no. 2, 1999, S. 351. JSTOR, www.jstor.org/stable/2666999. letzter Zugriff: 29.03.2020. [online]
3 Vgl. Janis, Irving Lester. „Groupthink : psychological studies of policy decisions and fiascoes“, (1982) in: Espace.library.uq.edu.au, https://espace.library.uq.edu.au/view/UQ:734003, letzter Zugriff: 29.03.2020 [online]
4 Vgl. Dierolf, Kirsten. „Lösungsfokussiertes Teamcoaching“, Solutions Academy Verlag, Mai 2013, S. 50