Stärkung der Führungskompetenz

durch Coaching

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Einführung

Nicht erst durch die Covid-19-Pandemie waren bestehende Konzepte und Methoden von Führung Gegenstand vieler Debatten und wissenschaftlichen Publikationen.

Exemplarisch sei hierfür eine einfache Suchanfrage bei Google mit dem Wort „Führungskraft“ dargelegt, welche alleine bereits über 12 Millionen Suchergebnisse anzeigt2. Dieses kleine Experiment verdeutlicht bereits die Brisanz dieses Themas.

Führungsmodelle und insbesondere die Rolle als Führungskraft sind wiederkehrend der Disruption ausgesetzt.

Trends werden aufgenommen, adaptiert und wieder verworfen. Fraglich ist hierbei, ob dies alles notwendig und vor alledem auch hilfreich und zielführend ist.

Obgleich Mantraartig das Hauptziel der Führung von Menschen oder die Rolle einer Führungskraft, nämlich die Stärkung und das Empowerment von Menschen, gepredigt wird, zeigen sich in der Praxis offenkundig Diskrepanzen zu dem propagierten Anspruch.

Coaching

Der Begriff »Coaching« kommt ursprünglich von „Coach“ was übersetzt Kutscher bedeutet.

Der Kutscher hat die Aufgabe, die Pferde sicher und schnell ans Ziel zu lenken.3 Dieser Beschreibung folgend, hat der Coach somit gerade nicht die Aufgabe, die Kutsche selbst zu ziehen, sondern vielmehr dafür Sorge zu tragen, dass die Pferde die Kutsche sicher ans Ziel bringen. Diese ursprüngliche Bedeutung des Coachs, jemanden zu unterstützen, schnell und sicher ein Ziel zu erreichen, hat sich bis heute in der Definition des Begriffs „Coach“ manifestiert.4

Obgleich es für die Begrifflichkeit Coaching eine klare und abgegrenzte Definition gibt, wird die Begrifflichkeit und damit einhergehende Bedeutung leider inflationär benutzt.

Man könnte festhalten, dass das Wort Coaching, zu einem Modewort geworden ist.

Problematisch ist hierbei, dass durch die inflationäre Nutzung des Begriffs, eine klare Abgrenzung und Aussagekraft nicht immer gegeben ist.

Bedeutung

Nach Timothy Gallwey setzt Coaching das Potenzial eines Menschen frei, die eigene Performance zu steigern.

Das Ziel des Coachings ist hierbei, den Menschen zu helfen zu lernen, anstatt diesen etwas beizubringen.5

Diesem Grundsatz folgend, impliziert Coaching die Hilfe zur Selbsthilfe. Coaching orientiert sich stets an dem jeweiligen Individuum.

Der Prozess kann berufliche oder private Sachverhalte umfassen. Den Themen sind keine Grenzen gesetzt, wobei stets die klare Abgrenzung zwischen Therapie und Coaching sichergestellt sein muss.

Nach der herrschenden Meinung, ist Coaching eine gleichberechtigte und partnerschaftliche Zusammenarbeit eines Prozessberaters mit einem gesunden Klienten.

Der Klient beauftragt den Berater (Coach), ihm bei der Erreichung seiner Ziele behilflich zu sein.6

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Zielsetzung

Wie bereits einleitend darlegt, ist ein Coach kein Entscheider oder Ausführender. Ein Coach gibt bspw. keine Anweisungen und übernimmt auch keine Aufgaben des Coachee.

Coaching ist klassischerweise als Hilfe zur Selbsthilfe zu verstehen.

Durch die Methoden und Werkzeuge, ist es einem Coach möglich, dem Coachee Lösungswege aufzuzeigen, indem bspw. ein Perspektivenwechsel angeboten wird, um eine neue Lösung zu finden.

Dem Einsatz von Tools und Techniken sind hierbei keine Grenzen gesetzt.

Vielmehr entscheidet der Coach als Experte, welches konkrete Werkzeug und Vorgehen für das jeweilige Individuum sinnvoll und hilfreich sein könnte.

Coaching ist Beratung und damit Unterstützung bei der Lösung von Problemen.8

Im europäischen Kontext, wird der Begriff Coaching enger ausgelegt als bspw. im angelsächsischen Raum.

Die allgemeingültige Definition von Coaching umschreibt im angelsächsischen Raum sämtliche Aufgaben einer Führungskraft in Relation zu den Mitarbeitenden.

Hierunter können alle Maßnahmen der Mitarbeiterführung wie bspw. Anleitung, Motivation, oder Kontrolle, subsumiert werden.

Coaching wird im angelsächsischen Raum dahingehend als ein Führungsstil verstanden, welcher zum Ziel hat, die Mitarbeiter zu motivieren, diesen Freiraum zur persönlichen und fachlichen Entwicklung zu gewähren und diese bei der Bewältigung der Aufgaben, besser zu unterstützen.

Führung(-skraft)

Sucht man heute nach Literatur und Informationen zum Themengebiet Führung oder Führungskraft, findet man eine schier unzählige Anzahl von Quellen und Meinungen wieder. Damit einher geht die Schwierigkeit, fundierte und hilfreiche Informationen zu finden, welche darüber hinaus auch eine Allgemeingültigkeit für sich in Anspruch nehmen könnten.

Es könnte der Eindruck entstehen, dass dieses Thema einer kontinuierlichen Änderung unterliegt und all die wissenschaftlichen und literarischen Beiträge notwendig sind, um das Thema Führung ganzheitlich zu beleuchten.

Verkannt wird hierbei, dass die Ausgangsfrage nicht richtig ist.

Verändert hat sich vielmehr das Menschenbild, was dazu führt, dass das menschliche Empfinden und Wesen vielfach komplexer und individueller wahrgenommen wird, was wiederum auch weitaus mehr die Realität wiederspiegelt.

Zusammengefasst, hat sich nicht Führung, sondern das Menschenbild hinter den Führungsansätzen verändert.

Eine Führungskraft hat u.a. die Aufgabe, Mitarbeitende zu führen, zu leiten und abgeleitet hiervon, eine Orientierung zu geben. Darüber hinaus trägt die Führungskraft Verantwortung für die verständliche und adressatengerechte Vermittlung der Visionen, Ziele und Strategien des Unternehmens.

Daraus lässt sich ableiten, dass die Führungskraft eine Verbindung von Unternehmenszielen zum täglichen Aufgabengebiet der Mitarbeiter herstellt.

Das Menschenbild nach klassischen Führungsansätzen

Der Grundgedanke klassischer Führungsansätze fußt auf dem Prinzip des Taylorismus, welches zu Beginn des 1900 Jahrhunderts dem Prinzip folgte, dass

alle Menschen gleichartig motivierbar seien, unabhängig davon, in welchem unternehmerischen Kontext und Umfeld, welchen Alters oder welche Lebensumstände sie umgaben.9

Die Grundannahme dieses Modells bestand darin, dass Menschen einzig und allein durch monetäre Anreize motiviert werden würden. Soziologische und psychologische Bedürfnisse blieben in Gänze unberücksichtigt.

Auch heute noch gibt es leider nicht zu wenige Führungskräfte und Menschen mit Führungsverantwortung, die weiterhin bewusst oder auch unbewusst, dieses Führungsmodell Ihr eigen nennen und eine Vielzahl von positiven Chancen und Möglichkeiten brach liegen lassen.

Dieses Führungsmodell ist vor allem gekennzeichnet durch Command & Control.

Gemeint ist damit, dass Mitarbeitenden die Fähigkeit nicht zugeschrieben wird, eigenverantwortlich und durch andere Faktoren die Ihnen zugeteilten Aufgaben erfolgreich umzusetzen.

Klassische Führungsmodelle haben stets das Arbeitsergebnis im Fokus und nicht den Menschen, welche ursächlich für das Arbeitsergebnis ist.

Obgleich sich über die Jahrzehnt auch beim klassischen Führungsansatz die Erkenntnis durchsetzte, dass Menschen nicht nur durch monetäre Ansätze und einem Command & Control Ansatz motivierbar und kontinuierlich leistungsbereit sind, sondern vielmehr auch soziologische und psychologische Bedürfnisse berücksichtigt werden müssen, wurden diese Erkenntnisse in der Praxis oftmals nicht berücksichtigt.


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Quellen bis hierher (genaue Quellenangaben sind in der Original PDF zu finden)

2 Google Suche vom 31.03.2022, 08:22 Uhr.
3 König, Volmer, Handbuch Systemisches Coaching, S. 10 f.
4 Deutscher Bundesverband Coaching e.V., abgerufen am 28.03.2022.
5 Whitmore, Coaching für die Praxis, 2015, S. 14.
6 König, Volmer, Handbuch Systemisches Coaching, S. 12.
7 König, Volmer, Handbuch Systemisches Coaching, S. 15.
8 König, Volmer, Handbuch Systemisches Coaching, S. 11.