Stärkenbasierte Kompetenzentwicklung

durch Coaching

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Einleitung

Der deutschlandweite Fachkräftemangel ist nicht nur in aller Munde, sondern auch in deutschen Unternehmen spürbar.

Dies bedeutet, dass es für Unternehmen schwer bis unmöglich ist, angemessen qualifiziertes Personal zu finden.

Laut einer Auswertung von Statista, aus dem Jahr 2022, spüren bereits 43,2% der deutschen Unternehmen den Fachkräftemangel. Dies kann dazu führen, dass nicht ausreichend Personal gefunden werden kann und auf Basis dessen das Wachstum ganzer Wirtschaftszweige gehemmt ist. 1

Vor diesem Hintergrund sind einerseits qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und andererseits vorhandene Mitarbeiter zu halten.

Im Rahmen der Personalgewinnung sind Weiterentwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen sowie das Aufzeigen von Entwicklungsperspektiven für viele Bewerber ein entscheidender Faktor in der Unternehmensauswahl.

In der Mitarbeiterbindung sind neben der normativen, emotionalen und rationalen Bindung die perspektivische Bindung von Mitarbeitern durch Weiterentwicklung, sowie steigende Verantwortung oder beruflichen Aufstieg ein wichtiger Bestandteil.

Hierzu wird Coaching gerne als eine Maßnahme zur Mitarbeiterbindung eingesetzt.2

Ziel ist es, durch den Einsatz von Coaching Maßnahmen das Potential eines jeden einzelnen zu entfalten und weiter auszubauen.

Durch den Ressourcen-Orientierten Ansatz im Coaching werden Stärken ausgearbeitet, bewusstgemacht und weiter gestärkt.

Der Coach soll so den Klienten bei der Ausübung von komplexen Handlungen befähigen, optimale Ergebnisse selbstorganisiert hervorzubringen. So können vorhandene Kompetenzen systematisch weiterentwickelt und Kompetenzlücken geschlossen werden.

Coaching wird immer stärker als Tool für eine systematische Kompetenzentwicklung zur Qualitätssicherung und zum Erreichen der Business-Ziele eingesetzt.

Das gilt mittlerweile nicht nur für Führungskräfte, sondern zunehmend auch für Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung in Form von Team- und Projektcoaching z.B. zur Zusammenarbeit, Arbeits- und Selbstorganisation.3

Im Fokus dieser Abschlussarbeit steht der Einsatz von systemischem Coaching zur stärkenbasierten Kompetenzentwicklung.

Die zentrale Fragestellung lautet:

Wie kann systemisches Coaching zur stärkenbasierten Kompetenzentwicklung eingesetzt werden?

Begriffsdefinition und Abgrenzung

Für ein einheitliches Verständnis im Rahmen dieser Abschlussarbeit, werden die nachfolgenden Begrifflichkeiten „Systemisches Coaching“ und „Stärkenbasierte Kompetenzentwicklung“ in den nachfolgenden Abschnitten definiert und erläutert.

Systemisches Coaching

Ein „System“ ist ein Verbund, welcher sich aus vielen voneinander abhängigen Einzelelementen, die sich gegenseitig beeinflussen, zusammensetzt.

In Summe ergeben die einzelnen Elemente oder Einheiten ein Ganzes, wie z.B. ein Organisations- oder Familiensystem.

Das Verhalten eines Systems wird durch die Zusammenwirkung der Einheiten geprägt.

„Systemisch“ bedeutet, dass die Beziehung der Einzelelemente eines Systems betrachtet werden. Ein systemischer Ansatz bezogen auf Kompetenz bedeutet, dass ein Mensch seine Fähigkeiten zu handeln und zu lernen erst im Kontakt mit seiner Umwelt und in Beziehung mit anderen Menschen zeigt.4

Gemäß dem deutschen Verband für Coaching und Training (dvct), wird Coaching als strukturierter Dialog zwischen dem Klienten und dem Coach definiert.

Der Dialog ist individuell auf die Ziele und Bedürfnisse des Klienten ausgerichtet, die zu Beginn des Prozesses festgelegt werden. Der Coach ist verantwortlich für die eingesetzten Methoden im Verlauf und den Prozess, der zeitlich begrenzt ist.

Der Prozess wird nicht primär von Wissen, sondern von Reflexion angetrieben.

Ziel ist es, dass der Klient durch gezielte Fragestellungen neue Sichtweisen und Erkenntnisse gewinnt, woraus Handlungsalternativen abgeleitet werden können. Somit werden dem Klienten die Wechselwirkungen im jeweiligen Umfeld bewusst.

Der Erfolg des Coachings wird anhand des definierten Ziels zu Beginn des Prozesses messbar und überprüfbar gestaltet.

Damit grenzt sich Coaching deutlich von Psychotherapie, Beratung und Training ab. Psychotherapie behandelt psychische Erkrankung mit speziellen Ansätzen zur Heilung. Beratung basiert auf Expertise, bezieht sich auf Analysen und spricht Empfehlungen aus.

Beim Training werden Kompetenzen und Einsichten erweitert.5

Zusammengefasst soll systemisches Coaching zur individuellen Weiterentwicklung von Lern- und Leistungsprozessen von Menschen dienen, im beruflichen wie auch im privaten Umfeld.

Es stärkt nachweislich den Entwicklungsprozess zur Selbststeuerung, zur Selbstorganisation im Sinne einer „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Die Veränderungsaktivität des Klienten wird auf ganzheitlicher Ebene betrachtet.

Das Coaching erfolgt auf freiwilliger Basis als zielgerichtetes, gemeinsam abgestimmtes Vorgehen zwischen Coach und Klient und ist gekennzeichnet durch Akzeptanz, Vertrauen und Kooperation auf beiden Seiten.

Bewährte Coaching-Arten sind das Einzelcoaching und Gruppencoaching.

Stärkenbasierte Kompetenzentwicklung

Kompetenzen sind Handlungsvoraussetzungen, als grundlegende Fähigkeiten, sich in neuen, offenen, unüberschaubaren, dynamischen Situationen zurecht zu finden und aktiv zu handeln. 6

Kompetenzen basieren somit auf gesammelten Erfahrungen und Werten. Diese entwickeln sich vor allem im Tun und Handeln und sind nicht allein theoretisch erlernbar.

Voraussetzungen um Kompetenzen zu entwickeln sind Lernfreudigkeit und Anpassungsfähigkeit.Diese prägen somit auch die berufliche Beschäftigungsfähigkeit.

Um die berufliche Beschäftigungsfähigkeit weiter zu entwickeln sind die Identifizierung der Potentiale und die Förderung sowie die gezielte Ausbildung von Kompetenzen in Betracht zu ziehen.

Gemäß dem KODE® Analyseverfahren (Kompetenz-Diagnostik und –Entwicklung) wird von drei Ebenen der Kompetenzentwicklung gesprochen:

1. Praxiserfahrungen in herausfordernden Projekten

2. Begleitung durch Coaching

3. Training in realen Herausforderungen.7

Der Ansatz der stärkenbasierten Kompetenzentwicklung kommt aus der positiven Psychologie.

Im Fokus steht hier der Perspektivenwechsel, weg von der Problem- und Defizitorientierung hin zur Ressourcenorientierung. Dies erfordert das ressourcenorientierte Zusammenführen von Lernen und Arbeiten.

Es werden dabei Instrumente benötigt, die helfen, die individuelle Kompetenz zur Bewältigung von Herausforderungen in der Praxis zu entwickeln. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt dabei auf der Begleitung von Problemlösungsprozessen durch Coaching.

Wie kann systemisches Coaching zur stärkenbasierten Kompetenzentwicklung eingesetzt werden?

Bei einer Stagnation der persönlichen Entwicklung oder bei neuen, schwierigen Aufgaben kann Coaching zur Unterstützung und zur Bewältigung der Herausforderung eingesetzt werden.

Immer dann, wenn Potentiale erschlossen und zu einer nachhaltigen persönlichen und beruflichen Zufriedenheit sowie zur stärkenbasierten Kompetenzentwicklung beitragen sollen.

Coaching unterstützt den jeweiligen Lernprozess, der immer stattfindet, wenn Herausforderungen oder neue Aufgaben- und Entwicklungsziele anstehen und Kompetenzen entwickelt werden müssen.

Hierfür gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze, Methoden und Tools.

Ein Auszug dessen wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit aufgezeigt.

Welcher Ansatz letztendlich beim Klienten am besten funktioniert, ist in Abhängigkeit der Zieldefinierung individuell im Dialog herauszufinden.

In der systemischen Arbeit wird die Herausforderung des Klienten immer im Kontext mit dem jeweiligen Umfeld betrachtet.

Das Ziel ist es, für schwierige Aufgabe die stärkenbasierten Ressourcen des Klienten zu aktivieren um die beruflichen und/oder sozialen Kompetenzen des Klienten für diese Herausforderung zu verbessern.

Im Rahmen der Ausarbeitung werden die zentralen Elemente des Coachings, insbesondere die Auftragserarbeitung und Fragetechniken, näher betrachtet, die Haltung im Coaching sowie die Lösungs- und Ressourcenorientierung.

Diese Inhalte bilden die Basis dafür, das systemisches Coaching zur stärkenbasierten Kompetenzentwicklung beitragen kann. Im Anschluss wird auf den Einsatz von hypnosystemischen Coaching eingegangen.


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Quellen bis hierher

1 Vgl. Statista (2011): „Spüren Sie in Ihrem Unternehmen bereits den Fachkräftemangel?“
2 Vgl. Karrierebibel (2021): „Mitarbeiterbindung: 6 Säulen + die besten Instrumente.“
3 Vgl. INTERNATIONAL, M. T. (2020): „MTI Studie: Business Coaching in der Personalentwicklung – Zahlen, Daten, Fakten.“
4 Vgl. KOMPETENZRAHMEN.DE: „KOMPETENZ VERBINDET HANDELN UND LERNEN IM KONTEXT – SYSTEMISCH.“
5 Vgl. (dvct), D. V. f. C. u. T. e. V. (2022): „Definition Coaching.“
6 Zitat: Prof. Dr. John Erpenbeck. Prof. Dr. Volker Heyse
7 Vgl. Kodekonzept.com. „Kompetenzentwicklung – Wie lassen sich Kompetenzen entwickeln?“