Selbstreflektion beim Coach und Klienten

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„Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen es in sich zu entdecken“ (Galileo Galilei)

Allgemeine Definition der Selbstreflektion:

Selbstreflektion bezeichnet die Tätigkeit, über sich selbst nachzudenken. Das bedeutet, sein Denken, Fühlen und Handeln zu analysieren und zu hinterfragen mit dem Ziel, mehr über sich selbst herauszufinden. Dabei können wir uns nicht nur selbst als individuelle Person hinterfragen, sondern auch als Teil eines Systems, zum Beispiel als Teil einer Familie oder eines Teams.

Was bewirkt eine Selbstreflektion bei einem Coaching Klienten?

In der Regel beschäftigen sich die Klienten sehr lange mit seiner Situation, bevor sie das erste Mal ein Coaching besuchen. Wenn sich ein Klient dazu entschlossen hat, einen für ihn geeigneten Coach zu besuchen, versucht dieser dem Klienten zuerst einmal eine Hilfestellung zu geben, sein „Gedankenkarusell“ zu ordnen. Meistens teils sind wir Menschen dazu geneigt die Fehler, Probleme oder Ursachen für eine Situation oder ein Verhalten auf Ausstehende oder einen Kontext zu projizieren.

Hier nehme ich das Beispiel eines Klienten auf, der im Grunde nach weiß, dass er Probleme hat „Nein“ zu sagen. Wenn seine Arbeitskollegen ihn um zusätzliche Mehrarbeit bitten, für die er im normalen Tagesablauf keine Kapazitäten hat.

Die Aufgabe des Coaches ist es jetzt, den Klienten dabei zu unterstützen, die Gedanken zu sortieren und zu ordnen, um damit die Möglichkeit einer Selbstwahrnehmung zu generieren. Dies führt zu einer erweiterten Problemansicht und kann dem Klienten eine andere Sicht (Außenansicht) auf sein Problem ermöglichen. Sobald der Klient diese Betrachtungsweise von außen auf sich selbst ändert, können neue Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge erkannt oder hergestellt werden, was dem späteren Lösungsfokussierten Prozess positiv beeinflusst.

Diese zuerst betrachtete positive Veränderung der Sichtweise, hat auch negative Aspekte die berücksichtig werden müssen.

Gerade bei dem oben genannten Beispiel: Der Klient kann nicht „Nein“ sagen, besteht die Gefahr das negative Gefühle oder Empfindung durch die Eigenwahrnehmung bzw. der späteren Selbstreflektion entstehen können. Durch die Eigenwahrnehmen des Klienten, dass er sich zum Beispiel viel Ärger oder negative Emotionen mit Arbeitskollegen oder der eigentlichen Arbeit hätte ersparen können, kommen zum Vorschein. Daher ist es umso wichtiger das der Coach den Klienten gerade in dieser entscheidenden Phase unterstützend bei Seite steht und in Richtung des Prozesses der positiven Lösungsorientierung begleitetet.

Die erweiterte Problemansicht bietet die Basis nun alternative Denkansätze, Handlungen und Wahrnehmungen mit dem Klienten herauszuarbeiten, damit diese anderen Möglichkeiten zur Auswahl hat mit der bisherigen schwierigen Situation am Arbeitsplatz umzugehen.

Der Coach versucht hier gemeinsam mit seinem Klienten Optionen herauszuarbeiten, damit der Klient einen anderen für ihn stressfreieren und angenehmeren Umgang in seinem direkten Umfeld schaffen kann.

Es gibt nun nicht mehr nur die Möglichkeit A: Ich nehme die Mehrarbeit an, um die Kollegen zu entlasten oder Sympathien zu erlangen. Sondern es gibt jetzt zum Beispiel auch die Möglichkeit B oder C um den Klienten von seinem Druck zu entlasten. Die Erweiterung der Handlungsoptionen ermöglicht dem Klienten eine andere und zum Teil neue Art von Gelassenheit wahrzunehmen.

Hierbei kommt es in der Regel zu einer Zunahme der Lernfähigkeit, wobei der Klient durch die Selbstreflektion die Möglichkeiten einer anderen Handlungsweise als vor dem Coaching erkennt. Somit scheint der positive Lösungsorientierte Ansatz zur Selbstreflektion Wirkung zu zeigen. Zur Nachhaltigkeit und Etablierung muss alles Selbsterlernte muss durch regelmäßiges Wiederholen gefestigt werden.

Auswirkungen und Reaktionen des Umfeldes

Im oben genannten Beispiel wird durch die Selbstreflektion innerhalb des Coachings und damit resultierenden Möglichkeiten mit dem Umgang der eigentlichen Situation auf der Arbeit wird nun auch das Umfeld konfrontiert. Somit können die Kollegen auf das veränderte Verhalten des Klienten mit Skepsis, Misstrauen oder Ablehnung reagieren. Die Kollegen verstehen das neue Verhalten des Klienten nicht und fragen sich, warum der Kollege jetzt die Arbeiten der Kollegen nicht mehr so einfach übernimmt wie zuvor.

Warum tritt der Klient selbstbewusster in Gesprächssituationen und bei Entscheidungen auf?

Die Reaktionen der Kollegen und der Umgang des Klienten mit dem Verhalten der Kollegen ist entscheidend für das Weiterführen des Erlernten.

Ein Klient in Richtung der von ihm gewünschten Veränderung zu coachen und ihn damit zu unterstützten ist die eine Sache. Eine andere Frage, die sich mir stellt, ist:

Mit welchen „Nebenwirkungen“ in diesem Prozess kann der Klient einen neuen Umgang rechnen?

Zum einen fühlt der Klient sich mit seinem neuen Handlungsoptionen gestärkt und hat dadurch ein größeres Selbstbewusstsein erlangt, zum anderen stößt das neue Verhalten ggf. auf Missmut der Kollegen die mit dem neuen Verhalten des Arbeitskollegen erstmal nicht zurechtkommen.

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