Resilienz und Ressourcen

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Einführung

In meiner Kindheit hörte ich oft von meinen Eltern:

Du hast vielleicht ein dickes Fell!

Ich habe es immer so hingenommen und wusste nie so recht, was sie damit genau meinten.

Im zunehmenden Alter wurde mir immer wieder gesagt:

Du bist ein starker Mensch. Obwohl du viele Krisen durchlaufen hast, bist du immer noch sehr positiv gestimmt und optimistisch.
Das ist deine Stärke und ich bewundere dich darum.
Du strahlst eine Ruhe und Gelassenheit aus und ich möchte wissen wie du dahin gekommen bist.
Du bist so unaufgeregt.
Du hast ein hohes Maß an Eigenreflexion. Woher kommt das?

Solange ich denken kann waren Klarheit, Sachlichkeit, Selbstvertrauen, Optimismus, der Blick von außen und eine gewissen Distanz Situationen gegenüber meine Wegbegleiter.

In schwierigen Lebenslagen Umstände zu analysieren und einzuordnen, um dann zu handeln, waren für mich selbstverständlich und liefen unbewusst ab.

Ich habe immer zugesehen, dass ich Handlungsfähig war. Egal in welcher Lebenslage. Das hat mir Kraft gegeben schwierige Situationen zu durchlaufen.

Nichts tun war für mich niemals eine Option und ist es bis heute nicht. Wieso war es mir möglich zu handeln? Ich hatte zu jeder Zeit Ressourcen, die sich mir anboten und die ich ergriffen habe. Unbewusst.

Vor einigen Jahren habe ich einen Kurs zur Trauerbegleitung für Erwachsene besucht. Dort wurde mir gesagt, andere müssten Kurse besuchen, um den Blick von außen zubekommen und sachlich zu sein, indem sie Distanz lernten.

Ich lernte im Gegenzug meine Emotionen in Worte zu fassen.

In diesen 80 Stunden hatte ich mir meine wichtigen Ressourcen bewusst gemacht und festgestellt, dass ich ein hohes Maß an Eigenreflexion besitze.

Soziale Kontakte in Beruf und Freizeit, Familie, Freunde, Aufgeschlossenheit neuen Situationen und Menschen gegenüber, Flexibilität zu haben, Lernfreude, analytischen Verstand, im Negativen etwas Positives zu finden und eine große Portion an Lebensfreude auch in schwierigen Lebenslagen, haben mich unbewusst und ganz selbstverständlich begleitet.

Meine Ressourcen verschaffen mir:

– Selbstbewusstsein
– machen mich Handlungsfähig
– geben mir Kraft und Stärke
– machen mich resilient

Mir wurde bewusst:

Ressourcen zu haben ist ein wahres Geschenk und das Fundament für Resilienz.

Ressourcen zu haben bedeutet, Veränderungen im Leben vornehmen zu können. Sei es Privat oder beruflich. Es hat gemeinsam mit meinen Werten, meine Haltung den Menschen gegenüber beeinflusst. So habe ich Demut gelernt.

Ausgangslagen für das systemische Coaching: Haltung – Demut – Kontakt.

Von „meiner Insel“ zur „Experten Insel“

Das Thema Resilienz und Ressourcen sind im systemischen Coachingprozess von maßgeblicher Bedeutung.

Durch Interventionen (systemische Fragestellungen, Tools und Methoden) werden beim Klienten Ressourcen für seine Problemlösung aktiviert.

Welche Ressourcen habe ich, um mein Ziel erreichen zu können?

Bringt es den Klienten auch näher an seine Resilienz?

Ist eigentlich jeder Mensch von Natur aus resilient?

Die Wissenschaftler forschen noch daran.

Resilienz spielt mittlerweile, sowohl im privaten Bereich als auch in der Arbeitswelt und im Gesundheitswesen eine wichtige Rolle.

Es gibt Menschen, die trotz widriger Umstände in ihrem Leben ein zufriedenes und glückliches Leben führen. Es sind resiliente Menschen, die stark aus Krisen hervorgehen.

Seit den 1950er Jahren gibt es Studien zum Thema Persönlichkeitsentwicklung. Den Begriff „Resilienz“ führte der Psychologie Professor Jacob Block ein.

Es folgte in den 1960er Jahren der Psychologe Glen Elder mit einer Stressstudie bei Kindern. Kinder, die sehr gut mit Stress umgehen können sind sehr neugierig und aufgeschlossen und kompetent. Er gab dem Begriff „Resilienz“ eine neue Wichtigkeit in der Pädagogik.

In den 1970er Jahren folgte die US – Psychologin Emma Werner mit ihrer Langzeitstudie auf der hawaiianischen Insel Kauai. Sie beobachtete Kinder in schwierigen Lebenssituationen. Dabei kamen die Kinder aus Familien mit Alkoholsucht, Drogen, Misshandlungen und Armut und geringer Bindung zu den Eltern.

Emma Werner begleitete die Kinder bis ins Erwachsenenalter und stellte fest:

Kinder nehmen nicht automatisch das Leben ihrer Eltern an, sondern haben Kompetenzen und Fähigkeiten trotz aller widriger Umstände, ein erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen.

Sie ging davon aus, Resilienz ist erlernbar und nicht angeboren.

Bis heute ist die Resilienz für die Wissenschaftler von Interesse. Sie sind sich sicher, dass resiliente Menschen ihr Leben als sinnvoll erachten und selber erlebt haben, dass sich etwas verändert, wenn sie handeln.

Resiliente Menschen sind sich ihrer Gefühle bewusst, sind zuversichtlich, haben stabile soziale Kontakte und eine sehr gute Eigenwahrnehmung. Sie haben ein hohes Maß an Eigenreflexion und kennen ihre Ressourcen Ziele zu erreichen.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass man sein Leben lang die eigene Widerstandskraft in Krisensituationen trainieren kann.

Bedeutung der wissenschaftlichen Erkenntnisse für das systemische Coaching

Geht man davon aus, dass jemand resilient ist, wenn er

– sich in Krisenzeiten behaupten kann

– und aus jeder schwierigen Situation oder Unglück stark hervorgeht

– er daraus Kraft schöpfen kann und über sich hinauswächst und widerstandsfähiger wird

– der Mensch ein Leben lang seine Resilienz trainieren kann……

dann können diese Erkenntnisse in verschiedenen Bereichen wie Psychotherapie, Trauerbegleitung, in der Pädagogik oder auch im systemischen Coaching erfolgreich in der richtigen Dosierung genutzt und angewendet werden.

Resilienzförderung im Coachingprozess fördert die Fähigkeit eigene Lösungen für sich und sein Problem zu finden.

Die Eigenreflexion wird aktiviert, soziale Kompetenzen werden klarer, Selbstvertrauen stärkt sich und die Eigenwahrnehmung verändert sich.

Indem unter Anleitung von einem Coach kleine Ziele gesetzt werden, dem Coache seine notwendigen Ressourcen für die Zielerreichung deutlich werden, hat er die Möglichkeit Veränderungen in seinem Leben vorzunehmen und so gestärkt und kraftvoll durch das Leben zu gehen.

Das Buch von Andreas Parzek „Systemische Fragen“ erklärt:

Nicht eine zu ausführliche Ursachenanalyse des „Warum“ und der Vergangenheit steht im Mittelpunkt, sondern die Erarbeitung von Möglichkeiten in der Zukunft.

Dabei unterstellt man, dass jeder Mensch bereits über eine Vielzahl von Ressourcen verfügt, die ihm weiterhelfen können, bestehende Probleme zu lösen. Systemische Fragen bedeutet diese Ressourcen bewusster zu machen und die Aktivierung anzustoßen.

Welche Methoden, Tools helfen dem Coachee beim Finden seiner Ressourcen für sein momentanes Anliegen noch?

Im Grunde geht es bei allen Interventionen im Coachingprozess darum, notwendige Ressourcen aufzudecken.

Hierbei ist die jeweilige Dosierung für die Thematik des Coachees entscheidend.

Vor jedem Coaching ist es wichtig, sich einen Auftrag vom Coachee abzuholen und eine genaue Zieldefinition mit dem Coachee zu erarbeiten. Erst dann können entsprechende Tools/ Methoden zu Ressourcen und Lösungsfokussierung wie: Refraiming (Perspektivenwechsel), Timeline, Ressourcendusche, Inneres Team (hierbei sind die Teammitglieder die Ressourcen) gezielt eingesetzt werden.

Die Aufmerksamkeit wird auf die Ressourcen gelenkt, indem man nach Ausnahmen fragt. Auch Hypothesenbildungen sind möglich.

Erfragen von Unterschieden zwischen Problem und Ausnahme: Was machst du anders? Aber auch Skalierungsfragen nach Zufriedenheit und Motivation (Wie, Womit hast du ein vergleichbares Problem gelöst? Wo hast du das schon einmal positiv erlebt?); Wunderfrage; VAKOG aktivieren Ressourcen und werden genutzt um in die Lösungen übertragen zu werden.

Dies sind nur einige Beispiele.

Ist für den Klienten ein erfolgreiches Coaching mit Ressourcenerkennung erfolgt, kann der Coachee auf die 7 Säulen der Resilienz mit ihren 7 Charaktereigenschaften blicken:

1) Akzeptanz

2) Optimismus

3) Netzwerkorientierung

4) Verantwortungsübernahme

5) Selbstwirksamkeit

6) Lösungsorientierung

7) Zukunftsplanung

Ich durfte diese Entwicklung in Coachingsitzungen mit einem Coachee erleben.

Es war mir eine große Freude.

Anmerkung meinerseits: bei den Recherchen stieß ich auf unterschiedliche Säulen der Resilienz und weiteren Charaktereigenschaften.


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