Pferde und Hunde als Co-Coaches

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Einleitung – Motivation

Das Thema „Coaching“ begleitet mich bereits seit meinem Masterstudium.

Während meines Studiums durfte ich zu dieser Thematik sowohl als Coach als auch als Coachee meine ersten Kenntnisse gewinnen und Erfahrungen sammeln. Schon während meines Studiums wusste ich, dass ich meine Kenntnisse anschließend vertiefen und eine Ausbildung zum systemischen Coach machen möchte.

Seit dem Kindesalter habe ich ein großes Herz für Tiere. Schon früh saß ich auf dem Pferderücken und habe angefangen zu reiten. Wir hatten lange Zeit einen Hund und waren im Kindesalter auch oft auf dem Bauernhof.

Seit 9 Jahren habe ich ein eigenes Pferd und in der gemeinsamen Zeit ist mir bewusst geworden, dass mein Pferd mein größter Lehrmeister ist und mir in vielen Situationen mein Verhalten bewusst gespiegelt und auch sehr viel positive Energie und Kraft gegeben hat.

Mein Pferd hat dazu beigetragen meine eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln.

Durch diese beiden Interessen, das Coaching und die Tiere, habe ich mich dazu entschieden eine intensivere Auseinandersetzung mit dem systemischen Coaching mit Tieren zu führen und in dieser Arbeit theoretische Grundlagen zu erarbeiten sowie aus der Selbsterfahrung heraus zu bestätigen, welche Wirkung die Arbeit mit den Tieren haben kann.
Der Fokus liegt hierbei auf Pferden und Hunden, da bei den beiden Tieren einige Parallelen als Co-Coach zu finden sind.

Abgrenzung und Aufbau der Arbeit

Der Umfang dieser Arbeit ist begrenzt und daher nicht an quantitative oder qualitative Methoden geknüpft. Die Inhalte dieser Arbeit beruhen auf dem eigenen Wissen und Erfahrungswerten meiner Person sowie ausgewählten Quellen.

Die Arbeit startet mit den Grundlagen des systemischen Coachings und wird fortgeführt durch die Grundlagen des tiergestützten Coachings, am Beispiel des pferdegestützten Coachings und des hundgestützten Coachings. Zusätzlich beinhaltet das Kapitel die Integration der Tiere in den systemischen Coaching-Prozess und fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Das Kapitel 4 beinhaltet die Selbsterfahrung, die die gestellte Theorie bestärkt. Ein Fazit schließt die Arbeit.

Theoretische Grundlagen des systemischen Coachings

Definition des Begriffes „System“

Ein System besteht immer aus voneinander abhängigen und sich gegenseitig beeinflussenden Einzelteilen, die gemeinsam ein Ganzes ergeben.

„Daraus entsteht eine zusammenhängende Einheit, die sich von allen, außerhalb des System fliegenden Dingen, abgrenzen lässt. Durch das Zusammenwirken aller Teile des Systems, wird das Verhalten des jeweiligen Systems bestimmt.

Diese Definition von InKonstellation (2021, S.8) beschreibt das System sehr ausführlich und klar. Sie bietet eine gute Grundlage für das systemische Coaching und macht dem Coach bewusst, was ein System ist und wie es im Idealfall funktionieren sollte.

Die verschiedenen Systemebenen

Das System, welches im systemischen Coaching hauptsächlich betrachtet wird, ist das soziale System. Dieses System bildet sich aus den Menschen der Gesellschaft.

Je nach Kontext wird auf unterschiedlichen Systemebenen gearbeitet. In dieser Arbeit wird der Kontext von Personen in ihren verschiedenen Rollen und Umfeldern im Zusammenhang mit dem tiergestützten Coaching beleuchtet.

Unternehmen und Prozesse von Organisationen werden nicht dargestellt, um das Ausmaß der Arbeit nicht zu überschreiten. Bezogen auf die folgende Abbildung wird daher das Verhältnis zwischen den Systemen und Subsystemen angeschaut sowie die Veränderung innerhalb eines Systems.

Die folgende Abbildung zeigt, wie die Systemebenen aufgebaut sind und wie sich das betrachtete System, konkret in dieser Arbeit, der Mensch, eingliedert. Es ist zu erkennen, dass sowohl das „Super-Super“ System, die Gesellschaft, als auch das „Super“- System, die verschiedenen Gesellschaftsgruppen, sowie die verschiedenen Subsysteme des Menschen integriert und abhängig voneinander sind.


Abbildung: Was ist ein System – Systemebenen (InKonstellation, 2021, S. 9)

Der systemische Coaching-Prozess

Ein Coach hat die Aufgabe gemeinsam mit dem Coachee das gesamte soziale System zu betrachten und dadurch die Zusammenhänge, Veränderungen und Abhängigkeiten zu verstehen.

Ziel ist es im Prozess eine Lösung zu erarbeiten welche das gesamte System sowie alle Eventualitäten mit einbezieht.

Klar erkennbar ist in der Abbildung 2, dass ein Coachee immer in mehreren Systemen integriert ist und daher eventuell an vielen Punkten in einem Coaching-Prozess gearbeitet werden können.

Der Coach hat die Aufgabe die Zusammenhänge dadurch wohlmöglich resultierende Veränderungen herauszuarbeiten, zu verstehen und in dem Prozess zu berücksichtigen.

In der Regel sind die meisten Coachees in den Systemen „Familie“ und „Arbeit“ integriert.  Zwei Systeme, welche die Gemeinsamkeit haben, dass der Coachee in beiden zugehörig sein kann. Ändert der Coachee beispielsweise etwas im System „Arbeit“, wie z.B. er wechselt den Arbeitgeber und muss dadurch weitere Strecken zum Arbeitsort fahren oder wird befördert und arbeitet dadurch länger, verändert sich in dem System „Arbeit“ der Kontext.

Dieser Kontext kann also im Umkehrschluss auch, Auswirkungen auf das System „Familie“ haben.

Grundlagen des tiergestützten Coachings

Tiergestützte Interventionen

Bereits seit dem 18 Jahrhundert werden tiergestützte Interventionen in der Therapie als auch der Pädagogik eingesetzt (Greiffenhagen & Buck-Werner, 2007). In den 1960er Jahren wurde die positive Wirkung von Tieren in der Therapie von Boris M. Levinson, einem Kinder-Psychotherapeuten erstmals in seinem Buch „Pet-oriented child psychotherapy”verschriftlicht.

Er selbst machte die Erfahrung, dass er durch seinen Hund Zugang zu den Patienten bekam.

Der Hund diente als Co-Therapeut in der Therapie. Durch das Vertrauen, welches die Patienten zu dem Hund hatten, vertrauten sie sich auch dem Besitzer, also dem Therapeuten, an (Levinson, 1969). Auf dieser Basis wurde die Arbeit mit Tieren weiterverfolgt und über die Jahre wissenschaftlich erforscht.

Außer Pferden und Hunden könnten potenziell auch Lamas (bei Entwicklungsverzögerungen, schweren Traumatisierungen und psychischen Störungen) sowie Delfine (im neurologischen- und physiotherapeutischen Bereich) eingesetzt werden (Konir, 2012). Aufgrund eigener Erfahrungswerte mit Pferden und Hunden sowie der Zusammenführung mit dem Begriff des Coachings, wird unter dem Begriff „tiergestützt“ in dieser Arbeit, der Fokus auf das Pferd und den Hund gerichtet.

Im Folgenden wird das pferdegestützte Coaching sowie das Coaching mit Hunden beschrieben.

Pferdegestütztes Coaching

Das Konzept des pferdegestützten Coachings hat sich über Jahrzehnte entwickelt und entwickelt sich immer weiter. Die letzten Jahre gewann das Konzept immer mehr Präsenz in der Öffentlichkeit und gewinnt auch heute zunehmend an Beachtung (Koch, 2016).

Es ordnet sich in der tiergestützten Pädagogik ein, welche auf die Förderung der Wahrnehmung von eigenen und fremden Emotionen sowie Konfliktmanagement, Empathievermögen und Kommunikationsfähigkeit abzielt (Schwarzkopf und Olbrich, 2003).

Pferde sind sensibel und aufgrund ihres Fluchtinstinkts sind sie wachsam und können Veränderungen in ihrem Umfeld sofort wahrnehmen. Sie nehmen sowohl die Mimik und Körperhaltung als auch die feinsten Signale wie Muskelkontraktionen oder die Atemfrequenz des Gegenübers wahr (Opgen-Rhein, 201 1 ).

Pferde können Emotionen über Spiegelneuronen empfangen und entsprechend darauf reagieren.

Das heißt, sie können gegenüber dem Menschen zum einen das offensichtliche Verhalten widerspiegeln und zum anderen nehmen sie unbewussten Verhaltensweisen wahr (Proops, L., Grounds, K., Smith, A.V. & McComb, K., 2018).

Das pferdegestützte Coaching soll durch die Interaktion mit dem Pferd eine Selbstexploration sowie -reflexion des Coachees auslösen und hervorrufen. Durch die Interaktion und die non-verbale Kommunikation, erhält der Coachee eine direkte, ehrliche und wertneutrale Reaktion auf sein eigenes Verhalten (Kruse & Schröder, 2015).

Es gibt viele Übungen und Interaktionen, die durchgeführt werden können. In dieser Ausarbeitung wird darauf nicht weiter eingegangen.


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