Design Thinking

Ein Blick auf eine kreative Spielwiese

Abschlussarbeit von Alexandra Borgmann, als PDF lesen


„Könnte bitte mal jemand mit dem Kunden sprechen?“

Einleitung

Die Art zu leben verändert sich. Auch die Bedürfnisse von Nutzern und die Art und Weise wie wir zusammenarbeiten hat sich in den letzten Jahren stark verändert.

Wollen wir dem Kunden heute eine zufriedenstellende Lösung bieten, brauchen wir einen Ansatz, mit dem wir den neuen Ansprüchen gerecht werden.

Mein Eindruck aus der Vergangenheit ist, dass wir im Projekt oft nicht verstehen, was der Kunde wirklich braucht. Ich glaube, wenn wir mehr auf den Kunden eingehen, genauer hinhören und seine Bedürfnisse erkennen, können wir bessere Produkte erstellen.

Genau hier setzt Design Thinking an, denn der Kunde ist das zentrale Element im Design Thinking.

Defintion und Entstehung

Geschichte

Herbert A. Simon (US Amerikaner), einer der einflussreichsten Sozialwissenschaftler des zwanzigsten Jahrhunderts schrieb im Jahr 1969 das Buch “The Sciences of the Artificial”.

Seine Arbeit wurde von anderen Wissenschaftlern fortgeführt, bis in den 80er Jahren Rolf Faste in Stanford den Begriff „Design Thinking“ erfand. Heute gelten vor allem Roger Martin und David Kelley als die Väter des heutigen Design Thinkings. Sie haben es raus aus der Wissenschaft hinein in die Wirtschaft gebracht1.

Über den SAP-Mitgründer Hasso Plattner fand die Idee ihren Weg nach Europa. Seit Oktober 2007 gibt es die „HPI School of Design Thinking“ am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam.

Definition

Design Thinking ist ein auf den Menschen fokussierter Ansatz, um Probleme zu lösen, Ideen zu generieren und Innovationen hervorzubringen.

Es ist keine starre Methode, sondern vielmehr eine Denk- und Arbeitsweise. Design Thinking liefert uns Elemente und Methoden. Diese können per Definition genutzt, aber auch variiert, verändert oder ergänzt werden. Es entscheidet sich während des Prozesses, was als geeignet erscheint.

Design Thinking kann als alternatives oder ergänzendes Vorgehen genutzt werden – sowohl bei agilem, als auch bei klassischem Projektvorgehen.2

Wie passt der Begriff „Design“?

Designer haben eine andere Arbeitsweise als andere Bereiche. Sie arbeiten in vielen Iterationen (wiederholte Durchführung eines Vorgangs).

Ein Designer erstellt mehrere grobe Entwürfe, holt sich immer wieder die Rückmeldung des Kunden ein, passt die Entwürfe entsprechend an bzw. verwirft sie, bis er nach und nach die richtige Richtung gefunden hat. Dann geht er ins Detail3.

Auf diese Weise wird auch im Design Thinking gearbeitet – auf der Suche nach der nächsten Innovation.

Damit aus einer Idee eine Innovation werden kann, muß es ein Gleichgewicht zwischen menschlichen Bedürfnissen, technologischer Machbarkeit, sowie der geschäftlichen Durchführbarkeit geben4.

Der Einstiegspunkt im Design Thinking ist immer der Mensch, er steht im Mittelpunkt.

Die Persona

Die Persona ist die Basis für den Design Thinking Prozess und begleitet ihn während der ganzen Zeit.

Der Einstiegspunkt in den Design Thinking Prozess ist der Mensch, für den das Produkt bestimmt ist – also der Nutzer.

Für ihn möchte das Team die bestmögliche Lösung entwickeln. Die Voraussetzung dafür ist, herauszufinden, wo die wahren Bedürfnisse des Nutzers liegen. Um das zu erreichen, stellt sich das Team den typischen Nutzer als „reale Person“ vor.

Jeder Mensch hat seinen individuellen Lebenslauf, Erlebnisse, Eigenschaften, Vorlieben, private sowie berufliche Interessen. Sämtliche Informationen werden gesammelt und visuell dargestellt. Dies erfolgt in sogenannten „Personas“.

Eine Persona ist kein statischer Zustand, sie wird im Laufe des Prozesses überprüft und angepasst.

Zu Beginn werden potenzielle Nutzer von den Teammitgliedern grob skizziert. Diese Skizzen der Nutzer werden im weiteren Verlauf immer detaillierter und fundierter.

In einer Persona werden Kriterien berücksichtigt wie5:

• Beschreibung der Person, z.B.
Alter, Geschlecht, Umfeld, Hobbys, Beruf, Denkweise

• Jobs to be done, z.B.
Welche Ziele hat die Person? Was wird durch das Produkt unterstützt?

• Use cases, z.B.
Wie / wo wird das Produkt genutzt? Was passiert vor / nach der Nutzung?

• Gains, z.B.
Wie machen die aktuellen Produkte den Kunden glücklich?

• Pains, z.B.
Welche Sorgen hat der Nutzer? Hindernisse?

• Denken & Fühlen

• Sehen

• Hören

• Sagen & Tun

Für die Erstellung der Persona sollte man sich ausreichend Zeit nehmen. Dadurch wird auch eine Empathie mit dem zukünftigen Nutzer aufgebaut.

Es ist wichtig, dass alle Beteiligten während des Prozesses den Nutzer und seine Bedürfnisse immer im Blick haben.

Die Personas werden daher oft lebensgroß an die Wände gepinnt.

Die Grundprinzipien des Design Thinking

Der Erfolg von Design Thinking wird maßgeblich durch eine gemeinschaftliche Arbeits- und Denkkultur bestimmt. Diese beruht im Wesentlichen auf 3 Grundprinzipien:

Prozess
Lösungsansätze werden konsequent an den Bedürfnissen und Motivationen der Nutzer ausgerichtet. Sie werden zudem bei der schrittweisen Ausarbeitung in mehreren Zyklen gestaltet und getestet.

Interdisziplinäres Team
Gruppen lösen Probleme kreativer und effizienter, wenn sie aus Menschen unterschiedlicher Disziplinen zusammengesetzt sind.

Kreative Räume
Ein Umfeld, das Kreativität fördert, erleichtert es Gruppen, Lösungsansätze zu entwickeln.

Der Prozess

Wo ist das Problem?

In normalen Projekten ist es üblicherweise so, dass es ein definiertes Problem gibt, zu dem der Kunde eine Lösung vorgibt.

Im Design Thinking gibt es zunächst kein Problem. Dieses muss erst gefunden werden.

Dazu wird ein Suchfeld festgelegt, in dem man dem Kunden eine Lösung anbieten möchte. In diesem Bereich werden die Menschen beobachtet und interviewt. Darüber wird herausgefunden, was besser sein könnte.

Dieses Problemfinding gehört zum Prozess dazu.

Der Design Thinking Prozess6

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1. Verstehen

Zunächst geht es darum ein Gefühl für das Thema zu bekommen – die Aufgabenstellung, den Klienten, Technologien, das Umfeld.

Der Ausgangspunkt dabei ist nicht das Ziel, sondern die Person, die ein Bedürfnis hat oder ein Problem lösen möchte.

    1. Problemlevel definieren
      Ist das Problem erkannt, geht es darum, es auf dem richtigen Level zu definieren.
      Dies wird unterstützt mit erweiternden Fragen (Warum?) oder einengenden Fragen (Wie?).
    2. Gesamtkontext verstehen
      Um den Gesamtkontext näher zu verstehen, können die 6 W-Fragen:
      „Wer, Warum, Was, Wann, Wo, Wie“ genutzt werden.

Das Team geht in dieser Phase in direkten Kontakt mit dem Nutzer. In Interviews will es seine Bedürfnisse erkennen, verinnerlichen und Verständnis für ihn entwickeln.

Es ist wichtig im Kontakt mit dem Nutzer immer reflektiert zu bleiben und immer die Personen im Fokus zu lassen.

Im Gespräch geht es auch darum, hinter die Kulissen zu schauen, tiefer zu graben. Dazu ist es von grundlegender Bedeutung eine große Empathie aufzubauen. Oft kommen gerade in den persönlichen Geschichten und Erlebnissen wichtige Informationen zu Tage.


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1 https://gerstbach-designthinking.com/podcast/dt04-die-geschichte-des-design-thinkings; Abruf 04.07.18
2 https://www.linkedin.com/learning/design-thinking-grundlagen/willkommen-zu-design-thinking-grundlagen?autoplay=true&trk=course_preview; Abruf 20.06.18
3 http://www.preneur.de/was-ist-design-thinking/; Abruf 20.06.18
4 https://www.informatik-aktuell.de/management-und-recht/projektmanagement/innovationstreiber-design-thinking.html; Abruf 20.06.18
5 „Das Design Thinking Playbook“, 2. Auflage, Verlag Franz Vahlen
6 „Das Design Thinking Playbook“, 2. Auflage, Verlag Franz Vahlen
7 https://hpi-academy.de/design-thinking/was-ist-design-thinking.html; Abruf 20.06.18