Das provokative Coaching

im Kontext des systemischen Coachings

Abschlussarbeit von Stefan Stukenborg, als PDF lesen


Definition von Coaching

Coaching ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Beratungsmethoden die drei Grundtypen sind Einzel-, Team- und Projektcoaching. Ebenso wie in der psychosozialen Beratung wird dabei die Entwicklung eigener Lösungen begleitet und gefördert. 1

Methodisch bezeichnet das Wort strukturierte Gespräche zwischen einem Coach und einem Coachee (Klienten) z. B. zu Fragen des beruflichen Alltags wie Führung, Kommunikation, Organisation und Zusammenarbeit. Die Ziele dieser Gespräche reichen von der Einschätzung und Entwicklung persönlicher Kompetenzen und Perspektiven über Anregungen zur Selbstreflektion bis hin zur Überwindung von Konflikten mit Mitarbeitern, Kollegen oder Vorgesetzten. Dabei fungiert der Coach als neutraler, kritischer Gesprächspartner und verwendet je nach Ziel Methoden aus dem gesamten Spektrum der Personal- und Führungskräfteentwicklung. 2

Das Wort „Coach“ bedeutet ursprünglich „Kutsche“ und ist in der englischen Sprache seit 1556 nachgewiesen. Seit 1848 wurde eine umgangssprachliche Verwendung des Begriffs für private Tutoren für Studenten beobachtet, im sportlichen Bereich wird das Wort seit 1885 in England und den USA gebraucht. Coaching wird im Englischen wie folgt definiert:

„Coaching refers to guidance and feedback about specific knowledge, skills, and abilities involved in a task.

(Coaching bezieht sich auf die Anleitung und die Rückmeldung zu spezifischem Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten für eine bestimmte Aufgabe.)“3

Abgrenzung zur Psychotherapie

Die Psychotherapie hat sich nach Ansicht einiger Autoren erst zum Ende des 20. Jahrhunderts zu einer wissenschaftlich begründeten Heilbehandlung entwickelt. Einige Erkenntnisse und Methoden konnten sowohl in der Psychotherapie als auch beim Coaching eine Wirkung im Sinne eines Erfolges nachweisen. 4

Zu diesen so genannten Wirkfaktoren gehören:

Ressourcenaktivierung: Der Therapeut oder Berater verdeutlicht dem Klienten seine positiven Möglichkeiten, Eigenheiten, Fähigkeiten und Motivationen, damit sich dieser seiner Stärken bewusst wird und dies im Folgenden auch zur Lösungsfindung nutzen kann.

Problemaktualisierung: Die Gesprächsführung wird so gestaltet, dass der Klient z. B. problematische oder belastende Erfahrungen und Emotionen in der Sitzung erneut erlebt. Diese fasst der Coach (oder Therapeut) in Worte und macht sie damit „greifbar“ und lösbar.

Unterstützung bei der aktiven Problembewältigung: Hier macht der Klient zunächst im Gespräch die Erfahrung, dass er anstehende Herausforderungen oder Probleme aus eigener Kraft bewältigen kann, die ihm bisher als nicht lösbar erschienen sind. Anschließend kann und soll er Problemlösungen mit steigendem Schwierigkeitsgrad eigenständig in der Praxis ausprobieren.

Motivationale Klärung: Dabei hilft der Therapeut oder Berater dem Klienten, seine bewussten oder unbewussten Motive, Ziele und Werte klarer zu sehen. Dies fördert das Verständnis dafür, warum der Patient sich so verhält und so empfindet und nicht anders.

Die Abgrenzung zwischen Psychotherapie und Coaching beschreiben Maja Storch und Frank Krause mit den Worten: „Diejenigen Fachpersonen, die ZRM (Zürcher Ressourcen Modell, d. V.) im Beratungssetting oder im Coaching anwenden möchten, bitten wir, diese Begriffe mental zu ersetzen. Statt ‚Psychotherapie‘ kann man ‚Beratung‘, ‚Training‘ oder ‚Coaching‘ denken, statt ‚Patient‘ empfiehlt sich ‚Klient‘. 5

Neben der Abgrenzung über verschiedene Begrifflichkeiten, gibt es auch die Abgrenzung im medizinischen Kontext. Ein Coach ist kein ausgebildeter Therapeut. Um das abzugrenzen wird in der Praxis eine Grenze gezogen, sobald der Klient klare depressive Verstimmungen oder Suizidgedanken äußert. Stellt der Coach dieses im Verlaufe des Gespräches fest, so sollte er aktiv die Hilfe einer Therapeuten anbieten und das Coaching beenden, denn er darf nicht mit physisch kranken Menschen arbeiten, das ist Aufgabe des Therapeuten.6

Abgrenzung Systemisches Coaching

Systemisches Coaching bezeichnet ein Beratungsformat zur Unterstützung bei alltäglichen Fragen der persönlichen Lebensführung im beruflichen und privaten Bereich. Der Begriff Coaching wird als Sammelbegriff für unterschiedliche Settings verwendet (z. B. Einzelcoaching, Karrierecoaching, Teamcoaching, Businesscoaching, Projektcoaching).

Systemisches Coaching ist ein Beratungsformat, welches sich auf die gleichen Grundlagen und Methoden beruft, wie andere „Systemische“ Beratungsformate, etwa – Systemische Beratung, Systemische Therapie, Systemische Supervision und Systemische Organisationsentwicklung.

Zu diesen Grundlagen zählen:

Systemtheorie, Konstruktivismus, Kybernetik zweiter Ordnung und Synergetik.

Methodisch speist sich systemisches Coaching aus sehr heterogenen Quellen, die grundsätzlich aus Alternativen zu einem klassischen, analytischen und direktiven Verständnis von Beratung entstanden sind. 7

Zu diesen Quellen zählen unter anderem:

• Verfahren der Systemanalyse (Transaktionsanalyse)

• Systemische Fragetechniken (Skalierungsfragen, Hypothetische Fragen, Erlaubnisfragen, dissoziative und assoziative Fragen)

• Reflecting Team

• Aufstellungsarbeit (Figurenaufstellung bzw. Systembrett, System- bzw. Familienaufstellung, Strukturaufstellung, Skulpturen)

• Hypnotherapie

• Reframing

• Narrative Therapie

• Externalisation und Metaphernarbeit

Im sehr unübersichtlichen Coachingmarkt positioniert sich „Systemisches Coaching“ zunächst als ein weiteres, frei verwendbares Label, das nur durch eine fundierte und durch seriöse Fachverbände zertifizierte Ausbildung eine nennenswerte Aussagekraft erlangt. Neben Referenzen und persönlicher Empfehlung ist die Ausbildung eines der wichtigsten Auswahlfaktoren. 8


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Quellen bis hierher

1 Handbuch Coaching. 3. Auflage. Hogrefe, Göttingen.
2 Kanning: Wenn Manager auf Bäume klettern … Lengerich 2013
3 BERNARD. M. BASS: The Bass Handbook of Leadership, Theory, Research & Managerial Applications. 4. Auflage. New York 2008, S. 109
4 Christian Reimer u. a.: Psychotherapie. 2007, S. 25 f.
5 Maja Storch, Frank Krause: Selbstmanagement –ressourcenorientiert. 4. Auflage. Zürich 2007
6 Peter Reitz, change active academy, Homepage; Alexandra Daskalaki, Homepage
7 David G. Myers: Psychology. 9. Auflage. New York 2010, S. 651.
8 S. Greif: Die härtesten Forschungsergebnisse zum Coaching-Erfolg. In: Coaching-Magazin. 3/2008