Coachinggeschichte für Männer

“Bin am Meer” – Udo Schröter

Abschlussarbeit von Stefan von Hatten, als PDF lesen


Inhalt des Buches

Informationen über das Buch

Das Buch „Bin am Meer“ – geschrieben von Udo Schröter – handelt von seiner Selbsterfahrung während eines einwöchigen Angelurlaubs auf Meerforellen an der Küste.
Udo Schröter – ein Mann mittleren Alters, selbständiger Autor, Verleger, Berater – ist auch auf der Suche nach Ruhe und Reflektion – und begegnet hierbei Leif, seinem Angel-Guide und weisem Lebensberater.
Udo Schröter hat für seinen Urlaub einen Guide gebucht, der es ihm ermöglichen soll, möglichst schnell zum Erfolg zu kommen. Denn Meerforellen sind schwer zu überlisten und gehören in den Anglerkreisen zu den ganz besonderen Fischen, deren Ruf schon fast legendär ist. Er wird auch der Fisch der 1000 Würfe genannt.
Die Woche am Meer entwickelt sich für ihn jedoch anders, als ursprünglich gedacht. Leif ist nicht nur ein Guide, sondern coacht seine „Kunden“ – besser Klienten – inmitten des Naturerlebnisses und erdet und ankert sie durch die Rückführung zum Instinkt des Mannes – dem Jagdinstinkt in Verbindung mit den alten Naturinstinkten und den ursprünglichen Wünschen des Mannes.
Das Buch spiegelt sehr stark die klassischen Rollen wider: Udo Schröter, der gestresste Selbstständige, Mann mittleren Alters, Familienvater, Hausbesitzer der getrieben im Alltag seine Wurzeln nicht mehr spürt und – so seine Erkenntnis – den Mann in sich verloren hat. Leif – der weise, alte, ruhige, seriöse naturerfahrene, weißhaarige, wettergegerbte Mann und Leif Frau – die „ganz hervorragend“ Brot backen kann.
Neben diesem leicht martialischen Ansatz und dem daraus resultierenden „klassischen“ Rollenverständnis bietet das Buch jedoch einige sehr interessante Ansätze – und als Mann (und Angler Insbesondere) fühlt man sich schon verstanden und die angewendeten Methoden, dargestellten Weisheiten zielen in Richtung Entschleunigung, Nachhaltigkeit, Konsumverzicht, Vertrauen auf eigene Instinkte, Fokussierung und Konzentration, die Rolle des Mannes in der neuen Gesellschaft und Naturerleben und Naturschutz.

Beschreibung des Coachingprozesses

Männer / Wunsch nach „Back To The Roots“

Der Urlaub von Udo Schröter beginnt mit der Anreise, dem ersten Telefonat mit Leif – und damit, dass er ab sofort sein Smartphone in der Nachttischschublade einschließen muss. Leif ist hier wenig kompromissbereit und gib von Anfang an klar die Richtung vor. So kann Udo Schröter schon am ersten Abend ankommen und „entschleunigen“.

Am nächsten Morgen treffen sich die Beiden pünktlich um 7:00 am Strand zum ersten gemeinsamen Angeln. Udo Schröter ist – wie unter Anglern üblich – mit dem besten Equipment ausgestattet, hat hunderte verschiedene künstliche Köder dabei (er selbst beschreibt sich als Opfer des perfekten Marketings der Angelindustrie). Seine erste Erkenntnis hier ist auch schon, dass er die Übersprungshandlung und Kompensation versteht – je höher der Druck im alltäglichen Leben, desto mehr kaufte er für den anstehenden Urlaub ein.

Der erste Morgen ist bereits eine wirkliche Lehrstunde für Udo Schröter – seinem alten Muster folgend, kommt er am Strand an und möchte am liebsten direkt die ersten Würfe machen. Leif bremst ihn ein. Sein Ritual: erst einmal an den Strand setzen und einen Kaffee trinken. Und die Natur und das Meer beobachten und fühlen. Die Instinkte wach werden lassen, ankommen. Udo Schröter kämpft hier mit seiner Ungeduld, fühlt sich aber schnell in die Situation ein und folgt den Anweisungen von Leif – und spürt schnell den Erfolg. Seine Erkenntnis hier: in seinem gehetzten Dasein übersieht er das Wesentliche und er spürt zum ersten Mal in diesem Urlaub seine Instinkte.

Die Köderwahl ist die nächste Herausforderung. Er muss sich für einen seiner hunderten Köder (Blinker, Spinner und Wobbler) entscheiden – und ist gefangen in dem Kreislauf zwischen Denken, Fühlen und den Versprechen der Werbeindustrie. Leif lässt ihn alle Köder auf einen Haufen werfen – und sich für einen entscheiden, mit dem er die ganze Woche fischen soll. Die Reduzierung auf das Wesentliche ist hier die Botschaft von Leif an Udo Schröter.

Die nächste Lektion für Udo Schröter gibt es, als er nach längerem Fischen – eine kapitale Meerforelle hakt. Und diese kurz vor der Landung verliert – er war unkonzentriert und mit den Gedanken nicht bei der Sache und hat den Anbiss des Fisches schlicht verschlafen. Leif nutzt diese Situation, um Udo Schröter – anhand einer Parabel – zu verdeutlichen, dass er im „hier und jetzt“ sein soll. Und nicht, während er das Eine tut, schon an das Andere denkt.

So geht es weiter in dem Buch und in dem Urlaub – Leif konfrontiert Udo Schröter immer wieder mit Herausforderungen, Gleichungen, Methoden – und Udo Schröter lernt mit jedem Tag mehr, auf seine Instinkte zu hören, der Natur zu lauschen und lernt seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse endlich (wieder) kennen.

Im Laufe der Woche kommt es zu dem eigentlichen und zentralen Thema des Buches:

Das Rad des Lebens

Arbeit

„Unser tägliches Brot gib uns heute“- der Täglich-Brot-Stein

Die Botschaft von Leif hier ist eindeutig – natürlich müssen wir durch Arbeit unser tägliches Brot verdienen – aber auch hier ist seine Botschaft die der Ausgeglichenheit: „Alles, was wir über den täglichen Bedarf hinaus erwirtschaften, geht auf Kosten unserer Zeit für uns selbst, den Stamm und die Schöpfung.“

„Deine Talente leben – oder zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.“ – der Talentstein

Leif legt den Talentstein – und verbindet dieses mit der Botschaft an Udo Schröter. Es ist schon im ersten Augenblick klar, dass es hier um die eigenen Talente geht. Hier stellt sich für Udo Schröter direkt die Frage: „Woher weiß ich denn, mit welchem Talent ich gesegnet bin?“ – Leifs Antwort hierauf: „Das Gesetz der Widerstandslosigkeit verrät es Dir! Alles, was Dir leichtfällt und bei Dem Du nicht viel Energie aufbringen musst, um es zu tun, sondern dir sogar noch Kraft gibt, weist schon mal auf ein Talent hin.“

Interessant hier ist die Analogie zu einem im Vorfeld definierten Gesetzes der Natur: Das Gesetz der Widerstandslosigkeit. Leif erklärte es anhand der Beobachtung der Meerforellen. Diese ziehen zu einer bestimmten Jahreszeit aus dem Meer (i.d.R. im Herbst) Bäche und Flüsse hoch, um die Laichgründe zu erreichen. Und sie warten auf die günstigsten Gelegenheiten – Flut und Regen. Damit ist der Übergang in die Flüsse und Bäche aufgrund der hohen Wasserstände leichter – die Fische sparen Kraft und erhöhen somit die Chance im Laichgebiet anzukommen. Leif definiert das Gesetz der Widerstandslosigkeit als ein kluges Naturgesetz – und zieht hier beim Talentstein den Vergleich zu Udo Schröters jetziger Lebenssituation – dieser empfindet seine Arbeit als Belastung und energiezehrend.

„Unsere größten Lehrer sind unsere Erfahrungen“ – der Wissensstein

„Der dritte Stein ist der Wissensstein“ – so die Aussage von Leif, als er diesen Stein dem Gebilde hinzufügt. Er verweist hierbei auf den Umstand, dass in unserem Leben der Größte Lehrer unsere Erfahrungen seien. „Dein Wissen ist Dein Erfahrungsschatz und der Zugang zu diesem Schatz ist die Intuition“ und „Aber es gibt kein Scheitern“. Mit diesen Botschaften vermittelt er, dass Männer Mut brauchen und ihrer Intuition vertrauen sollen (dem Bauchgefühl) und sich we- niger auf ihren Verstand verlassen sollen – denn der größte Lehrer und der größte Wissensschatz sind die Erfahrungen im Leben eines Menschen und die daraus resultierende Intuition.

Der Stamm

„Der nächsten Generation eine Welt übergeben, die Zukunft hat“ – der Kinderstein.

Es ist offensichtlich, dass es Leif bei dem Bereich des Stammes um Familie, Freunde und Beziehungen geht. Konsequent verfolgt er hier aber den archaischen Ansatz – und nennt diesen Bereich „Der Stamm“. Ein wichtiger Teilbereich sind für ihn Kinder. Er plädiert dafür, dass der Erfahrungsschatz der Männer über Geschichten an Kinder weitergegeben werden soll – und gleichzeitig motiviert er, dass Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen sollen.

Hier taucht schnell das innere Bild des erzählenden, weisen, alten Mannes vor dem prasselnden Kaminfeuer im Winter auf – die Kinder hocken im Kreis um ihn und lauschen gebannt seinen Erzählungen. Ein zentraler Satz „Vieles hätte ich verstanden, wenn man es mir nicht erklärt hätte.“ => „Erklären wir den Kindern nicht die Welt, sondern lassen wir sie ihre Erfahrungen machen.“ Selbstverständlich hat Leif noch eine weitere Botschaft für Udo Schröter – nachhaltiges Leben. Wir haben eine Verantwortung für die Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen.

„Die Kraft der Übergänge“

Ein spannender Punkt, der stark an die Riten der Indianer erinnert. Der Übergang von Kind zu Jugend, Jugend zu Mann, Mann zu Großvater (alter, weiser Mann), vom Großvater ins nächste Leben – diese Übergänge soll ein Mann spüren und feiern, sich besinnen und bewusst reflektieren und die neue Lebensphase gestalten.

„Die Partnerschaft – eine Tankstelle für die Seele“ – der Partnerschaftsstein

„Ein Ort für Vertrautheit und Intimität… eine Tankstelle für die Seele.“ ist die Botschaft von Leif für Udo Schröter. Dessen kriselnde Partnerschaft ist Grund für das Gespräch. Die Botschaften von Leif sind klar: Halte Dich an die Vereinbarungen, verbringe bewusst Zeit mit Deiner Frau und Deiner Familie und sehe den Schatz, der sich darin befindet.

„Ein Mammut kann man nicht allein erlegen.“ – der Gemeinschaftsstein

„Wir sind alle Teil einer größeren Gemeinschaft. In den Jägerkulturen lebten alle Generationen miteinander im Stamm, und jede hatte ihre Aufgaben und ihre Verantwortung für den Stamm. Wir sind gemeinsam zur Jagd gegangen, haben gemeinsam gegessen, gefeiert, die Kinder erzogen und den Geschichten der Alten zugehört. Unsere Zelthäuser standen dicht beieinander, und das Lagerfeuer war der Platz, an dem wir uns versammelt haben. Und tief in unserem Inneren sehnen wir uns dahin zurück.“

Leif zeichnet hier ein Bild der „guten, alten Zeit“ – welches im Kontrast zu unserer modernen Zeit steht. Hier zählen Individualisierung, Selbstverwirklichung, Egoismus als neue Werte. In dieser Diskrepanz (Instinkt vs. Realität) liegt – so Leif – ein weiter Grund für die Unzufriedenheit und Unausgeglichenheit der Männer. Der Mensch der letzten 100.000 Jahre war ein Stammesmensch – der Stamm, die Familie, die Gemeinschaft brachte Sicherheit, Schutz, Gemeinschaft. Hier wurden Kinder aufgezogen und profitierten von den Erfahrungen des Stammes – der moderne Mensch existiert erst seit 2.000 Jahren. Wie können wir glauben, dass die über 100.000 Jahre gelebten Rituale keinen Wert mehr für uns haben?


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