Coachingausbildung als Vorbereitung

für eine erste Führungsposition

Abschlussarbeit von Stefanie Schütz, als PDF lesen


People leave managers, not Companies.

Marcus Buckingham

Grundprinzipien des systemischen Coachings

Die Führungskraft als Coach“ kann man mittlerweile an vielen Stellen lesen.

Doch was ist denn nun ein Coach bzw. Coaching und was genau bedeutet systemisches Coaching?

Sonja Radatz beschreibt dies in ihrem Werk „Einführung in das systemische Coaching“ als „Beratung ohne Ratschlag“. Häufig wird es auch umschrieben als „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Dem Coaching liegt die Annahme zugrunde, dass der Coachee die Lösung seines Problems bereits in sich trägt und alle dafür notwendigen Ressourcen vorhanden sind.

Weniger geht es darum maßgeschneiderte Lösungsansätze zu liefern als vielmehr einen Prozess zu entwickeln und begleiten, der dem Coachee ermöglicht, auf diese Ressourcen zuzugreifen.

Geht man davon aus, dass jeder seine Wirklichkeit nicht erlebt, sondern sich individuell konstruiert, so lässt dies schlussfolgern, dass nicht nur Probleme konstruiert werden können, sondern der Mensch ebenso in der Lage ist die passenden Lösungskonzepte zu entwickeln.

Da die konstruierte Wirklichkeit des Coaches eine gänzlich andere sein kann, als die des Coachees, ist es umso bedeutender in der Rolle des Coaches keine Lösungen vorzugeben.

Die angebotenen Ansätze können in der konstruierten Welt des Coaches ein stimmiges Bild erzeugen und erfolgsversprechend wirken. Dies heißt aber noch lange nicht, dass sie in die Konstruktion des Coachees passen.

Zudem ist es deutlich wirkungsvoller, wenn der Coachee aus eigener Kraft seine Ressourcen erkennt und damit zur Lösung seines Problems gelangt.

Systemisch bedeutet an der Stelle, die Aufmerksamkeit nicht ausschließlich auf den Coachee zu legen, sondern zu berücksichtigen, dass er Teil eines Systems ist und die verschiedenen Elemente des Systems und deren Zusammenwirken ebenfalls mit in Betracht zu ziehen.

In der systemischen Arbeit des Coachees wird sodann versucht, der Komplexität des Systems gerecht zu werden und die gegenseitigen Beeinflussungen und Wechselwirkungen zu beschreiben und mit in die Lösungsfindung zu integrieren.

Maßgeblich dafür, ob ein Coachee sein Ziel erreicht und zur Lösung seines Problems kommt, ist der entsprechende Rahmen, der ihm geboten wird und in dem Coach und Coachee zusammenkommen.

Die Prinzipien, die diesen Rahmen schaffen und zwingend erforderlich sind, um dem Coachee das Gefühl von Vertrauen und der Möglichkeit sich vollends zu öffnen geben, finden sich in der folgenden Übersicht.

Wechselwirkung statt linearer Kausalität

Wie es der Name schon sagt, steht bei dem systemischen Coaching der Coachee sowie die Systeme, in denen er sich bewegt und die von Relevanz sind, im Mittelpunkt der Arbeit.

Insbesondere in Bezug auf die Zusammenarbeit in Unternehmen kann nicht klar zwischen Ursache und Wirkung unterschieden werden.

Die Verhaltensweisen der beteiligten Personen haben eine Auswirkung aufeinander und beeinflussen sich gegenseitig.

Somit steht bei der Arbeit im Coaching nie im Fokus auslösende Faktoren für Situationen oder Schuldige zu finden, sondern vielmehr darum, die herrschenden Wechselwirkungen zu verstehen und sie zu ändern, um zu dem gewünschten Ergebnis zu gelangen.

Neutralität

Wesentlicher Bestandteil der Haltung eines Coachs sollte Neutralität sein.

Nicht nur gegenüber dem Coachee und seinen Ansichten, sondern in Bezug auf alle relevanten Perspektiven, der am System beteiligten Positionen.

Neutralität kann zum Beispiel dadurch signalisiert werden, dass der Coach eine gewisse Neugierde für alle Sichtweisen einbringt und dies mit wertfreien Fragen untermauert.

Wissen des Nicht-Wissens

Die Grundhaltung des Nicht-Wissens unterstreicht den Ansatz, dass die Lösung des Problems, das der Coachee bearbeiten möchte, in dem Coachee liegt.

Nur mit der Haltung, nicht zu wissen, was das Beste für den Coachee ist, agiert der Coach als Befähiger und Ermöglicher.

Es werden Hypothesen formuliert anstelle Ratschläge zu geben.

Sollte der Coachee den Coach dennoch als Experten ansehen und gezielt Ratschläge einfordern, empfiehlt es sich durch zirkuläre Fragen andere Sichtweisen durch den Coachee einnehmen zu lassen, nach denen er implizit fragt.

Wertschätzung und Respekt

Basis für eine fruchtbare Zusammenarbeit bilden Wertschätzung und Respekt.

Die Situation des Coachee wird in keinem Fall bewertet geschweige denn abgewertet.

Vielmehr wird fokussiert, welche guten Absichten im aktuellen Problemverhalten liegen und wie diese als Teil einer Lösungsstrategie angesehen werden können.

Lösungsorientierung und Ressourcenorientierung

Im Gegensatz zur Problemfokussierung erfolgt bei der Arbeit im systemischen Coaching die Ausrichtung auf die gewünschte Lösung.

Durch gezielte Fragen, wie zum Beispiel

– Angenommen, Dein Problem existiert nicht mehr. Was ist nun anders?

– Welche Ausnahmen des Problems gab es bislang und was war damals anders?

wird der Coachee in den Lösungszustand gesetzt.

Außerdem werden gleichzeitig beteiligte Ressourcen abgefragt, die zur Herbeiführung der Lösung verhelfen können.

Orientierung am Coachee

Als einer der ersten wichtigen Schritte im Coaching Prozess steht die Auftragsklärung.

Ziel dieser ist die Erlangung eines einheitlichen Bildes hinsichtlich des gewünschten Ziels und der Kriterien, anhand derer die Erreichung des Ziels festgemacht werden kann.

Da der Coachee der Experte für sich selbst und damit auch seine Lösung ist, trägt er die inhaltliche und damit Ergebnisverantwortung wohingegen der Coach der Experte für den Prozess ist.

Wirklichkeit als reine Konstruktion

Die eigene Wirklichkeit ist wenig „wirklich“ – vielmehr eine subjektive Konstruktion basierend auf individuellen Erfahrungen und Werten.

Demnach geht es nicht darum herauszufinden was richtig oder falsch ist, sondern neue Perspektiven und Sichtweisen einzubringen und damit neue Bedeutungsgebungen für den Coachee zu ermöglichen.

Neben der Vermittlung des notwendigen Mindsets umfasst die Ausbildung eine Fülle an verschiedenen Methoden und Konzepten.

Zentrales Element sind zudem systemische Fragen.

Wer fragt, der führt!“ heißt es oft – und in der Tat steckt hierin durchaus sehr viel Wahres – auch und vor allem aus der Sicht des Coachings.

Dort wird, wie bereits geschildert, davon ausgegangen, dass Coachees alle Ressourcen und Kompetenzen zur Lösung ihres Problems besitzen. Das ist ein grundsätzliches Menschenbild, von dem bei der systemischen Arbeit ausgegangen wird.

Mit den richtigen Fragen in Richtung des Coachees können die notwendigen und relevanten Selbstreflexionsprozesse angestoßen werden um der Lösung des Problems, das der Coachee in sich trägt, näher zu kommen.

Die richtige Haltung als Basis erfolgreicher Führung

„Was zeichnet eine erfolgreiche Führungskraft eigentlich aus?“

„Was muss ich tun, um diese Rolle zu meistern?“

„Was genau ist meinem Team wichtig?“

„Bin ich überhaupt geeignet Führungsverantwortung zu übernehmen?“

„Bin ich fachlich versiert um meinem Team dienotwendige Führung bieten zu können?“

….

Sicherlich nur einige von vielen Fragen, die in den Köpfen derjenigen präsent sind, die vor ihrer ersten Führungsverantwortung stehen und unbedingt alles richtigmachen wollen.

Es lohnt sich kurz innezuhalten und sich mit der Frage zu beschäftigen, welche Aspekte einem selbst mit Blick auf die eigene Führungskraft wichtig sind.

Sicherlich spielen die fachliche Kompetenz sowie die Übernahme von Verantwortung und das Treffen von Entscheidungen eine wichtige Rolle.

Vielmehr ist es für Mitarbeitende jedoch entscheidend, dass sich Team und Führungskraft auf Augenhöhe begegnen, der Mensch hinter der „Ressource“ von Interesse ist und geschätzt wird.

Vorgesetzte, die als Coach auftreten und mit der damit einhergehenden Haltung, die die persönliche Weiterentwicklung eines jeden ermöglicht und das Team ermutigt, Verantwortung zu übernehmen, sind gefragt und werden langfristig erfolgreich sein.

Es geht darum sich den Menschen und den Herausforderungen, denen er begegnet, zu widmen.

Hierbei steht weniger die Vorgabe des Lösungswegs oder gar die eigene Übernahme der Aufgabe im Vordergrund als vielmehr die Unterstützung des Mitarbeitenden dahingehend die Lösung selbst zu finden und Reflexionsprozesse anzustoßen.

Die Führungskraft sollte die Mitarbeitenden befähigen bzw. dahin entwickeln, die Aufgaben eigenständig lösen zu können.

Stärken sollten gestärkt und Schwächen verringert werden.

Sobald diese grundlegenden Vorrausetzungen erfüllt sind, ist eine Basis geschaffen, die vertrauensvolle, effektive und motivierende Zusammenarbeit im Team ermöglicht.

Im Rahmen der Ausbildung zum systemischen Coach spielt das Thema Haltung, wie bereits im vorherigen Abschnitt beschrieben, eine zentrale Rolle.


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