Coaching-Methoden in der Teamentwicklung

Abschlussarbeit von Laura Thau, als PDF lesen


Einleitung

Systemisches Coaching unterstützt Klienten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und bietet ein lösungsorientiertes Verfahren, um Ressourcen des Klienten zu stärken und die Bewältigung von z.B. Konflikten, Entscheidungen und persönlichen Herausforderungen zu unterstützen.

Beim Teamcoaching geht es darum, das gemeinsames Erleben des Teams zu begleiten sowie die Reflexion und das Öffnen neuer Möglichkeiten anzuregen, um Lösungen für Herausforderungen, Entscheidungen oder Konflikte gemeinsam zu erarbeiten.

Wie das Einzelcoaching Persönlichkeitsentwicklung unterstützt, fördert das Teamcoaching die Teamentwicklung.

Teams sind kleinere Gruppen, die ein gemeinsames Ziel verbindet, für das sie zusammenarbeiten. Zudem teilen Teams normalerweise eine gemeinsame Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft z.B. in einem Unternehmen.

Im Gegensatz zum Einzelcoaching spielt beim Teamcoaching die Dynamik und die Interaktion der Teammitglieder eine große Rolle. Es kann Unterschiede bei Einstellungen und Werten zwischen den einzelnen Teammitgliedern geben. Dies führt zu einer erhöhten Komplexität.

Für die Rolle des Coaches ist – genau wie beim Einzelcoaching – die Haltung entscheidend.

Auch in der Teamentwicklung hat der Coach keine eigene Agenda oder Ambitionen. Er vertritt die Grundauffassung, dass das Team alle Ressourcen hat, um das Ziel zu erreichen.

Er bietet Prozesse und Methoden zur selbstständigen Erarbeitung der Lösung.

Der Coach ist allparteilich, d.h. keine Person im Team wird bevorzugt, für keine Person wird Partei ergriffen und der Coach sympathisiert nicht mit einzelnen Teammitgliedern. Zudem bringt der Coach keine eigene Bewertung ein.

Die neutrale Haltung ist entscheidend für den Erfolg der Maßnahme. Der Coach hat die Aufgabe den Erkenntnisprozess des Teams zu fördern.

Dafür ist eine klare Zielsetzung der Teamentwicklungsmaßnahme und der Einsatz von gezielten Methoden erfolgsentscheidend.

In Abgrenzung zum Training vermittelt der Teamcoach keine Inhalte, sondern gestaltet und begleitet den Prozess der Lösungsfindung.

Im systemischen Coaching gibt es eine Vielzahl an etablierten Methoden und Tools, um den Klienten in seiner Lösungsfindung zu unterstützen.

Diese kann man auch im Teamcoaching nutzen. Es bedarf jedoch einer Anpassung aufgrund der veränderten Anforderungen in der Arbeit mit einem Team. In dieser Arbeit werden fünf systemische Coaching-Methoden angepasst auf den Einsatz im Teamcoaching vorgestellt.

Hierbei werden jeweils die Rahmenbedingungen wie der Kontext, in dem die Methode eingesetzt wird, die Dauer und die Gruppengröße sowie die Zielsetzung und der Ablauf aufgezeigt. Teilweise wird das dahinterliegende Modell kurz zusammengefasst.

Das Ziel der Arbeit ist allerdings nicht die detaillierte Erklärung der Modelle, sondern der Fokus liegt auf der praktischen Anwendung der Methoden im Team-Kontext.

 

Vorstellung der Methoden in der Teamentwicklung

Wertequadrat

Kontext: Konflikte, Kommunikation, Führung, Veränderung,
Dauer: 45-90 Minuten, Gruppengröße: bis 12 Personen

Kurzbeschreibung des Modells

Die Grundannahme des Wertequadratsist, dass jedes Persönlichkeitsmerkmal aufgrund von Grundwerten und Einstellungen des Bewertenden sowohl negativ als auch positiv bewertet werden kann.

Daher werden im Wertequadrat die Werte aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Dazu wird von einem Wert, der positive Gegenwert, als auch dessen jeweilige negative Übertreibung gebildet (vgl. Abbildung 1).

Ausgangslage & Zielsetzung

Das Modell eignet sich speziell in Konfliktsituationen mit unterschiedlichen Wertevorstellungen. Dabei können unpassende gegenseitige Zuschreibungen transparent gemacht werden und Schärfe aus dem Konflikt genommen werden. Im Vordergrund steht die Diskussion der Selbst- und Fremdsicht der Werte und Eigenschaften.

Feedback und Wahrnehmungen können dadurch transparent gemacht werden. Durch ein gegenseitiges Verständnis für die Sichtweisen und Zuhörverhalten kann das Teamklima verbessert werden und eine erhöhte Bereitschaft, sich in der eigenen Sichtweise zu bewegen, erreicht werden.

Ablauf

  1. Im ersten Schritt wird das Wertequadrat den Teammitgliedern erklärt.
    Dabei kann das Wertequadrat mit Kreppband und Moderationskarten auf dem Boden visualisiert werden.
    Alternativ kann auch ein Flipchart genutzt werden.
    Anhand eines Beispiels werden die verschiedenen Quadranten gemeinsam erarbeitet und erläutert.
  2. Im zweiten Schritt wird das Wertequadrat mit Werten aus dem Konflikt erarbeitet.
    Dabei wird eine Zuschreibung aufgegriffen z.B. Kleinlichkeit. Dies wird mit einer Moderationskarte in den entsprechenden Quadranten gelegt bzw. eingetragen.
    Die betroffenen Teammitglieder benennen nun deren positiven Gegenwert z.B. Genauigkeit.
    Gemeinsam sucht die Gruppe den übertriebenen Gegenwert z.B. Schlamperei sowie den positiv besetzten Gegenwert z.B. Flexibilität.
    Die Karten werden in die jeweiligen Felder gelegt bzw. auf dem Flipchart eingetragen.
  3. Im dritten Schritt werden die Teammitglieder gebeten, sich auf den jeweiligen Platz im Quadrat zu stellen (bei der Bodenvariante), der ihrem eigenen Verständnis am nächsten kommt.
    Alternativ schreiben die Teammitglieder ihren Namen in den passenden Quadranten auf dem Flipchart.
    Nacheinander wird die eigene Position erläutert.
    Falls es Teammitglieder gibt, die nicht am Konflikt beteiligt sind, können diese am Schluss ihr Feedback geben.
  4. Im letzten Schritt fasst der Coach die Ergebnisse noch einmal zusammen und gemeinsam werden Maßnahmen zur besseren Zusammenarbeit definiert werden.
    Gegebenenfalls können hier auch noch Feedbackregeln als Unterstützung besprochen werden.
 

Riemann-Thomann Modell

Kontext: Konflikte, Kommunikation, Ressourcen, Veränderung, Feedback

Dauer: 1-2 Stunden, Gruppengröße: bis 12 Personen

Kurzbeschreibung des Modells

Das Riemann-Thomann-Kreuz beschreibt die verschiedenen Grundbestrebungen des Menschen anhand zweier Dimensionen: Nähe/Distanz und Dauer/Wechsel.

Jedem der Pole sind spezifische Eigenschaften und Verhaltensweisen zugeordnet (siehe Abbildung 2). Innerhalb des Modells kann sich jeder Mensch auf allen vier Polen verorten. Die Ausprägung kann in unterschiedlichen Situationen oder Konflikten verschieden sein.

Ausgangslage und Zielsetzung

Der Einsatz des Riemann-Thomann Modells eignet sich in Konfliktsituationen, aber auch um ein Gesamtbild des Teams zu erstellen, um dieses mit aktuellen oder künftigen Anforderungen und Aufgaben an das Team abzugleichen.

Es werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten wertfrei erhoben und visualisiert.

Dabei werden Stärken und Ressourcen sowie verschiedene Teamrollen herausgearbeitet.


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