Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)

Theorie und Anwendung

Abschlussarbeit als PDF lesen


Akzeptiere das, was außerhalb deiner persönlichen Kontrolle ist und setze dich für die Dinge ein, die dein Leben bereichern.

Einführung in die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)

Akzeptanz- und Commitment-Therapie kommt von der Verhaltenstherapie und wird offiziell auch ACT genannt.

In ACT geht es vor allem um werteorientiertes und bewusstes Handeln. Es behandelt existenzielle Fragen wie:

Wofür stehst du in deinem Leben?

Was ist dir tief in deinem Herzen wirklich wichtig?

Wie möchtest du in Erinnerung bleiben, wenn du stirbst?

ACT bringt dich in Verbindung mit dem, was wirklich zählt.

Dem großen Ganzen, deinen größten Sehnsüchten und dem, was du wirklich machen möchtest während deiner kurzen Zeit auf diesem Planeten.

Letztendlich wirst du durch deine Grundwerte geführt, motiviert und zur Verhaltensänderung inspiriert. Zugleich gehst du mit voller Aufmerksamkeit durchs Leben und bleibst offen für neue Erfahrungen. (Harris, 2009)

Ein Grund für eine anfängliche Unsicherheit an ACT ist, dass es konventionelle Weisheiten infrage stellt und die Grundregeln der meisten westlichen Theorien aufhebt.

Die meisten Modelle  verfolgen das Ziel der Symptomreduktion, während ACT die Symptome wahrnimmt und mit Achtsamkeit behandelt, wodurch sich die meisten Symptome automatisch reduzieren.

Achtsamkeitskompetenzen verändern die Beziehung zu den Symptomen fundamental, sodass diese einen nicht weiter von einem erfüllten Leben abhalten.

Die Reduktion der Symptome ist lediglich ein Bonus. (Harris, 2009)

Jeder Mensch auf dieser Welt, sogar die Privilegiertesten, erfahren schmerzhafte Situationen.

Dafür gibt es natürlich viele Gründe.

Wir alle erleben Ablehnung, Enttäuschung, Frustration, Versagen und Verlust. Außerdem erfahren wir Krankheiten, Verletzungen und werden alle irgendwann unseren eigenen Tod und den von anderen erleben.

Und weil das nicht genug ist kommen obendrauf noch menschliche Emotionen wie Angst, Traurigkeit, Schuld, Wut, etc., die uns unser ganzes Leben begleiten werden und sehr schmerzhaft sein können.

Egal wie qualitativ hochwertig unser Leben ist, alles was wir brauchen ist die Erinnerung an eine negative Situation, das Ausmalen einer schlimmen Zukunft, den Vergleich zu dem Leben eines Mitmenschen oder die Verurteilung unser Selbst und schon fühlen wir uns schlecht.

Selbst in den glücklichsten Momenten in unserem Leben kann nur ein Gedanke an die Vergangenheit Schmerzen in uns verursachen. (Harris, 2009)

Da Schmerz ein Teil unseres Lebens ist und nicht zu verhindern , können wir nur lernen effektiv mit ihm umzugehen.

ACT lehrt uns psychische Fähigkeiten, wie Achtsamkeitskompetenzen, um mit schmerzvollen Gedanken und Gefühlen effektiver umzugehen, sodass sie weniger Bedeutung und Einfluss auf unser Leben haben.

Außerdem hilft es uns, unsere eigenen Werte zu bestimmen, um aus ihnen unsere Ziele zu definieren, die nicht nur unser Leben bereichern , sondern uns leiten, motivieren und inspirieren. (Harris, 2009)

Ziel von ACT: psychische Flexibilität

ACT will – in einfachen Worten ausgedrückt – uns unterstützen, ein reiches, erfülltes und sinnvolles Leben zu führen und gleichzeitig den Schmerz zu akzeptieren, der unweigerlich dazugehört.

(Harris, 2020)

ACT verfolgt die Absicht die psychische Flexibilität der Klient*innen zu erhöhen.

Je größer unsere Fähigkeit ist alles mit vollem Bewusstsein wahrzunehmen, offen für unsere Erfahrungen zu sein und nach unseren Werten zu handeln, desto größer ist unsere Qualität zu leben. Wir können so viel effizienter auf Probleme und Herausforderungen reagieren, die das Leben zwangsläufig mit sich bringt

. Außerdem entwickeln wir ein Gefühl für die bedeutsamen Dinge im Leben und erfahren Vitalität, welche dadurch entsteht, dass wir an unserem Leben teilnehmen und nach unseren Werten leben. (Harris, 2009)

Die 6 therapeutischen Maßnahmen von ACT

Die sechs folgenden Prozesse werden als Einheit betrachtet und nicht, wie in diesem Kapitel beschrieben, separat voneinander.

Dies gilt einzig und alleine als Hilfestellung für Therapeut*innen und Coaches, um diese Prozesse besser zu verstehen und sie dann Schritt für Schritt in ihren Coaching-Prozess zu integrieren.

Die Einheit der sechs Facetten wird in folgender Abbildung anhand eines Diamanten nochmal verdeutlicht (siehe Abbildung 1). (Harris, 2009)

1. Kontakt mit dem gegenwärtigen Moment
(Im Hier und Jetzt sein)

In dem Moment in dem wir psychisch anwesend sind befinden wir uns in Kontakt mit uns und der Gegenwart.

Sich bewusst mit sich zu verbinden und sich auf alles einzulassen was in diesem Moment passiert und nicht in die Gedankenwelt abzudriften oder auf Autopilot zu schalten.

Flexibilität wird auch geschaffen, wenn wir unsere Aufmerksamkeit sowohl auf die physikalische Umgebung als auch auf die psychische Ebene in uns oder beides zugleich lenken können. (Harris, 2009)

2. Defusion
(Gedanken beobachten)

Defusion bedeutet sich von seinen Gedanken, Bildern und Erinnerungen zu trennen oder zu distanzieren.

Wir gehen einen Schritt zurück und betrachten sie, wie vorbeifahrende Autos statt in ihnen gefangen zu sein oder von ihnen herumgeschubst zu werden. Wir sehen sie als das, was sie sind, und zwar nichts weiter als Wörter oder Bilder. (Harris, 2009)

3. Akzeptanz
(Sich öffnen)

Wenn wir es schaffen uns zu öffnen, Gefühle zuzulassen und Ihnen die Berechtigung geben da sein zu dürfen entwickeln wir Akzeptanz.

Das heißt, dass wir sie weder bekämpfen noch vor ihnen weglaufen oder uns von Ihnen überwältigen lassen. Wir müssen diese Gefühle nicht gernhaben sondern ihnen lediglich Raum geben, wenn sie auftreten. (Harris, 2009)

4. Selbst als Kontext
(Das wahrnehmende Selbst)

Wenn wir über unseren Verstand sprechen, vergessen wir oft, dass es zwei Elemente gibt.

Zum einen der denkende Teil, mit welchem wir sehr vertraut sind und zum anderen der beobachtende Teil. Der denkende Teil ist der Teil, der Gedanken, Glaubenssätze, Erinnerungen, Urteile, Fantasien, Pläne, etc. erzeugt.

Der beobachtende Teil nimmt währenddessen wahr, was wir gerade denken.

p style=“text-align: justify;“>In ACT wird dieser Teil auch Selbst als Kontext oder das wahrnehmende Selbst bezeichnet. Dieser Teil bleibt immer derselbe, dein ganzes Leben lang.

Es ist das ‚Du‘, welches immer da war und sich nie verändert. Während Gedanken, Gefühle, dein Körper und deine Rollen sich immer verändern werden. (Harris, 2009)

5. Werte
(Wissen was zählt)

In ACT vergleichen wir Werte mit ‚gewählten Lebensrichtungen‘.

Sie geben uns die Richtung vor und begleiten und leiten uns auf unserer Reise durchs Leben. Die eigenen Werte zu kennen ist daher ein essenzieller Schritt, ein sinnvolles Leben zu schaffen.

Werte beschreiben wie wir uns täglich verhalten wollen.

Sie sagen dir, was du in dieser kurzen Zeit auf diesem Planeten erreichen und erleben möchtest. (Harris, 2009)

6. Engagiertes Handeln
(Tun, was wichtig ist)

Seine eignenen Werte zu kennen ist von großer Bedeutung und der erste Schritt in die richtige Richtung.

Das Leben wird aber erst dann sinnvoll, wenn wir geleitet von unseren Werten handeln. In anderen Worten, wir werden nicht viel von unserer Reise haben, sollten wir ausschließlich auf die Nadel des Kompass gucken. Wir müssen uns auch in unsere auserwählte Richtung bewegen.

Durch dieses wertegeführte Handeln wird eine breite Fläche an angenehmen, aber auch schmerzhaften Gedanken und Gefühlen geöffnet.

In Aktion kommen bedeutet daher nach unseren Werten zu leben, auch wenn es unangenehm und schmerzhaft sein kann. (Harris, 2009)


als PDF  weiterlesen