Entscheidungen treffen

Ein Erfahrungsbericht im September 2020

Abschlussarbeit von Ines Morgenstern, als PDF lesen


Wer und warum?

Ich heiße Ines Morgenstern und bevor ich die Ausbildung zum Systemischen Coach begonnen habe, war mir diese Welt völlig fremd.

Eigentlich bin ich Architektin…eigentlich, denn das wollte ich irgendwie so in der Form wie jetzt nicht mehr sein. Es sollte sich etwas ändern, ich wollte neue Wege gehen und neue Dinge lernen.

Ganz neue Dinge! Keine fachspezifische Weiterbildung in der Architektur.

Ich habe lange nachgedacht, gegrübelt, hinterfragt, recherchiert.

Was passt zu mir?

Eins wusste ich schon lange: es gibt etwas das ich noch besser kann als Architektur. Etwas das mich mehr berührt und meinen Arbeitsalltag mit mehr beruflicher Zufriedenheit erfüllt.

Doch wofür sollte ich mich entscheiden? Was ist richtig?

Gibt es überhaupt richtig und falsch?

Und so hing ich meinen Gedanken lange nach, immer mal wieder. Und immer wieder kam mir das Leben dazwischen. In ganz wunderbarer Form. Inzwischen liegen elf Jahre dazwischen.

Ich habe vor elf Jahren rückblickend die vermeintlich erste Chance gehabt die Architektur zu verlassen.

Mein Vertrag war ausgelaufen und wurde in der Elternzeit nicht verlängert. Was mich irgendwie ärgerte, aber es war auch die Chance sich neu zu orientieren.

Mit dem ersten Kind und einem Jahr Pause, kam das Unternehmen, für das ich schon so lange gearbeitet hatte, doch wieder auf mich zu und bot mir einen Job in einem neuen Arbeitsfeld an.

Ich ging in die Bauleitung und sammelte neue Erfahrungen, lernte neue Dinge, entwickelte mich weiter. Klingt so als wäre es ja irgendwie das was ich wollte, was ich eingangs beschrieben hatte. Also auf ins Abenteuer.

Das Andere, das was ich noch besser kann als Architektur, hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gefunden. Ich hatte mich wieder  für die Architektur entschieden. Und das sollte auch noch ein paar Jahre so bleiben.

Es kam ein sehr spannendes Projekt für mich und dann auch nochmal sehr viel besonderes Leben als meine Zwillinge geboren wurden. Nach der Elternzeit verwandelte sich das damals so spannende Projekt in einen nervigen Albtraum für das gesamte Team.

War jetzt die Zeit umzudenken?

Ja definitiv! Ich fing wieder an zu nachzudenken, zu grübeln, zu hinterfragen, zu recherchieren. Ich wollte mehr mit Menschen arbeiten, gerne mit oder für Kinder. Das war der Grundgedanke.

Nochmal studieren? Soziale Arbeit? Medizin? Psychologie? Mit 40?

Ich entschied mich zu einem Infoabend bei InKonstellation zu gehen, um mehr über die Ausbildung zum systemischen Coach zu erfahren.

Eigentlich wollte ich meinem Mann erst davon erzählen, wenn ich dort gewesen bin und überzeugt davon, dass ich das wirklich tun möchte. Es kam anders! Und so erinnere ich mich heute an einen wunderbaren Tag in Tirol auf der Skihütte im Januar 2020 als ich ihm davon berichtete.

Er kennt meine ewigen Gedankenschleifen und auch das ich mich oft schwer entscheiden kann. Er schafft es auch auf seine Art mich aus Traumschlössern herauszuholen, indem er hinterfragt wie das funktionieren soll.

Hallo Realität

– darüber hatte ich mir bisher keine Gedanken gemacht.  Warum auch?

Ich wollte mich doch erstmal nur für etwas Neues entscheiden. Wie das funktioniert würde ich danach herausfinden. Wir saßen also in der Sonne auf der Skihütte und ich erzählte ihm vom systemischen Coaching.

Und dann begann meine Reise in eine neue Welt, in genau dieses Feld, das mein Herz mehr berührt, als Architektur es jemals konnte.

Ich kann mich nicht entscheiden

Es war der 19. Januar 2020 als ich am Abend aus dem Büro ging und mit lauter Vorfreude und Neugier zum Infoabend fuhr. Es war schnell klar das ich begeistert bin!

Hatte ich mich schon entschieden?

Ja irgendwie schon, aber bewusst war mir das noch nicht.

Und dann folgten Tage des Hin und Her in meinem Kopf und ich habe gefühlte fünf Mal das Formular zur Anmeldung ausgefüllt…und doch nicht abgeschickt!

Warum?

Ich wusste es nicht. Ich war aufgeregt und habe überlegt ob es richtig ist, ob es das ist was ich möchte.

Komplett neu, einmal alles auf links drehen und den Grundstein für einen möglichen neuen beruflichen Weg legen? War ich nach all den Jahren endlich bereit?

Ja!

Und dann tat ich es einfach!

Ich habe mich für die Ausbildung angemeldet während ich vor einem Restaurant stand und auf meine Freundin Rita wartete, die immer zu spät kommt.

Wie gut das ich mich auch dieses Mal darauf verlassen konnte, sonst hätte ich die Welle des Mutes wohl nicht mitnehmen können die mich überkam, während ich da so im Dunkeln mit dem Handy in der Hand vor dem Restaurant stand und auf sie wartete.

Warum ich mich in diesem Moment entscheiden konnte?

 Ich weiß es nicht, aber es tat soooo gut!

Entscheidungen zu treffen begleitet mich wie auch jeden anderen Menschen tagtäglich. Für mich ist es oft ein Prozess. Es gibt Dinge die kann ich spontan entscheiden, aber es gibt auch viele Situationen da schiebe ich Entscheidungen auf und fahre eine Rallye auf meiner ganz persönlichen Gedankenautobahn.

Der Tag kam, an dem die Ausbildung endlich begann. Es war ein Feuerwerk für mich!

Schon in den ersten drei Tagen wusste ich das ich hier richtig bin – ich hatte mich richtig entschieden, obwohl ich noch nicht wissen konnte was mich auf diesem Weg erwarten würde.

Das erste Democoaching in der Gruppe stand an. Ich traf mich selbst in einem meiner wenigen spontanen Momente an, und meldete mich als Coachee. Ich hatte Bock was zu lernen. Und so fand ich mich einen Augenblick später auf dem Stuhl neben meinem Coach Timo wieder.

Was machte ich hier eigentlich? Und muss ich mir jetzt für die Demo ein Thema ausdenken oder bin ich einfach ich?

Ich entschied mich für mich und die Frage in welche Richtung ich mich später als Coach positionieren möchte.

Business oder Kinder?

Ich fühlte mich wie eine Feder im Wind die hierhin und dahin schwebt. Es gab zu viel was mich interessierte – ich konnte mich nicht entscheiden! Und so arbeiteten wir den ersten Weg heraus:

Die Arbeit mit Kindern. Business hatte ich aber nur zurückgestellt.

Die Sitzung wirkte nach und der AHA-Effekt kam am Abend. Am nächsten Morgen traf ich Timo in der Kaffeeküche der Akademie wieder und berichtete begeistert das die Erkenntnis des letzten Tages für mich nicht die Entscheidung für die Arbeit mit Kindern war, sondern warum ich Business zurückgestellt hatte.

Er grinste und meinte „Aha, also DAX-Vorstand mit Kind geht jetzt auch?“ Ja, geht jetzt auch.

Ich ahnte zu dem Zeitpunkt noch nicht wie oft ich über meine Positionierung für diesen neuen beruflichen Kontext noch nachdenken würde. Ich würde noch viel lernen und kennenlernen in dieser Ausbildung was mich begeistert. Hier war erst der Anfang.

Eins war von Anfang an klar: ich werde eine Hausarbeit schreiben müssen.

Sie gehört zum erfolgreichen Abschluss der Ausbildung. Ok, schreiben kann ich, krieg ich schon irgendwie hin. Es ist ja noch Zeit, um ein Thema zu finden.

Erstmal abwarten was da noch so kommt.

Das dachten wir alle im Kurs. Wir sollten ja keine Wissenschaft daraus machen, sondern uns einfach ein Thema in Bezug zur Ausbildung suchen das uns beschäftigt.


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