Zurück zur eigenen Selbstwirksamkeit

durch bewusste Emotionsregulierung

Abschlussarbeit von Janine Kops, als PDF lesen


Zwischen REIZ und REAKTION liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unserer Entwicklung und unsere Freiheit.

Victor Frankl

Einleitung

Unsere Haltung ist unser Fenster aus dem wir auf die Welt schauen und wir nehmen in dem Moment, in dem wir aus dem Fenster schauen das wahr, was wir in unseren Gedanken konstruiert haben.

Ich möchte an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen und den Menschen, die noch unschlüssig sind – ob sie die Ausbildung „Systemischer Coach“ in Angriff nehmen möchten – Mut zu sprechen, den 1. Schritt zu gehen.

Für mich ist die Ausbildung zum „Systemischen Coach“ eine Bereicherung mit der ich in dieser Form nicht gerechnet habe und hat somit meinen Neurotransmitter Dopamin ordentlich angeregt. Über den gesamten Ausbildungsblock habe ich wahrgenommen, wie ich mir jeden Tag selbst auf der Spur bin, indem ich meine sozialen Muster und Prozesse, die sich oft Verborgenen abgespielt haben, deutlicher wahrnehme und es zeitweise sogar schaffe, diese Muster zu durchbrechen.

Ich habe die Verantwortung übernommen, dafür zu sorgen, dass es mir gut geht.

Seit diesem Zeitpunkt, nehme ich wahr, dass ich als Führungskraft, viel mehr Freude, Gelassenheit und auch Mut bei der Entwicklung der Mitarbeiter empfinde.

Die Herausforderungen als Führungskraft zur Geschäftsführung meistere ich heute mit deutlich mehr Kreativität und Verständnis und auch die Beziehung zu meinem heranwachsendem Teenager ist leichter und vor allem humorvoller geworden.

Mein Haltung Menschen zu sehen und zu hören, hat sich deutlich verändert, in dem ich sie voller Neugierde und in ihrer Einzigartigkeit wahrnehme. Ich bin dankbar den ein oder anderen Mitarbeiter und auch meinen heranwachsenden Teenager auf seiner ganz persönlichen schöpferischen Reise zu begleiten.

Direkt am 1. Wochenende der Ausbildung lernen wir uns in einer ausgiebigen Vorstellungsrunde kennen und sofort läuft mein „Inneres Team“ zu Hochtouren auf.

Der Kritiker meldet sich sofort mit den Fragen:

„Warum bin ich wirklich hier und was bringt es mir?“

„Was möchte ich mit dieser Ausbildung erreichen und was ist überhaupt systemisches Coaching?”

„Bin ich hier richtig?“

Ich versuche zu atmen und mich auf die neuen Inhalte einzulassen.

Wir erhalten einen Einblick zum Ursprung der systemischen Schule und erfahren was es mit der systemischen Arbeit auf sich hat und wie sich diese Arbeit von der Therapie abgrenzt.

Insbesondere das Modell des Konstruktivismus und vor allem wie elementar Haltung ist, begleiten mich täglich.

Denn in jedem Coachee liegt seine eigene Lösung.

Wir lernen auf dem Weg zum Coach nicht nur eine Vielzahl von Tools kennen, um mit dem Coachee in Beziehung zu gehen und sein Ziel, seine Ressourcen und seine eigenen Lösungswege aufzuspüren und freizusetzen.

Darüber hinaus lernen wir uns als Gruppe und die verschiedenen Herangehensweisen der unterschiedlichen Trainer kennen. Insbesondere der Hypnosystemische Block ist stark mit mir in Resonanz gegangen und ich möchte meine persönlichen Erfahrungen und Recherchen im Bereich der Emotionsregulierung sowie meinen Selbstcoaching Prozess an dieser Stelle teilen.

Emotionen

Wer kennt dies nicht, wie aus dem Nichts ist sie da, diese “Emotion” und es scheint, als ob wir selbst zu dieser Emotion wie Wut oder Angst werden.

Wir fühlen uns unwillkürlich ausgeliefert, um so mehr noch, wenn wir uns über einen längeren Zeitraum in einem gefühlten „Stress Modus“ befinden.

Dann sind wir neuen unvorhersehbaren Situationen besonders ausgeliefert und nehmen diese umgehend als Stress stimulierende Reize wahr, ob wir wollen oder nicht.

Was sind Emotionen?

Sie sind ein altes Programm aus dem limbischen System und werden als biopsychosoziale Reaktionen auf ein bestimmtes Ereignis mit der Folge einer sofortigen Reaktion beschrieben.

Angst ist beispielsweise eine natürliche Reaktion auf Gefahr, innerhalb von Sekunden werden eine Reihe von Stresshormonen (wie Cortisol & Adrenalin etc.) ausgeschüttet und sorgen dafür, dass unserem Körper mehr Energie zur Verfügung steht. Wir sind sofort bereit für Flucht oder Angriff.

Das sympathische Nervensystem ist aktiviert und verteilt sich über dem Hirnstamm in unserem gesamten Körper. Dieser erhöhte Energieeinsatz erzeugt Wärme, wir atmen schneller, die Muskeln sind bereit zur Höchstleistung. Das Großhirn sowie alle weiteren Körperfunktionen, die nicht das Überleben sichern, beschränken die Aktivitäten ausschließlich auf das Nötigste.

Leider.

Denn damit werden auch alle Prozesse des logischen Denkens im Präfrontalen Cortex blockiert, was unweigerlich zur Folge hat, dass wir in diesem Modus keine überlegten Entscheidungen treffen. Die Funktion der Angst ist es die gefühlte Gefahr zu vermeiden.

Das Bedürfnis, welches sich hinter Angst verbirgt, ist Sicherheit.

Unser gesamten Organismus strebt danach sich wieder sicher zu fühlen und seinen kohärenten Zustand zurück zu erlangen

Gut zu wissen

Emotionen und körperliche Reaktionen sind untrennbar.

Das Zusammenspiel von Gedanken, Emotionen und unserem Körper ist eng miteinander verzahnt. Man spricht auch von den sogenannten somatischen Marken und je stärker der Stimulus/ Reiz oder auch nur der unangenehme Gedanke, desto heftiger spüren wir die Reaktion in unserem Körper, wie beispielsweise die Wut im Bauch oder den Kloß im Hals.

Vor allem positive Emotionen wie Freude, Liebe, Neugierde sind elementar für unsere Weiterentwicklung, da sie uns öffnen.

In Momenten in denen wir positive Emotionen erleben, sind wir empfänglicher neue Wege einzuschlagen. Wir kommen leichter in Kontakt mit Menschen und mit uns selbst und bauen stabile Beziehungen auf. Wir sind in der Lage neue Perspektiven einzunehmen und es fällt uns grundsätzlich leichter Entscheidungen zu treffen.

Interesse ist eine Emotion hinter der das Bedürfnis nach kreativer Entwicklung steht. Sie öffnet uns verschiedene Perspektiven einzunehmen und neue Lösungsansätze zu konstruieren und ist somit eine Ressource die im Coaching Prozess eine wichtige Rolle spielt.

12 primäre Emotionen

Ich möchte im folgendem die 12 primären Emotionen vorstellen, die entscheidend sind als Coach menschliches Verhalten zu verstehen und die sich auf verschiedenen Kanälen wie Mimik, Gestik, Körperhaltung etc. sichtbar machen.

Defensiven Emotionsdynamiken:

Schuld, Scham, Angst und Trauer

kooperativen Emotionen:

Freude, Liebe, Interesse

offensiven Emotionsdynamiken:

Ärger, Verachtung und Ekel

Sonderemotionen:

Überraschung und Stolz

Aber warum fühlen wir uns “unwillkürlich” einer Emotion ausgeliefert?

Ausgangsbasis ist ein Reiz, den wir entweder über Sinnesorgane wahrnehmen oder der durch eigene Gedanken ausgelöst wurde und in Form eines Impulses ins limbische System gelangt.

Unser Mittelhirn kann nicht unterscheiden, ob ein aktiver Reiz vorliegt oder eine Imagination und beginnt auf Basis dieses Impulses biochemische Reaktionen in unsere Blutbahn zu schütten.

Der Neurowissenschaftler António Damásio unterscheidet dabei zwischen einer Emotion, die er als unbewusstes Handlungsprogramm definiert und einem Gefühl, dass das bewusste Erleben einer Emotion in Form einer Körperempfindung darstellt.

Nicht der Reiz sorgt dafür, dass wir etwas fühlen und in unserem Körper als Reaktionen wahrnehmen, sondern die eigene Bewertung bzw. die Bedeutung, die wir in diesem Moment dem Gefühl geben.

Emotionen und Gefühle sind für uns, wunderbare Hinweisschilder und geben uns Aufschluss darüber, ob sich etwas gut anfühlt oder nicht. Denn wenn sich etwas dauerhaft schlecht anfühlt, haben wir die Möglichkeit, genauer hinzuschauen, was sich hinter dem Gefühl und vor allem der Emotion verbirgt. Denn alle Emotionen haben das Ziel ein darunter liegendes Bedürfnis zu erfüllen.


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