The new science of stress

The stress mindset intervention

Abschlussarbeiten von Marlene Baumer, als PDF lesen


Nach dem Buch ‘the upside of stress’ von Kelly McGonigal
Beginnen möchte ich mit einer Frage.

Was bedeutet Stress für dich? Würdest du eher zu Aussage A) oder B) tendieren?

A B
Stress ist negativ und sollte vermieden werden

Stress raubt einem Kraft

Steht man unter Stress, leidet die Konzentrationsfähigkeit

Stress mindert die Leistungsfähigkeit

Dauerhafter Stress macht krank

Die Auswirkungen von Stress sind positiv

Stress gibt Energie und befähigt uns mehr Leistung zu bringen

Stress ist ein Evolutionsvorteil

Stress erhöht die Konzentrationsfähigkeit

Stress macht uns sozialer

Eine Studie der ‚Harvard School of Public Health‘ aus dem Jahr 2014 ergab, dass 85% Aussage A) zustimmen würden.

Die Meisten der Befragten, gaben weiterhin an, dass sie ihr Stresslevel derzeit als zu hoch empfinden.

Kann Stress wirklich positiv sein?

Abiola Keller veröffentlichte 2006 eine Studie in der ~ 30.000 Teilnehmern gefragt wurden, wie viel Stress sie haben und ob sie Stress als etwas positives oder negatives beschreiben würden.

Das Ergebnis nach 8 Jahren Studienlaufzeit zeigte, dass 43% derer, die Stress als negativ verstanden, ein erhöhtes Risiko hatten durch Stress zu sterben (v.a. durch Herzinfarkt), wohingegen bei den Teilnehmern, die Stress als etwas positives sahen, das Risiko gegen 0 ging.

Wichtig ist also nicht, ob wir Stress haben sondern unser Umgang damit.

Es stellt sich also die Frage:

Wie können wir von einer negativen Bewertung von Stress zu einer positiven kommen?

In einer Studie von Alia Crum und Allen Langer aus dem Jahr 2007 wurde ein Gruppe von Haushaltshilfen in zwei Kontrollgruppen unterteilt.

Gruppe A wurde aufgezeigt, dass ihre Arbeit einem Workout gleicht, bei dem eine bestimmte Anzahl an Kalorien verbrannt wird und ihre Arbeit ihnen somit einige gesundheitliche Vorteile bringt.

Der Kontrollgruppe B wurde mitgeteilt, dass körperliche Betätigung wichtig ist. Ihnen wurde allerdings nicht erklärt, dass ihre Arbeit ein Workout ersetzt.

Vier Wochen später hatten Probanden der Gruppe A nachweislich Körpergewicht und Körperfett verloren, ihr Blutdruck war niedriger und sie berichteten von größerem Spaß an ihrer Arbeit.

Bei Gruppe B gab es hingegen keine Verbesserungen oder Änderungen.

Dieses Beispiel zeigt, dass ein neues ‚mindset‘ unseren Körper und unsere Psyche tiefgreifend beeinflussen kann.

In einer weitere Studie von Alia Crum aus dem Jahr 2017 wurden Probanden in 2 Gruppen geteilt, denen kurz vor einem Bewerbungsgespräch ein Film über Stress gezeigt wurde.

Gruppe A wurde ein Film gezeigt, in dem auf die negativen Aspekte von Stress hingewiesen wurde (Angst, Watte im Kopf,..).

Gruppe 2 wurde ein 3 minütiger Film gezeigt in dem, wissenschaftliche Beweise aufgeführt wurden, wie sich Stress positiv auf die Leistungsfähigkeit auswirkt und sie wurden angewiesen jede körperliche und mentale Reaktion auf Stress gezielt positiv zu bewerten.

Ihnen wurde zum Beispiel gesagt, dass eine erhöhte Herzschlagrate mehr Blut durch den Körper pumpt, was bedeutet, dass mehr Blut im Gehirn ankommt und sie sich so besser konzentrieren können.

Erstaunlicherweise schnitt Gruppe B im Bewerbungsgespräch durch veränderte chemische Reaktion im Körper (z.B. ein verändertes Verhältnis von Cortisol zu DHEA) besser ab.

Ein gerade mal 3 minütiger Film konnte bereits körpereigene Reaktionen in Bezug auf Stress verändern und die Performance erhöhen.

Mit Hilfe einer kurzen Zusammenfassung der neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Stress möchte ich, im Folgenden, versuchen, dich davon zu überzeugen, dass Stress positiv ist.

Harte Fakten über Stress

Interessanterweise werden die meisten Stressstudien nicht an Menschen sondern an Mäuse oder Ratten durchgeführt.

In den Experimenten werden die Mäuse, um einen Stressähnlichen Zustand zu erzeugen, beispielsweise über Wochen der Gewalt einer anderen, größeren Maus ausgesetzt, bis sie irgendwann mäuseähnliche Symptome für Depression zeigen.

Fälschlicherweise werden die Ergebnis dann verallgemeinert dargestellt.

Das Ergebnis der Studie könnte dann lauten: Stress verursacht Depressionen.

Die Situation ist natürlich nicht auf den Menschen übertragbar, da der Stress dem die Maus ausgesetzt ist, eher in Richtung Misshandlung, Folter oder ähnlichem geht.

In einer anderen Studien zum Thema Stress in der Schwangerschaft bzw. der Fragestellung, wie sich Stress von der Mutter aufs Kind überträgt, wurden Mäuse in einen Raum eingesperrt, der nicht größer war als die Maus selbst.

Anschließend wurde der Raum von unten mit Wasser gefüllt, bis die Maus nicht mehr stehen konnte.

Das Ergebnis war nicht überraschend: Stress in der Schwangerschaft ist schädlich für das Kind.

Dem entgegengesetzt hat ein Review von 100 Studien an Menschen gezeigt, dass nur schwerwiegender Stress wie eine Terrorattacke das Risiko erhöhen kann, dass sich das Ungeborene z.B. schlechter entwickelt.

In einer Studie der ‚Johns Hopkins Universität‘ konnte sogar nachgewiesen werden, dass Ungeborene und Kleinkinder von einem gesunden Maße an Stress profitieren können.

Stress bewirkte bei den Babys eine Aktivierung der Gehirnaktivität und eine höhere Herzschlag Variabilität, der die Entwicklung fördert.

(DiPietro et al. 2006)

Die Biochemie hinter Stress

Stress gibt uns Energie

Das sympathetische Nervensystem oder der Sympathikus wird aktiviert, heißt unsere Aktionsfähigkeit wird erhöht Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet, was uns einen geballten Konzentrationsschub gibt Feel-good Botenstoffe wie Endorphin, Adrenalin, Testosteron und Dopamin werden ausgeschüttet und geben uns einen Motivationsschub

Interessanterweise sind das die gleichen Reaktionen, die auch beim Fallschirmspringen und wenn wir uns verlieben, ablaufen.

Zu den einzelnen Botenstoffen

Cortisol
wandelt Zucker und Fett in Energie um und unterdrück zeitweise ‚störende‘ biologische Funktionen wie die Verdauung, Fortpflanzung und Wachstum.

Oxytocin
motiviert soziale Kontakte zu knüpfen, emphatischer, feinfühliger zu sein, hilft uns anderen zu vertrauen, stärkt soziale Bindungen und gibt uns Mut. Stress macht uns also sozialer.

Dopamin
erhöht unsere Motivation, Leistungsbereitschaft und unseren Mut und dämpft gleichzeitig unsere Ängste. Dopamin bereitet unser Gehirn somit auf physische Leistung vor

Serotonin
erhöht unsere Wahrnehmungsfähigkeit, unsere Intuition, Selbstkontrolle und macht uns damit intelligenter.

DHEA
ist ein körpereigenes Neurosteroid, das uns gegen Stress abhärtet (somit positiv gegen Cortisol wirkt), unser Immunsystem stärkt und unserem Gehirn hilft, aus stressigen Situationen zu lernen

Die letzte Phase der Stressreaktion ist die Erholung oder Rehabilitation.

Hierbei müssen wir uns nicht von den Stresshormonen erholen, sondern die Stresshormone helfen uns, uns physisch sowie mental runterzukommen. Cortisol und Oxytocin wirken hierbei entzündungshemmend und tragen aktiv zur Zellregeneration bei.

DHEA erhöht die Neuroplastizität in unserem Gehirn, sodass wir vom Stress lernen und somit am Stress wachsen können. Der Botenstoff DHEA lässt uns auch oftmals nicht schlafen, weil unser ‘Kopf nicht aufhören will zu denken‘.

Das Stress Paradox

Eine wissenschaftliche Studie hat herausgefunden, dass paradoxerweise das Wohlbefinden, die Zufriedenheit, die Lebenserwartung und das BIP größer sind/höher sind, je höher der Stress-Index einer Nation ist.

Es scheint also, als wäre ein stressiges Leben ein sinnhaftes Leben.

Wichtig ist hierbei zu wissen, dass wir uns nur von Dingen stressen lassen, die uns wichtig sind.

Zum Beispiel, wird eine Person, der es wichtig ist pünktlich zu sein, gestresst sein zur geplanten Uhrzeit an einem bestimmten Ort zu sein, wohingegen eine andere Person, der Pünktlichkeit vollkommen unwichtig ist, in derselben Situation keinen Stress empfindet.

Eine ‚mindset‘ Übung:

Was ist dir im Leben wichtig?

Welche Aufgaben, Beziehungen, Tätigkeiten oder Ziele haben für dich eine hohe Wichtigkeit?

Und sind manche oder einige dieser Komponenten manchmal mit Stress verbunden?


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