Modellierungsprojekt Angela Merkel

Abschlussarbeit von Ingrid Kaifer, als PDF lesen


Über das Modeling im NLP

Modeling wird oft als die NLP-Urdisziplin oder der Kern des NLP bezeichnet. Wenn man zurück an die Geschichte des NLP denkt, dann sind alle Strategien und Techniken dadurch entstanden, dass man Spitzenleistungen von hervorragenden Könnern beobachtet und in kleine Chunks zerlegt hat, um sie schließlich auf eine Art und Weise zu beschreiben, die es anderen ermöglicht, sie nachzumachen.

Man kann mit Dilts sagen:

NLP ist der Prozess, mit dessen Hilfe die relevanten Verhaltensbestandteile jener kommunikativ besonders außergewöhnlich begabten Menschen entdeckt und zu einem Arbeitsmodell organisiert wurden.

Das Ziel des NLP-Modeling-Prozesses ist nicht, dass die eine richtige oder wahre Beschreibung des Denkprozesses einer bestimmten Person herauskommt, sondern vielmehr, eine instrumentelle Landkarte anzufertigen, die uns erlaubt, die modellierten Strategien auf irgendeine nützliche Art und Weise anzuwenden.
Wir können lernen, wie jemand lernt, arbeitet und seine Fähigkeiten einsetzt und dabei herausfinden, was tatsächlichen einen Unterschied bewirkt. Modeling ist dabei der Prozess der Analyse und Beschreibung von Mustern einer spezifischen menschlichen Fähigkeit. Diese Muster lassen sich im Idealfall auf andere Menschen übertragen. Modeling ist also beschleunigtes Lernen.

Das menschliche Wesen besteht aus (mind.) drei Feldern:

    1. Den inneren Denkprozessen
      (z.B. Strategien, Glaubenssätze, Werte, Meta-Programme),
    2. Die äußeren Verhaltensweisen,
      die ich bei Personen von außen beobachten kann und
    3. den inneren Zuständen,
      sprich den Emotionen, Gefühlen.

Wenn ich etwas Neues lernen möchte, muss ich alle drei Felder berücksichtigen!

Das Modeling ermöglicht es, die Fähigkeiten des Modells auf allen Ebenen nachzuvollziehen und Schritt für Schritt zu übernehmen. Übrigens ist das Modeling nichts Neues, wir alle haben es schon unbewusst seit dem Säuglingsalter getan. Es gehört zu unseren unbewussten Überlebensstrategien, von unseren Eltern, Verwandten, Lehrern, Freunden (Modelle) zu lernen.

Ziel eines Modeling von Angela Merkel

Bereits im NLP Practitioner habe ich bei einem kleinen Excurs des Trainers zum Thema Modeling beschlossen, meine Masterarbeit über ein Modeling von Angela Merkel zu schreiben. Angela Merkel fasziniert mich schon seit einer längeren Zeit als Person, wie hat sie es geschafft, als erste Frau Bundeskanzlerin zu werden und sich diese Macht so lange zu erhalten?

Dabei steht zum einen die Art und Weise wie sie ihre Macht ausübt im Fokus dieser Analyse, aber vor allen Dingen auch die Frage, wie sie es schafft, so selbstbewusst und souverän in einem weitgehend von Männern dominierten Umfeld zu agieren. Sie ist die erste Frau der es über einen so langen Zeitraum und mit so viel Anerkennung im In- und Ausland gelungen ist, als Staatsoberhaupt an der Spitze eines Landes zu stehen.

Viele Frauen die in einer Führungsposition in einem ebenfalls von Männern dominierten Arbeitsumfeld tätig sind oder sich z.B. in Vereinen engagieren, haben das Problem, das es für sie wenige weibliche Vorbilder gibt, von denen sich Verhaltensweisen kopieren lassen.

Diese Arbeit verfolgt daher mit einem Modeling von Angela Merkel das Ziel, insbesondere als Frau etwas von ihr für das Handeln in einer verantwortungsvollen Führungsposition zu lernen

Da ich Angela Merkel leider bisher nicht persönlich kennen lernen durfte und somit auch nicht interviewen konnte, habe ich meine Annahmen für das Modeling unter anderem auf Autobiographien und Filme von ihr gestützt. Die nachfolgende mit den Werkzeugen des NLP durchgeführte Analyse kann daher nur eine Annäherung an die Persönlichkeit von Angela Merkel sein, bei der ich versuchen werde, heraus zu arbeiten, was die Exzellenz von ihr ausmacht.

Eine kurze Biografie von Angela Merkel

Angela Dorothea Kasner wird am 17. Juli 1954 in Hamburg als Tochter von Herlind Kasner, Lehrerin für Latein und Englisch aus Hamburg, und Horst Kasnergeboren. Der 2011 Verstorbene Horst Kasner stammt aus Berlin und war ein in Ostdeutschland populärer evangelischer Pfarrer.

Die Familie zieht schon einige Wochen nach der Geburt ins brandenburgische Quitzow um, drei Jahre später nach Templin. Dort verbringt sie ihre Kindheit auf einem von der evangelischen Stephanus-Stiftung betriebenen und als landwirtschaftlicher Betrieb mit Werkstätten und Wohnungen ausgestaltetem Behindertenheim dem „Waldhof“. Auf dem Waldhof leitet ihr Vater das Pastoralkolleg für evangelische Theologen. Angela Merkel wird mit 13 Jahren konfirmiert und legt 1973 an der Erweiterten Oberschule in Templin das Abitur mit einem Durschnitt von 1,0 ab, besonders gut ist sie in Mathematik und Russisch.

Mit 19 zieht sie nach Leipzig, um dort Physik zu studieren und heiratet 1977 ihren Kommilitonen Ulrich Merkel. Mit ihm geht sie nach dem Studium nach Ostberlin an die Akademie der Wissenschaften. 1981 trennen sich die Eheleute und lassen sich im Jahr darauf scheiden. 1986 promoviert Angela Merkel mit einem „sehr gut“ zur „Dr. der. nat.“ In dem Jahr fährt sie das erste Mal in den Westen, um die Hochzeit einer Cousine zu besuchen. Im November 1989 zum Zeitpunkt des Mauerfalls ist Angela Merkel bereits 35 Jahre alt. Über den Fall der Mauer sagt sie später:

Was ich damals gefühlt habe, dafür kann ich keine Worte finden. Es war schier unfassbar!

Seit 1984 ist Angela Merkel mit dem Chemie Professor Joachim Sauer zusammen und seit 1998 mit diesem verheiratet. Am Wochenende zieht es das Paar häufig hinaus ins Ferienhaus nach Milmersdorf in der Nähe von Templin, was sie bereits 1985 erworben haben und wo sie aufwuchs und bis heute viele frühere Mitschüler und Bekannte leben. Angela Merkel und Joachim Sauer leben in Berlin-Mitte, gleich neben der historischen Museumsinsel.
1990 beginnt Angela Merkels Arbeit als Pressesprecherin des „Demokratischen Aufbruchs„, welcher im selben Jahr in der CDU aufgeht. Angela Merkel wird im März 1990 stellvertretende Regierungssprecherin der DDR-Regierung von Lothar de Maizière und wird im Dezember zur Abgeordneten in den ersten gesamtdeutschen Bundestag für den Wahlkreis Stralsund-Rügen-Grimmen gewählt.
1991 wird sie als Bundesministerin für Frauen und Jugend im Kabinett von Bundeskanzler Helmut Kohl vereidigt. 1994 wechselt die Ministerin zum Bundesumweltministerium. Im November 1998 wird Angela Merkel Generalsekretärin der CDU, im Jahr 2000 übernimmt sie den Parteivorsitz und wird 2002 nach der Bundestagswahl außerdem Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag.
2005 löst sie nach dem knappen Sieg der Unionsparteien bei der vorgezogenen Bundestagswahl Gerhard Schröder als Bundeskanzler ab und ist seit dem 22. November 2005 Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Sie führte zunächst eine große Koalition mit der SPD bis 2009 (Kabinett Merkel I), nach der Bundestagswahl 2009 ging sie mit der FDP eine schwarz-gelbe Koalition ein (Kabinett Merkel II), der 2013 eine erneute große Koalition folgte, die auch nach der Bundestagswahl 2017 fortgesetzt wird (Kabinett Merkel III und IV).

Am 29. Oktober 2018 gab sie bekannt, dass sie den Parteivorsitz abgibt und zur Bundestagswahl 2021 nicht mehr kandidieren wird.

Referenzerfahrungen / Handlungen / Fähigkeiten

Referenzerfahrungen in der Kindheit und Jugend

Angela Merkel wächst in einem strengen, preußischen und protestantischen Elternhaus auf. Als Tochter eines evangelischen Pfarrers wird sie in der DDR nur etwas erreichen, wenn sie bessere Leistungen bringt als die anderen.
Ihr Vater ist die „graue Eminenz“ von dem sie Disziplin und Pflichtbewusstsein lernt, aber auch die Notwendigkeit, eine besonders scharfe Rationalität und ein logisches Denken zu entwickeln. Das ist gewissermaßen das „Gegengift“ gegen die Parteilügen und Propaganda der DDR. Diese Erziehung spiegelt sich in ihren besonders guten Leistungen in der Schule und im Studium wieder sowie in der Teilnahme und dem Gewinnen von in der DDR durchgeführte Olympiaden in Russisch und Mathe. Sie ist in jeder Hinsicht fleißig.
Daneben resultiert auch ihre nüchterne und strukturierte Herangehensweise daraus, dass sie in einem Pfarrhaus aufgewachsen ist. Wolfgang Schäuble sagt nach ihrem Amtsantritt auf die Frage was sie von ihren Vorgängern unterscheide:

Merkel ist informiert, kümmert sich um alles und hat eine hohe Arbeitsdisziplin

Sie wächst in der DDR und damit in einer Diktatur auf, muss daher früh lernen, sich mit Umständen die sie nicht ändern kann zu arrangieren. Sie entscheidet sich für die Konfirmation und gegen die Jugendweihe, geht dafür aber in die Freie Deutsche Jugend (FDJ), da sie weiß das sie als Tochter eines evangelischen Pfarrers in der DDR nicht wird studieren können, wenn sie nicht Kompromisse gegenüber dem System macht, das sie nicht ändern kann. Ein Sowohl als auch prägt ihr Leben, dazu sagt sie selber

Es ist unheimlich schwer, heute zu verstehen und begreiflich zu machen wie wir damals gelebt haben. Wo war die Grenze des Kompromisses, die jeder selber finden muss.

Das Zusammentreffen mit Behinderten ist für Sie normal, sie erfährt Fröhlichkeit und einen Respekt dafür, dass Glück nicht an Gesundheit und Erfolg gekoppelt ist. Zudem lernt sie, dass man für einander einstehen muss.
Die Fähigkeit sich selber und auch die Fragen der Journalisten nicht so ernst zu nehmen, zählt zu einer ihrer überraschendsten kommunikativen Fähigkeiten. Entspannung und Ausgleich findet sie darüber hinaus in der Natur des Waldhofes und in dem Austausch mit dem Gärtner, von dem sie viel lernt, den Umgang mit Zeit, Menschen, Pflichten und Regeln und vor allen Dingen ein großes Grundvertrauen. Er stellt gewissermaßen den Gegenpool zu ihrem Vater da. Bis heute ist sie sehr Naturverbunden und findet ihre Ruhe z.B. in der Uckermark, wo sie ein Wochenendhaus hat. Bereits in den frühen Jahren hat sie sich mit ihrem Vater und dem Gärtner persönlichen Vorbilder gesucht und ihre Fähigkeit entwickelt, sich etwas von diesen abzuschauen.


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