Mediationstechniken im Projektmanagement

Abschlussarbeit von Alexandra Borgmann als PDF lesen


Einleitung
Kann man eine Verbindung herstellen, zwischen der Mediation und dem Projektmanagement? Im Zusammenleben und bei der Zusammenarbeit von Menschen können Konflikte entstehen. Auslöser sind unterschiedliche Vorstellungen, Ideen, Interessen, Ziele, Werte, Meinungen oder Erwartungen. Eine Mediation kann hier helfen.
In der Projektarbeit treffen Menschen zusammen, um gemeinsam ein vorgegebenes Ziel zu erreichen. Es liegt in der Natur der Sache, dass in diesem Zusammenkommen von Persönlichkeiten ein gewisses Konfliktpotenzial liegt.
Um ein Projekt erfolgreich zum Abschluss zu führen ist es enorm wichtig, dass jeder Mitarbeiter seine Fähigkeiten voll ausschöpfen kann und sich in seinem Arbeitsumfeld so wohl fühlt, dass er volle Leistung erbringen kann.
Dies kann der Projektmanager mit seiner Arbeit unterstützen.

Mediation

Das Orangenbeispiel oder die WIN-WIN-LÖSUNG 1

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Zwei Leute stehen auf dem Markt am Obststand. Es gibt nur noch eine Orange, die beide kaufen wollen. Der Verkäufer versucht zu schlichten. Was wird er tun? Vermutlich vorschlagen, die Orange zu teilen.
Diese scheinbar gute, weil auf den ersten Blick „gerechte“ Lösung stellt sich nach einer Mediation anders dar. Der Mediator würde die beiden fragen, was ihr Interesse an der Orange ist, was jeder damit zu tun beabsichtigt. Der eine kann dann erklären, dass er die Schale für einen Kuchen benötigt. Der andere kann klarstellen, dass er den Saft trinken möchte. Eine gemeinsame Lösung liegt also auf der Hand – einer kann die Schale nehmen und die abgeschälte Orange dann dem anderen für seinen Saft überlassen. Man kann also die Bedürfnisse beider befriedigen. Beide können gewinnen, ohne dass einer verliert.
Der Vorteil der Mediation, dass im Erfolgsfall alle Beteiligten Gewinner sind (WIN-WIN-Lösung), lässt sich mit diesem oft benutzten Lehrbuchfall gut zeigen.

Definition

Mediation ist ein Konfliktlösungsverfahren.
Es wurde im Bereich der Scheidungs- und Trennungsberatung als Alternative zum „klassischen, gegnerschaftlichen Streitverfahren“ in den USA Ende der 30er Jahre entwickelt und erprobt.3

Definition von Stephan Breidenbach (Rechtswissenschaftler und Mediator):

„Mediation ist die Einschaltung eines (meist) neutralen und unparteiischen Dritten im Konflikt, der die Parteien bei ihren Verhandlungs- und Lösungsversuchen unterstützt, jedoch über keine eigene (Konflikt-) Entscheidungskompetenz verfügt“.4

In der Mediation erfolgt demnach keine Machtentscheidung.
Die Mediation ist ein lösungsorientiertes Verfahren, in dem Zukunftsfragen bearbeitet werden. Es ist nicht das Ziel Harmonie herzustellen oder Probleme der Vergangenheit zu lösen.

Wesentliche Merkmale

1. Vertraulichkeit
2. Freiwilligkeit
3. Allparteilichkeit des Mediators
4. Eigenverantwortlichkeit
5. Vollständige Informiertheit
6. Ergebnisoffenheit
7. Einbeziehung aller Konfliktbeteiligten
8. Zielorientiert

Anwendungsgebiete

Überall dort, wo Menschen zusammen treffen, können Konflikte entstehen.
Eine Mediation eignet sich immer dann, wenn die Streitfragen konstruktiv und zukunftsorientiert gelöst werden sollen. Auch wenn die Parteien die Lösung ihres Konfliktes selbst bestimmen wollen. Besonders dann, wenn die Parteien künftig weiter Kontakt pflegen ist die Mediation ein geeignetes Verfahren.
Die Methode der konstruktiven Konfliktlösung durch Mediation ist also grundsätzlich universell einsetzbar.5

Zum Beispiel in:

– Familienkonflikten
– Nachbarschaftsstreitigkeiten
– Erbschaftsauseinandersetzungen
– Der Schule
– Der Politik
– Der Wirtschaft
– Konflikten innerhalb eines Projektteams
– …

Klassischer Ablauf 6

1. Eröffnung / Vorbereitung:
Hier wird der Verfahrensrahmen erklärt. Ziele und Rollen der Parteien werden definiert. In dieser Phase wird Vertrauen geschafft. Der Mediator stellt Rapport her.

2. Bestandsaufnahme:
In dieser Phase werden die Themen (Vergangenheit) gesammelt. Die Phase dient der Entlastung. Jeder erzählt seine Sichtweise, auch Gefühle haben hier Platz. Es geht hier nicht um Klärung, sondern um Zuhören und Empathie.
Es kann herausgefunden werden, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es gibt.
Der Mediator unterstützt besonders durch aktives Zuhören und offene Fragen.
Es geht hier nicht um Klärung, sondern um Zuhören + Empathie

3. Interessen (Zukunft)
In dieser Phase findet ein fundamentaler Umschwung des Mediationsverfahrens statt. Es erfolgt ein Perspektivenwechsel. Nun geht es darum die Interessen und individuellen Bedürfnisse der Parteien herauszuarbeiten.

4. Lösungsoptionen
Das Ziel dieser Phase ist es bewertete und priorisierte Lösungsideen zu haben. Diese sind das Grundgerüst für die Einigung.
Dazu werden Lösungsbausteine gesucht und entwickelt – zuerst ohne zu bewerten. Erst wenn alle Optionen gesammelt wurden, erfolgt eine Bewertung und Priorisierung.

5. Abschlussvereinbarung
Hier werden die Lösungsbausteine fixiert.
Die Einigung wird rechtssicher niedergeschrieben.
Sollte keine Einigung erzielt werden können, so wurden Lösungsoptionen zumindest erwogen. Es können auch Teilergebnisse und Annäherungen festgehalten werden.


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Quellen bis hierher

1 http://www.wm-mediation.com/win-win-loesung.htm, Abruf vom 18.01.18
2 http://mediator.nrw/index.php/was-ist-mediation, Abruf 18.01.18
3 „Methoden der sozialen Arbeit“, Michael Galuske, S. 209
4 Zitat Stephan Breidenbach aus „Methoden der sozialen Arbeit“, Michael Galuske, S. 211
5  http://steinberg-mediation-hannover.de/mediation/anwendungsgebiete/, Abruf 24.01.2018
6 Folge 7 des Podcasts „Alternative Streitbeilegung“ der Münchner Ausbildung zum Wirtschaftsmediator, https://www.youtube.com/watch?v=p3apTwikKMU, Abruf 18.01.18