Coaching: Berufliche Veränderung im sozial-kommunalen Bereich

Darlegung von drei Coaching Sitzungen mit der gleichen Coachee

Abschlussarbeit von Edna Gatza, als PDF lesen


Thema: Berufliche Veränderung im sozial-kommunalen Bereich

Zeitraum: in Abständen von 3-4 Wochen, zu jeweils 90 Minuten in meinem Büro

Akquise der Coachee: Sie nahm mit mir Kontakt auf, als sie aus meinem weitläufigen Bekanntenkreis erfuhr, dass ich einen Probanden für drei Sitzungen suchte.

Coachee:

57 Jahre, selbsterziehende Mutter 2 erwachsener Töchter, älteste Tochter einer selbsterziehenden Mutter mit 4 Töchtern, arbeitet seit 15 Jahren als Schulsozialarbeiterin in einer Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung und Lernen.

Offiziell nahm sie eine Auszeit aufgrund der starken beruflichen Belastung, inoffiziell (ihr übergeordneter Vorgesetzte wusste davon) strebte sie nach der Auszeit eine berufliche Veränderung an.

Sie hatte schon Beratungsangebote der Kommune wahrgenommen und eine neue Richtung identifizieren können. Jedoch quälte sie ein schlechtes Gewissen den Kollegen und Kindern gegenüber, sich diese Auszeit zu gönnen, zumal die Kollegen überarbeitet waren und die Kinder ihr Unterstützungsangebot vermissten.

Dies erzeugte bei ihr Druck schnell eine Entscheidung zu fällen, zumal die direkte Vorgesetzte nichts von ihrem Wunsch zur Veränderung wusste.

Erstkontakt:

Erstdiagnose, Auftragsklärung und Vereinbarungen:

In einem Telefongespräch von 30 Minuten erläuterte die Coachee ihr Anliegen. Daraufhin beschloss ich den Auftrag gemäß meiner Kompetenzen und Interesse annehmen zu können, wonach ich ihr meinen Ausbildungshintergrund, Coachingansatz und die Rahmenbedingungen inkl. Vertraulichkeitsverpflichtung schilderte.

Wir einigten uns und vereinbarten einen  Termin in meinem Büro.

1. Sitzung – Analyse & Diagnose

Einstieg

Pacen, einstimmen

Mit Blick auf die Zielsetzung, diente mir das Coaching Haus zusammen mit gezielten Fragen z.B. zirkulär, alternativ, systemisch, ihre Situation zu erfassen d.h. wie sie in ihrem organisatorischen Heimatsystem verortet ist (wer konkret von ihrer Auszeit wie betroffen ist und wie sie darüber denken) und ihre daraus resultierenden unguten Gefühle.

Sie fragte sich, wie sie die Schule loslassen und etwas Neues machen könnte.

Als es der Coachee schwer fiel, ein Ziel für die 3 Sitzungen zu formulieren, zeigte ich ihr ein großes Bild mit einem Waldweg, mit der Aufforderung sich vorstellen, wo sie heute steht und wo in Zukunft, was sie zurück lassen möchte, was sie sich zukünftig vorstellte.

Dann skalierte ich die Situation von 1 (= sehr ungutes Gefühl bis 10= sehr gutes Gefühl) mit Bodenankern (Karten): wie wohl fühlte sie sich heute (auf 3) in der Auszeit und wo möchte sie am Ende der 3. Sitzung stehen (auf 10).

Wir schauten uns an, was sie getan hat, um auf 3 zu stehen und welche ihrer Ressourcen sie dabei unterstützt hatten.

Gleichzeitig nach unten zu pendeln, was sie tun müsste, um auf 0 zu stehen.

Mit Hilfe der Wunderfrage lud ich sie ein sich den Bestzustand 10 auf der Skala vorzustellen.

Nach den gestellten Fragen zweifelte sie 10 zu erreichen, wogegen die 8 passte und sie konnte ein Ziel formulieren.

Hauptziel

Ihren Blick auf die Situation zu erweitern und mehr Selbstsicherheit zu ihrer Auszeit zu bekommen. Ihr formuliertes Ziel lautete „Ich stehe selbstsicher und Leichtigkeit zu meiner Auszeit.“

Das herausgearbeitete Teilziel der 1. Sitzung lautete

„Ich möchte meine Situation und Zerrissenheit besser verstehen.“

Meine Check-Frage folgte:

was sich für sie am Ende der Sitzung verändert hat und woran sie das merken würde.

Ihre Antwort:

sie sei beruhigt, was sich in weniger aufgewühlt sein zeigen würde; sie könnte die Situation erst einmal so akzeptieren.

Problem bzw. Lösungsbearbeitung

Meine Abfrage ihrer Entscheidungenstrategien bei anderen Jobwechselsituationen, ihre Erfolgskriterien („Bauch und Kopf; zu wissen: das will ich“), ihre Auswirkung auf die finale Entscheidung und woran sie gemerkt hat, dass es die richtige Entscheidung war.

Welches positives Gefühl macht sich wo im Körper dabei bemerkbar.

Abfrage ihrer Ressourcen, um zu dem Punkt der Sicherheit und Überzeugung zu kommen.

Als sich die kritische Stimme „aber jetzt ist es anders, ich müsste doch schon längst wissen, was als nächstes kommt“ meldete, erwähnte ich die unterschiedlichen Seiten in ihr:

Sicherheit vs. Freiheit

und

Nicht-Wissen = keine Orientierung, Kontrolle.

Dabei sträubte sich etwas in ihr.

Ich teilte meine Hypothese, die sie dann bejahte:

Keine Kontrolle zu haben ist manchmal nicht leicht zu akzeptieren, weil sie als selbständige Frau und Mutter in ihrem Familiensystem viel Verantwortung übernommen hat und das auch schon in jungen Jahren von ihrer Mutter in der Ursprungsfamilie vorgelebt bekommen  hatte.

Um sie aus einem Problemzustand eher in einen lösungsorientierten Zustand zu führen, stellte  ich ihr eine hypothetische Frage:

“Was wäre anders, wenn Sie überhaupt keine Vorstellung hätten, wie es weitergehen könnte?“

Da stutzte sie, meinte aber auch es könnte schon ein bisschen befreiend sein.

Da die Coachee den kontrollierenden Teil an sich abwertete, schien mir die Intervention sinnvoll, sich die andere Seite dieses Anteils anzuschauen, um beide Seiten zu integrieren und eine Gleichwertigkeit zu erwirken; mit dem Ziel einer wohlwollenden Akzeptanz ihrer ganzen Person, was dazu  beitragen könnte besser im Kontakt mit sich selbst zu sein und konstruktiv und selbstbewusst mit ihrer Situation umzugehen.

Über diesen Weg, wurde sich die Coachee ihrer ‚natürlichen‘ Ambivalenzen bewusst, die sie und war nun bereit, einen Schritt weiterzugehen sich die unterschiedlichen Anteile genauer anzuschauen, die sie in der Auszeit oft verunsicherten und sie sich zerrissen fühlen ließen.

Mit der Methode des ‚Inneren Teams‘ konnte sie ‚Frieden‘ und die Vorteile mit den Anteilen finden, die sie vormals als mahnend, streng und abwertend empfand.

Ihre Perspektive und innere Haltung hatten sich in dem Sinne geändert, dass sich neue Handlungsmöglichkeiten für sie auftaten.

Abschluss

Feedback

Um den Prozess abzuschießen, fragte ich sie, was seit Anfang der Sitzung anders ist in ihrem Verständnis ihrer Situation; wo auf der Skala von 1 – 10 sie nun stehen würde; wie es ihr mit der heutigen Sitzung ging.

Ihre Antwort

Auf 5 und sie fühlte sich entspannt und konnte den unterschiedlichen Anteilen ihre Berechtigung lassen.

Hausaufgaben

Ich bot ihr an, bis zur nächsten Sitzung einmal auf die inneren Stimmen zu achten und sich bei den lauten, negativen zu fragen, welche nützliche Botschaft sie in dem Moment vermitteln könnten und wie sie diese unterstützen könnten.

Ergebnis

Die Coachee

– Erkannte ihre Entscheidungsstrategien und Ressourcen aus vorangegangenen Situationen

– Entwickelte einen positiven Blick nach vorne

– Erkannte Überverantwortlichkeit als ein Muster in ihren Familiensystemen

– Wurde sich ihrer anteiligen Stimmen bewusst und konnte sie auf Grund ihres Perspektivwechsels annehmen und daraus veränderte Verhaltensweisen für sich ableiten

– War erleichtert sich mit ihren gewonnenen Erkenntnissen besser zu verstehen

Worauf ich in der nächsten Sitzung achten wollte

– die Auftragsklärung stringenter, fokussierter und gezielter anzugehen

– das ‚Schwimmen‘ d.h. meine Ungeduld und Unsicherheit nicht rascher klären zu können, mit Gelassenheit zu akzeptieren.

– Ihr die Auswirkung bzw. Befindlichkeit ihres Redeschwall auf mich, mitzuteilen/spiegeln oder zu ‚bremsen‘ durch paraphrasieren, um eine kurze Pause herbeizuführen, in der ich mich wieder sammeln kann.

– Ihre Gefühle öfters ansprechen

– Gelegentlich auf die verbleibende Zeit achten und ggf. gegen Ende darauf hinzuweisen.

– Mich an die vereinbarte Zeit zu halten, einen adäquaten Abschluss finden, selbst wenn mir die Sitzung nicht 100%ig abgerundet vorkommt.


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