Anforderungen an virtuelles Coaching

Abschlussarbeit von Christina Blessing, als PDF lesen


1. Einleitung

Ein sich verändernder Berufsalltag, steigende Anforderungen, der Umgang mit Kontaktbeschränkungen… dies alles sind Gründe, die ein Coaching wichtiger als je zuvor machen.

Coaching bietet Hilfe zur Selbsthilfe, d.h. der Coachee (Klient) entwickelt eigene Lösungen für die Gestaltung der Zukunft.

Hierzu baut der Coachee ein gewisses Vertrauensverhältnis zum Coach auf.

Das Coaching am PC durchzuführen und nicht in der Nähe des Coachs zu sein, wirkt schnell wie eine Barriere. Um diese Hürde zu minimieren, kann der Coach einige Weichen stellen.

Anforderungen an das virtuelle Coaching.

Die speziellen Anforderungen an das virtuelle Coaching in Abgrenzung zum Präsenz-Coaching werden in den folgenden Punkten näher erläutert.

Kundenakquise

Sofern der Coachee auf den Coach nicht aufgrund von Mund-zu-Mund-Propaganda aufmerksam wird, ist der gängige Weg eine Internet-Recherche. Hier gibt es unzählige Angebote.

Bei einem virtuellen Coaching kann der Coach auch überregional sein Angebot zur Verfügung stellen und damit die Reichweite erhöhen.

Bei der eigenen Homepage, einer Internetanzeige oder auf diversen Plattformen ist es entscheidend sich von anderen abzuheben und sein Leistungsportfolio zielgruppengerecht anzubieten. Es ist dabei enorm wichtig, die folgenden Punkte zu berücksichtigen:

• Das virtuelle Coaching sollte positiv hervorgehoben heben. Dabei sollten die Vorteile für eine Privatperson und / oder für ein Unternehmen herausgestellt werden

• Das Leistungsspektrum des Coachings sollte dargelegt werden.

• Der Möglichkeiten und Grenzen eines Coachings sollten aufgezeigt werden.

• Der Coach sollte sich möglichst mit Foto vorstellen und seine Motivation, seinen Werdegang und seine Coaching-Erfahrung dokumentieren. Wenn vorhanden sollte der Coach dies mit Zertifikaten und Referenzen untermauern.

Grundsätzlich ist dabei auf eine ansprechende Bildauswahl, dezente Farben, eine gut lesbare Schrifttype, kurze Texte und übersichtliche Seitengestaltung zu achten.

Erstgespräch

Nach einer Kontaktaufnahme per Homepage, E-Mail oder Telefon wird in der Regel ein erstes kurzes Telefonat geführt. Hierbei wird das Anliegen des Coachees kurz erläutert.

Außerdem kann sich der Coach auch schon einmal erkundigen, welche Erfahrung der Coachee mit Coachings – insbesondere mit virtuellen Coachings – gemacht hat und welchen Nutzen der Coachee in einem Coaching sieht.

So können bereits im Vorfeld Missverständnisse zum Coaching ausgeschlossen werden und auf mögliche Bedenken zu virtuellen Coachings eingegangen werden.

Außerdem ist dieses Gespräch als vertrauensbildende Maßnahme zu betrachten. Hier entscheidet sich der Coachee, ob er sich wirklich dem Coach anvertraut und den Coaching-Prozess annimmt.

Im Vorfeld der Coaching-Sitzungen

Es ist wichtig, Nähe zwischen dem Coach und Coachee aufzubauen.

Dabei sollte also nichts Externes ablenken. Die Konzentration des Coachees soll ganz bei der Lösung seines Problems liegen, daher darf ihn nichts stören. Am PC ist das Blickfeld des Coachees eingeschränkt, aber es gibt dennoch genügend Stolperfallen für eine gelungene Durchführung.

Bei allen Tipps ist es allerdings entscheidend, dass die Rahmenbedingungen authentisch zum Coach passen.

1. Ungestörtheit

Selbstverständlich gilt ganz besonders bei der virtuellen Durchführung der Grundsatz der Ungestörtheit.

Der Coachee möchte weder, dass sein Problem in der Öffentlichkeit besprochen wird – er wendet sich schließlich vertrauensvoll an den Coach, noch dass er in der Problemlösung abgelenkt wird. Wenn also nicht ein eigenes Büro abseits des Wohnbereichs für die Coaching-Sitzung zur Verfügung steht, dann sollte darauf geachtet werden, dass es keine Ablenkung durch andere Personen oder Haustiere gibt.

Zusätzlich sind mögliche störende Geräusche zu vermeiden, die durch Hausarbeiten in Nebenräumen wie z. B. Staubsaugen, Bohren, Klopfen, etc. entstehen. Gerade in der Sommerzeit sollte auch geschaut werden, dass Insekten nicht in das Zimmer eindringen und damit zu einer Ablenkung führen.

2. Hintergrund

Der Coachee öffnet sich besser, wenn er auch ein persönliches Umfeld beim Coach wahrnimmt, von daher sollte auf ein virtuelles Hintergrundbild verzichtet werden.

Unordnung zieht direkt den Blick des Coachees auf sich. Daher sollte der Coach im Vorfeld darauf achten, wo sein PC steht und welches Sichtfenster er hinter sich zum Vorschein bringt.
Steht zum Beispiel ein Regal im Hintergrund sollten die Gegenstände dort geordnet sein.

Auf private Fotografien ist eher zu verzichten, da der Coachee sonst versucht ist, private Themen des Coaches einzubringen. Ein Pflanzenbild ist unter diesem Gesichtspunkt am unverfänglichsten und wirkt beruhigend.

3. Beleuchtung

Gerade in den Abendstunden bedarf es einer zusätzlichen Lichtquelle.

Hier sollte vor der Coaching-Sitzung geprüft werden, ob es eine ausreichende Beleuchtung gibt, die vom Sitzplatz aus gut zu bedienen ist und welche Auswirkung der Lichtwinkel auf das Bild hat.

Es kann leicht dazu führen, dass der Coach schlecht ausgeleuchtet wird und dadurch kaum oder stark verpixelt zu erkennen ist. Der beste Standort für die Lampe ist hinter dem PC.

4. Technik – Hard- und Software

Im Vorfeld muss sich der Coach entscheiden, welche Hardware er für die Durchführung des Coachings verwendet. Hierzu stehen etliche Varianten zur Verfügung.

Je nach persönlichen Vorlieben kann er sich für die Benutzung eines feststehenden PCs, eines Laptops, eines Tablets oder eines mobilen Telefons entscheiden.

Oftmals wird als Entscheidungskriterium die Bildgröße verwendet, denn für den Coach ist es wichtig, dass er die Mimik und Gestik des Coachees gut erkennen kann und sich über den Zeitraum der Coaching-Sitzung, die in der Regel zwischen 45 und 90 Minuten dauert, auf den Bildausschnitt konzentrieren kann.

Egal was er benutzt, er sollte in der Anwendung des Geräts versiert sein.

Das Gleiche gilt auch für die Software.

Hierbei stehen ebenfalls unzählige Medien zur Verfügung. Bei der Wahl der Videokonferenzplattform, z. B. Zoom, Teams, WebEx, Skype oder Jitsi Meet spielen Lizenzkosten, Anwenderfreundlichkeit und Umgangserfahrung von Coach und Coachee sicherlich auch eine entscheidende Rolle.

Und auch die vorhandene Internet-Bandbreite sollte in diesem Zusammenhang überprüft werden.

Das A und O beim virtuellen Coaching ist die funktionierende Technik, egal ob es um die Hard- oder Software geht. Also sollte stets geprüft werden, ob alles ordnungsgemäß verwendet werden kann.

Ist das Aufladekabel griffbereit?

Läuft das System?

5. Persönliche Vorbereitung

Nicht zuletzt ist es absolut unumgänglich sich als Coach selbst auf die virtuelle Coaching-Session einzulassen und persönlich vorzubereiten. Um mögliche Defizite bei der nonverbalen Kommunikation auszugleichen, ist der Einsatz der Stimme besonders wichtig.

Auch Kleidung spielt eine gewisse Rolle und sollte bei aller Authentizität des Coachs analog zum Kapitel 2.2.2. Hintergrund nicht zu einer Ablenkung führen.

In diesem Zusammenhang sollte noch erwähnt werden, dass es fahrlässig ist, sich nur für den Bildausschnitt „zurecht“ zu machen.

Je nach Situation und Coachingmethode – z. B. bei der Anleitung und Begleitung der Problemlösegymnastik im Rahmen des hypnosystemischen Coachings – sieht der Coachee den kompletten Körper.

Weibliche Coachs sollten auch auf das Makeup achten. Die Intensität wirkt eventuell über den Bildschirm und durch die Beleuchtung anders.

Die Coaching-Sitzungen

Gerade bei der ersten Coaching-Sitzung sollten die Besonderheiten eines virtuellen Coachings nochmal kurz aufgegriffen werden und damit die eventuell vorhandenen Befürchtungen des Coachees abgeschwächt werden.

Es geht darum, eine Beziehung zwischen Coach und Coachee aufzubauen.

Im Laufe der Sitzung wird der Coachee merken, dass auch ohne persönliche Nähe ein Coaching gewinnbringend ablaufen kann, wenn beide Seiten wertschätzend sowie offen und ehrlich miteinander umgehen und der Coach die Sitzung empathisch mit Nachfragen und aufmerksamem Zuhören gestaltet.

Dazu gehört, dass der Coach überaus aufmerksam auf Blickverhalten, Mimik und in der über den Bildschirm sichtbaren Gestik reagiert. Die nonverbale Kommunikation zentriert sich auf den vorhandenen Bildausschnitt – je nachdem wie sich der Coachee positioniert.

In der ersten Coaching-Sitzung kann also auch zum Einstieg analog eines Smalltalks über folgende Punkte gesprochen werden:

• Sitzposition des Coachees
Sitzt er etwas weiter weg, ist die Mimik vielleicht nicht klar zu erkennen. Sitzt er zu nahe an der Kamera, sieht der Coach weniger von der Körperhaltung und Gestik.

• Ungestörtheit des Coachees
Ist zum Beispiel mit Störungen durch eingehende Telefonate oder Personen oder Haustieren, die sich in der Nähe befinden, zu rechnen?

• Beleuchtung in den Räumen des Coachees
Ist eine Lichtquelle in der Nähe? Ist diese vom Sitzplatz aus zu bedienen? Ist sie gut ausgerichtet?


Die beste Vorbereitung für diese Hybride Arbeitsweise liefert eine gute Coaching Ausbildung.


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* die Begriffe Coach und Coachee werden in dieser Abschlussarbeit geschlechtsneutral verwendet