Warum das Vorgespräch so wichtig ist

Als „Systemischer Coach mit Schwerpunkt Aufstellung“ ist man nicht Psychotherapeut. Eine langfristige psychotherapeutische Begleitung von Klientinnen ist ausschließlich durch die Ausbildung nicht möglich. Durch ein zielgerichtetes Vorgespräch sichern Sie sich und Ihre Klienten ab. Sie klären nämlich den Auftrag. Mit welchem Ziel soll die Aufstellung durchgeführt werden? Als Aufstellungsleiter sind Sie dafür verantwortlich, die Grenzen der Aufstellung zu erspüren und die Aufstellung so zu halten, dass sie für den Klienten Einsichten vermittelt, Unbewusstes zugänglich macht und Lösungen aufzeigt. Trotzdem können Aufstellungen auch sehr belastend wirken, wenn Traumatisierungen angetriggert werden. Um Retraumatisierungen durch in der Aufstellung Geschautes zu vermeiden, ist das Vorgespräch sehr wichtig. Es bietet Ihnen als Coach die Möglichkeit, sich ein Bild von den Zielen des Klienten, aber auch von seinem Zustand und seinen Ressourcen zu machen. Die körperlich-geistig-seelische Verfassung des Klienten als Arbeitsgrundlage für den gemeinsamen Prozess einzuschätzen, ist wesentlicher Bestandteil für einen sicheren und von Vertrauen geprägten Prozess.

Als Anleiter einer Aufstellung sollten Sie Lösungsorientierung (im Spannungsfeld mit der Selbstwirksamkeit des Systems) im Blick haben. Was hilft dem Klienten, der Klientin für ihr konkretes Anliegen? Das Vorgespräch klärt den möglichst konkreten Auftrag für den Aufsteller und vor allem die Erwartung der Klientin. Das ist ein wichtiger Hinweis auf das, was den größten Leidensdruck erzeugt einerseits aber andererseits auch, wo vielleicht Ressourcen und Potenziale beim Klienten liegen. Die Rolle der Aufstellung sollte immer die einer Maßnahme sein, die zur Gesunderhaltung oder Gesundung des Klienten beiträgt. Die Konfrontation durch die Schau im Feld von evtl. traumatischen Schlüsselsituationen im Leben sollte eingebunden und fokussiert werden auf einen optimistischen Blick auf die Gegenwart und Zukunft. Wenn im Vorgespräch formuliert wurde, dass die Klientin sich zum Beispiel in einer beruflichen Orientierungsphase befindet, dann ist das als Handlungsraum zu akzeptieren und auch wenn die Aufstellung zeigt, dass eine berufliche Desorientierung mit Ereignissen in der Vergangenheit und aus anderen Lebensbereichen, wie zum Beispiel der Primärfamilie verbunden ist. Wenn ein Thema ein Hintergrundthema hat, wird sich dieses zeigen, aber es obliegt der Aufstellungsleitung, den im Vorgespräch bestimmten Fokus zu behalten und mit der Aufstellung eine Perspektive für dieses Thema zu entwickeln. Wenn durch die Aufstellung ein weiterer Bearbeitungswunsch geweckt worden ist, kann dieser in einer weiteren Aufstellung bearbeitet werden. Das bedeutet, die Klientin ernst zu nehmen und in der Selbstwirksamkeit zu belassen und nicht durch eine überwältigende Konfrontation durch die Repräsentation im Feld zu manipulieren, überfordern oder einer entmachteten Situation auszusetzen.