Rasante Entwicklung des Onlinecoaching

Digital, Virtuelles, Remote – Coaching via Videotelefonie

Abschlussarbeit von Bianca Doppelmayer, als PDF lesen


Einleitung

Das Thema Online-Coaching habe ich ausgewählt, weil es mich schon vor der Ausbildung und vor der aktuellen Krise mit Corona interessiert hat.

Ich glaube, dass es mir und vielen anderen Coaches eine gewisse Flexibilität bietet und es eine große Range an Möglichkeiten bereithält.

Zudem habe ich die Vermutung, dass durch die aktuelle Situation mit Covid-19 eine rasantere Entwicklung in diesem Bereich folgen könnte. Darum möchte ich mich mit diesem Thema hier und jetzt befassen.

Es gibt verschiedene Formen von digitalem Coaching, sowie verschiedene Benennungen dafür.

Man könnte es Distanzcoaching nennen oder Online-Coaching,Web-Coaching,Remote-Coaching,virtuelles Coaching, E-Coaching und weitere. Darunter gliedern sich das E-Mail Coaching, Telefoncoaching sowie das Coaching per Videotelefonie.1

Der Fokus dieser Arbeit liegt auf dem virtuellen Coaching via Video.

Meine Annahme, dass der Fokus zum Thema Online-Coaching durch die Corona-Pandemie stark in den Mittelpunkt rückt, wird von Prof. Dr. Harald Geißler in seinem Bericht im Coaching Magazin bestätigt2.

Nach einigen Monaten in dieser Krise hat sich gezeigt, dass die Online Kommunikation stark zugenommen hat und dabei ist, sich zu etablieren. Für ein gemeinsames Verständnis über das Arbeiten als Coach im Online-Bereich – insbesondere in der Corona-Zeit – möchte ich in dieser Arbeit erst grob erläutern, wie sich virtuelles Coaching aktuell entwickelt sowie näher beleuchten, welche Vor- und Nachteile das Online Coaching bietet.

Weiter möchte ich meine gemachten Erfahrungen als Online-Coach kurz beschreiben und teilen, welche Methoden ich dabei verwendet habe.

Digitaler Wandel und Corona

Anfang des Jahres hätte sich kaum jemand vorstellen können, wie drastisch sich die Welt innerhalb kürzester Zeit verändert.

Von heute auf morgen war es nicht mehr möglich viele Workshops und Coachings so stattfinden zu lassen, wie wir es generell kennen.

Durch die zusätzlich neuen Herausforderungen, wie zum Beispiel das Schließen von Schulen und Kitas, Homeoffice, Kurzarbeit sowie Arbeitslosigkeit durch Corona, gab es einen starken Bedarf an Coachings zu dieser neuen Situation neben den vielen Themen, die vorher schon eine Rolle spielten. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen war es nicht mehr möglich geplante Präsenzcoachings durchzuführen und diese wurden in der Form abgesagt.

Es mussten neue Wege gefunden werden.

Der allgemeine digitale Wandel, in der sich unsere Gesellschaft befindet, hat sich in Zeiten von Corona rasant intensiviert.

Viele Unternehmen, unter anderem das, in welchem ich arbeite, wechselten von heute auf morgen ins Home-Office.

So musste man sich schnell den Gegebenheiten anpassen.

Meetings, Konferenzen, Gespräche, Workshops und sogar der Unterricht für Schulen wurden in die digitale, virtuelle Welt verlagert. Via Microsoft Teams, Zoom, Skype oder sonstigen Programmen boomte die Videotelefonie.

Nicht nur auf beruflicher Ebene gab es Veränderungen.

Im privaten Bereich haben sich zum Beispiel Freunde während des „Lockdowns“ statt zum warmen Getränk im gemütlichen Café nebenan, per Videochat verabredet.

So war und ist es auch im Coaching-Bereich eine Maßnahme sich den Umständen anzupassen und zu digitalen Werkzeugen zurückzugreifen.

Laut dem Handelsblatt geht hervor, dass die Coachingszene vor Corona dem digitalen Coaching eher zurückhaltend entgegenblickte. Es habe weniger als ein Drittel der DGSvMitglieder (Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching) virtuelles Coaching angeboten.

Nach Paul Fortmeier (Geschäftsführer der DGSv) habe sich dieses Verhältnis komplett gedreht.

Mittlerweile arbeitet die Mehrzahl der Mitglieder mit digitalen Werkzeugen. Der Verbandschef der DGSv erläutert weiter, dass auch aus Sicht der Klienten die Ängste abnehmen.3

Ich vermute, dass durch die generell häufigere Verwendung von digitalen Tools im Alltag, die generellen Ängste vor virtuellem Leben abnehmen und deswegen auch die Bedenken vor dem Online-Coaching.

Yannis Niebelschütz, Mitgründer der Plattform Coachhub, ergänzt, dass:

[…] durch die gemachten Erfahrungen auch den Skeptikern irgendwann die Gegenargumente verloren gehen.

Die Kommunikation vieler Unternehmen und großer Konzerne läuft bereits seit Monaten über digitale Angebote.4

Aus meiner Erfahrung kann ich bestätigen, dass die Kommunikation überraschend gut funktioniert. Ich arbeite nun schon seit dem 18. März, 2020 im Home-Office, fast ein halbes Jahr mit Stand September 2020. Vor der Krise gab es viele Zweifel, dass Home-Office in unserem Bereich funktioniert.

Doch das Gegenteil wurde bewiesen.

Die Meinung zum Home-Office hat sich regelrecht gedreht.

Auch wenn es weiterhin Coaches geben wird, die an dem Präsenzcoaching festhalten und ihre Bedenken zur digitalen Version äußern oder es komplett ablehnen, haben sich viele den Umständen angepasst und sehen darin eine Chance für die Zukunft.

Aus meiner Sicht sind beide Wege richtig und wichtig.

Ich denke, es hat eine hohe Priorität bei solch einem Thema auf sich selbst zu achten, mit welchen Medien man arbeiten will und wofür man offen und bereit ist neue Wege zu gehen. Auch für die Klienten selbst gibt es und wird es Präferenzen geben.

Meine Coaching-Ausbildung bei InKonstellation wurde aufgrund von Corona 2 Monate nach hinten verschoben, da der Fokus zu dem Zeitpunkt darauf lag, die Ausbildung in Präsenzmodulen anzubieten.

Unter bestimmten Voraussetzungen konnte das Bildungsinstitut wieder in ihren Räumlichkeiten die Module veranstalten.

Die Parallelgruppe, die kurz vor uns gestartet ist, hat das erste Modul bereits über Zoom durchgeführt und durchaus positive Rückmeldung gegeben.

Mit den Breakoutsessions von Zoom war es innerhalb der größeren Gruppe möglich in 2-er Gruppen das Coaching zu üben. Ein weiteres Feedback war, dass es anders gewesen wäre, als sich „live“ zu treffen, aber es hätte funktioniert.

Neue Dimensionen wurden geöffnet, Möglichkeiten erweitert.

Mittlerweile wird die Coaching-Ausbildung nun als duale Ausbildung mit „blended learning“ angeboten, eine Kombination von Online- und PräsenzModulen.5

Auch weitere Unternehmen reagieren rasant auf die aktuelle Situation, passen sich ihr an und erkennen womöglich eine Chance, welche sich dadurch eröffnen kann.

Es wäre blauäugig zu behaupten, man könne Präsenz-Coaching 1-zu-1 mit Online-Coaching gleichsetzen oder komplett ersetzen.

Beide Arten haben ihre Vor- sowie Nachteile. Manches lässt sich in beiden Varianten integrieren und manches lässt keine Überlappung zu. Daher möchte ich nun einige Vorzüge und Kehrseiten vom digitalen Coaching aufführen und ferner Voraussetzungen dafür konkretisieren.

Möglichkeiten und Vorteile

zeitliche & örtliche Flexibilität

Für ein digitales Zusammentreffen lässt sich für gewöhnlich einfacher ein Zeitfenster finden, weil nur die Zeit anfällt, welche man für die Vorbereitung benötigt6.

Kurze Coaching-Einheiten werden ökologisch und wirtschaftlich vertretbar und machbar.

Solche Einheiten wecken das Interesse beispielsweise von Führungskräften. Teamleiter können diese flexibler in ihren Berufsalltag integrieren. Diese werden in der Regel nicht in Präsenz angeboten, da die Fahrtund Reisekosten dem nicht gerecht werden würden.

Sandra Dundler stellt folgende These auf:

Der flexible Umgang mit der Zeit kann sich positiv auf die eigene Work-Life-Balance auswirken7.

Das gilt natürlich für den Coach als auch für den Coachee.

Ferner führt Sandra Dundler aus, dass Kundennähe, Flexibilität und kurzfristiges Reagieren generell immer wichtiger in der heutigen Zeit werden.8

Coach und Coachee können sich die Fahrtkosten und Fahrzeiten einsparen. So gewinnt jeder für sich selbst Zeit.

Unter Einberechnung von Hin- und Rückfahrt kann schnell über eine Stunde verloren gehen. Generell wird dies für ein Coaching in Präsenz gerne in Kauf genommen.

Es ist jedoch sicherlich von Vorteil, die Online-Option als Auswahlmöglichkeit anbieten zu können, um dem Klienten mehr Flexibilität zu gewähren. So kann individuell auf die Zielgruppe reagiert und das Coaching ohne viel Aufwand in den Alltag integriert werden.

Als Coach gewinnt man Zeit und kann dadurch mehrere Termine an einem Tag wahrnehmen.

Damit wird ein möglicher Leerlauf reduziert bzw. verhindert.9


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Quellenangaben bis hierher

1 Vgl. Dundler, Sandra: Für Entdecker: Ihr Weg zum Online-Coach, Bonn: managerSeminare Verlags GmbH 2019, S. 7.
2 Vgl. Prof. Dr. Geißler, Harald: Digitalisierung von Coaching und Coaching-Ausbildungen: Die Corona-Krise als Innovationsbeschleuniger? (Stand: 2020). https://www.coaching-magazin.de/beruf-coach/digitalisierung-von-coaching-und-coaching-ausbildungen [19.08.2020].
3 Vgl. Otto-Moog, Robert: Lehrstunde für die Lehrmeister: Wie Corona das Coaching-Geschäft verändert
(Stand: 20.05.2020). https://www.handelsblatt.com/politik/oekonomische-bildung/weiterbildung-lehrstunde-fuer-die-lehrmeister-wie-coronadas-coaching-geschaeft-veraendert/25847120.html
4 Vgl. Otto-Moog, Robert: Lehrstunde für Lehrmeister. [24.08.2020]
5 Vgl. InKonstellation. Duale Ausbildung: Präsenz- und Online-Unterricht ideal kombiniert. https://www.in-konstellation.de/duale-coaching-ausbildung/ [29.08.2020].
6 Vgl. Dundler 2019: S. 57.
7 Dundler 2019: S. 58.
8 Vgl. Dundler 2019: S. 9.
9 Vgl. Dundler 2019: S. 58.