Aufstellungsarbeit im Businesskontext

und ihre Besonderheiten

Abschlussarbeit von Mila Krause, als PDF lesen


Zugangskanäle für Aufstellungsarbeit in der Businesswelt

Die Funktionsweise der Aufstellungsarbeit wurde vielseitig untersucht.

Es gibt vielfältige Erklärungsansätze zur Wirkungsweise.

Dennoch lässt sich festhalten, dass:

▪ Aufstellungsarbeit auf eine wundersam anmutende Art und Weise funktioniert

▪ Die Wirkungsweise der repräsentativen Wahrnehmung (Stellvertreter-Phänomen) sowie die Treffsicherheit der an der Aufstellungsarbeit beteiligten Stellvertreter – ob Menschen oder Gegenstände – bis dato nicht vollständig erklärt werden konnten.

Das typische, nach außen gerichtete, Business-‚Mind Set‘ lässt solchen vagen Methoden wenig Spielraum.

Das, was nicht messbar auf Zahlen, Daten und Fakten basierend, nachvollziehbar oder rational wirkt, wird in der Businesswelt oft nicht ernst genommen. Dies gilt insbesondere im Management.

Das persönliche Image und die ‚Scheinwelt‘, die umso illusorischer zu sein scheint, je höher das Management Level ist, lassen keinerlei Berührung mit unüblichen und merkwürdig wirkenden Arbeitsweisen zu.

Wenn es sich, wie beschrieben um konstruierte Scheinwelten handelt, liegt auf der Hand, dass in diesen Kreisen die aufdeckende Methode der Aufstellungsarbeit Akzeptanzprobleme jenseits methodischer Unschärfeproblematiken hat.

Gleichzeitig ist der Mehrwert, den Aufstellungsarbeit im Business erzielen kann, hoch.

Die vielseitigen Anwendungbezüge der Aufstellungsformate bei diversen Fragestellungen, die in Unternehmenszusammenhängen relevant sein können, sind offensichtlich. Schließlich sind Unternehmen neben ihrer wirtschaftlichen Funktion auch Sozialräume, in denen Personen mit einander interagieren.

Insbesondere lassen sich folgende Business-Themen mittels Aufstellungsarbeit bearbeiten:

▪ Ausrichtung der Organisation auf Aufgaben, Ziele, Mission, Vision sowie deren Ausarbeitung

▪ Ressourcenarbeit

▪ Umgang mit Blockaden/Hindernissen

▪ Teambuilding: z.B. Konflikte im Team, Rollendefinition, eigener Platz im Team

▪ Führungsverhalten

▪ Change Management

▪ Priorisierung der Themen, Projekte

▪ Jobwechsel

▪ Entwicklung/Platzierung neuer Produkte/Dienstleistungen am Markt

▪ Organisationsentwicklung und strukturelle Themen

▪ Entscheidungsthemen mit Bezug auf Business

▪ Vorbereitung, Implementierung und Nachschau der Maßnahmen

▪ Personalentscheidungen (z.B. Auswahl des passenden Bewerbers)

▪ Unternehmenskultur und Arbeitsklima

▪ … und vieles mehr

Da ‚Mehrwert‘ ein wesentlicher Begriff in unternehmerischen Zusammenhängen ist, erschließt sich somit ein Zugangskanal für die Aufstellungsarbeit zum Mind Set der Businesswelt:

Durch das Aufzeigen des Mehrwertes.

Ein einfaches Beispiel hierbei ist das Coaching-Angebot für die Mitarbeiter des Unternehmens.

In der Einzelarbeit mit dem Mitarbeiter mittels Figuren, Gegenständen, Steinen, Bodenankern, Stühlen etc. lassen sich mithilfe von Aufstellungsarbeit viele Themen lösen, die einen unmittelbaren Einfluss auf die Präsenz am Arbeitsplatz, psychische sowie physische Gesundheit des Mitarbeiters haben.

Dass Prävention hier deutlich effizienter und kostengünstiger ist, als ‚Problemintervention‘ mit möglichen Folgekosten, haben viele Unternehmen inzwischen realisiert und bieten deshalb ihren Mitarbeitern diverse Präventionsangebote an, um Burnout bzw. Stresserkrankungen vorzubeugen.

Die Wirksamkeit solcher Maßnahmen lässt sich anhand von Kennzahlen feststellen.

So kann für die Methode der Aufstellungsarbeit in bestimmten Unternehmenszusammenhängen argumentiert werden.

Einen weiteren Zugangskanal stellt ein ‚Cross-Selling‘ Instrument dar.

Wenn ein externe Berater bereits einen bestehenden Auftrag in einem Unternehmen hat, kann dieser um das Angebot Organisationsaufstellung ergänzen werden, falls er feststellt, dass diese Art von Arbeit zu den Themen der Organisation/Firma gut passen würde.

Die bestehenden Schwierigkeiten innerhalb der Organisation und in den Arbeitsbeziehungen ebnen den Zugang zu den Methoden des Beraters, um eine Auflösung der die Produktivität mindernden Konflikte herbei zu führen.

Außerdem können persönliche Empfehlungen und Erfahrungsberichte, Netzwerkarbeit, Postings in Social Media und Referenzen als Marketinginstrumente genutzt werden, um den Wirkungsgrad des Beraters und die Akzeptanz für die Arbeitsweise in den Organisationen zu erhöhen.

Schwierigkeiten der Aufstellungsarbeit im Businesskontext2

Psychologische Arbeit im Organisationskontext ist eine Interventionsform unter besonderen Rahmenbedingungen.

In diesem wettbewerblich auf Konkurrenz basierenden Rahmen ist es eine besondere Herausforderung, ‚Schwächen‘ zu thematisieren, persönlichen Themen und individuellen Anliegen einen Raum zu geben.

Aus diesem Grund stellen Coachings aus der Perspektive der Beratenen neben der Entwicklungschance auch ein Risiko für das Standing im Unternehmen dar. So kann es zu einer Distanz bzw. Vorsicht dem Coaching gegenüber kommen.

Umso wichtiger erscheinen in diesem Zusammenhang das Standing des Beraters, seine Professionalität und das Vertrauensverhältnis zum Kunden, sowohl auf der Ebene des Auftraggebers als auch auf der Ebene der zu beratenen Einheit des Unternehmens.

Schwierigkeiten in der psychologischen Arbeit in Unternehmen können durch Überlagerungen von Dynamiken in Organisationen mit Mustern aus der Herkunftsfamilie entstehen.

Die aus der Herkunftsfamilie mitgebrachten Muster spiegeln sich in Verhalten, Situationen und Dynamiken in der Organisation wider.

Inwieweit die Arbeit im Rahmen der Organisationsaufstellung Familienthemen unmittelbar thematisieren kann, muss sehr einfühlsam und die Situation und das Auftragsanliegen berücksichtigend von der Aufstellungsleitung eingeschätzt werden.

Tendenziell bieten die Mittel der Organisationsaufstellung Wege, die Prozesse im Feld als Sichtbarmachung persönlicher Perspektiven und Verfassungen im Kontext des Unternehmens zu belassen.

Die tatsächliche Beziehungslage zwischen Mitarbeitern:

Wettkämpfe,

versteckte Ängste z.B. aufgrund eines befürchteten Personalabbaus,

Sabotage neuer Projekte,

Vermischung privater und beruflicher Themen,

Machtkämpfe,

Leistungsabwertung,

Verachtung von Mitarbeitern bzw. der Führungskraft

werden in der Organisationsaufstellung sichtbar, wobei es der Aufstellungsleitung zukommt, einen konstruktiven Rahmen im Sinne der Auftragsklärung zu halten und niemanden zu prekarisieren.

Auch Führungsthemen und Qualität des Managements werden erkennbar.

Das kann Konfliktpotenzial bieten, wenn die Führungskraft Auftragsgeber für die Intervention ist. Die gleichberechtigte Offenheit über Hierarchiegrenzen hinweg kann aber auch zu einem Solidaritätserleben mit eigener zielrelevanter Wirksamkeit für den Prozess führen und sollte so nutzbar gemacht werden.

Die innere Unabhängigkeit und Positionierung des Beraters auf einer ‚Meta-Position‘, als bewertungsfreier Beobachter sind genauso Voraussetzung, um eine qualitativ hochwertige Aufstellungsarbeit durchzuführen, wie eine hohe Kommunikationskompetenz, welche die Integrität der Beteiligten balanciert konstruktiv wahrt und ihre Handlungsspielräume bewegt.

So sollten sowohl beteiligte Führungskräfte gestärkt und handlungssicher aus dem Prozess hervorgehen, als auch untergeordnete Arbeiter sich mit ihren Belangen sichtbar und wirksam wahrgenommen fühlen.

Das Ergebnis der Aufstellungsarbeit kann darauf hinweisen, wie gesund die Organisationsstruktur und -kultur in Wirklichkeit ist.

Dysfunktionale Strukturen werden erkennbar und als zu „reframende“ (neu zu rahmende) Struktur im Sinne der Effektivitätssteigerung bearbeitet.


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Quellen bis hierher

2 Weber, G., Basics Organisationsaufstellungen