Ausbildung zum Leiter für systemische Aufstellungen
Nächster Start: 17.05.2019
International anerkannt durch DGfS und ECA!
Ihr Leiter für systemische Aufstellungen
Timo Schlage im Interview
Timo Schlage über seinen Weg zur Aufstellungsarbeit
Wer und was mich prägte
Systemische Aufstellungen faszinieren mich seit dem Moment, als ich 2002 das erste Mal damit in Berührung kam. Als Betriebswirt mit starker kognitiver Prägung war ich anfangs skeptisch. Es konnte nur eine Erklärung geben: alle Stellvertreter mussten ihre Rolle auswendig gelernt und großartig gespielt haben. Dank dieser Erklärung konnte ich meinen Verstand vorerst einmal beruhigen, bis sich mir einige Tage später die Frage aufdrängte, warum die Beteiligten dies hätten tun sollen. Da ich hierfür wieder keine Erklärung fand, besuchte ich immer mehr Aufstellungen und lernte auf diesem Weg die unterschiedlichsten Aufsteller, sowie Gruppen kennen. Ich wollte der Sache auf den Grund gehen.
Wenn Sie mich heute fragen, ob ich Antworten auf all meine Fragen gefunden habe, muss ich Sie jedoch leider enttäuschen. Bis zu diesem Tag konnte ich keine Erklärung zur Wirkungsweise von Aufstellungen finden, die mich überzeugt hat. Da ich die Tragweite von Aufstellungen allerdings bereits endlose Male gesehen und erlebt habe, habe ich meiner Kognition eine Pause gegönnt und lebe nun lediglich mit den wertvollen Erfahrungen, ohne logischen Leitfaden.
Meine Begeisterung für Aufstellungen
An dem Thema Aufstellungen begeistern mich die unterschiedlichen Formen, Kategorien und Herangehensweisen, welche ich bei Kollegen erleben durfte. Die Arten der Aufstellungsarbeit sind vielfältig. Sie reichen von systemischen Strukturaufstellungen, Organisationsaufstellungen, über freie Aufstellungen bis hin zum klassischen Familienstellen. Ich durfte die unterschiedlichsten Lehrer mit ihren vielschichtigen Ausrichtungen kennenlernen, die von einer äußerst analytischen Vorgehensweise, über Organisationsaufstellungen im Businesskontext bis hin zu spirituellen Aufstellungen mit schamanischen Elementen und Astrologie reichen.
Für jede dieser Erfahrungen bin ich zutiefst dankbar. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle Gunthard Weber, von dem ich drei Jahre lang lernen durfte und Matthias Varga von Kibéd, der viel Klarheit in die sonst oft nebulöse Welt der Aufstellungen gebracht hat. Von allen meinen Lehrern hat mich Gunther Schmidt in besonderer Weise geprägt. Seine bedingungslose wertschätzende Haltung gegenüber allem und jedem ist mir bis heute ein Vorbild. Nichts ist wie es scheint – einzig die Bedeutung, die wir den Dingen geben entscheidet über das innere Erleben. Als Coach gilt es, mit dem Klienten andere, ressourcenvollere Blickweisen und Umgänge mit Situationen zu entwickeln. Dies trifft ganz besonders auf Systemische Ausbildungen zu.
Von den meisten Aufstellungsleitern habe ich mir ein Scheibe (mal kleiner, mal größer) abgeschnitten und daraus meinen eigenen Stil entwickelt, den ich nun weitergeben möchte. In meiner Arbeit lasse ich Elemente von Gunther Schmidt, wie beispielsweise das Seitenmodell, Skulpturenstellen, Ego States und viele mehr einfließen. Ebenso ziehe ich Techniken des Neuro-Linguistischen Programmierens (NLP) wie Bodenanker, welche für die Einzelarbeit äußerst wirkungsvoll sind, in meine Aufstellungsarbeit ein.
Aufstellen – eine Kunst oder ein Handwerk?
Für mich ist das Handwerkszeug die unverzichtbare Grundlage. Es steht für das Erlernen, mehrfache Durchführen und Können aller relevanter Schritte. Auf diese Grundlage bauen viel Erfahrung, Reflexion und vor allem Intuition auf. Es gehört eine gute Portion Mut und Vertrauen dazu, Leiter einer Familienaufstellung zu sein und sich gleichzeitig ohne eigene Vorstellung und vollkommen offen vom System leiten zu lassen. In den vielen Jahren, in denen ich systemische Aufstellungen erlebe und selbst durchführe, ist mir die Wichtigkeit und Bedeutung eines Faktors immer deutlicher geworden: Haltung.
Haltung in der Systemischen Aufstellungsarbeit
Wenn Menschen erfahren, dass ich Familienaufstellungen anbiete, stellen sie mir oft die Frage, ob ich dies nach Hellinger tue. Da Hellinger auf der einen Seite die Aufstellungsarbeit bekannt gemacht hat, aber auch gleichzeitig durch seine Art vielen Menschen nicht gut getan hat, wusste ich anfangs nicht, was ich antworten sollte. Also fragte ich als Systemischer Coach, was mein Gegenüber denn damit meine. Eine genaue Erklärung hatte dafür keiner. Da sich jede Zelle meines Körpers dagegen sträubt zu behaupten, ich stelle nach Hellinger auf, habe ich bis heute nie mit „ja“ geantwortet. Bei der Suche nach der Ursache für meine Abneigung, kam ich auf die magischen Worte Haltung und Demut.
Ein abstraktes Bild bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten der Bedeutungsgebung. Die oberste Instanz im Raum ist dabei nicht der Aufstellungsleiter, oder – in der Hierarchie einer Familienaufstellung denkend – der Älteste, sondern ausschließlich der Klient. Dieser darf sich Angebote oder zusätzliche Perspektiven vom Coach/Systemaufsteller einholen, bleibt jedoch in voller Selbstverantwortung und Entscheidungskompetenz. Diese Haltung entspricht beinahe dem Gegenteil der direktiven und allwissenden Art, die man bei Hellinger erleben durfte. Seither antworte ich auf die Frage, ob ich nach Hellinger aufstelle wie folgt: „Ich habe seine Methoden weiter entwickelt und arbeite mit einer gegensätzlichen Haltung – nämlich mit Wertschätzung.“
Offen für Neues – ein Beispiel aus der Praxis
Über die Jahre kamen immer mehr Interventionen hinzu, die meine Arbeit ergänzt haben. Dennoch bin ich in jeder Aufstellung voller Demut gegenüber dem System und offen für Überraschungen.
So lehnte kürzlich beispielsweise eine Klientin ab, ihren Vater als Teil des Herkunftssystems mit aufzustellen. Als ich Sie später doch dazu bewegen konnte, da er ja nun einmal dazu gehöre, stellten wir fest, dass das eigentliche Thema eine Generation zurück lag. Wir stellten also die beiden Großeltern auf und benannten die Stellvertreter dementsprechend. Dennoch wollte sich das Thema nicht lösen und ich hatte das Gefühl, dass es noch ein fehlendes Element oder ein Geheimnis geben könnte. Da die Klientin selbst keinen Impuls hatte, was dies sein könnte, stellte ich ein abstraktes Element auf für „das, was fehlt“. Dieses Element löste die Situation. Es kam zu einer wahrnehmbaren Dynamik und starken Emotionen. Das abstrakte Element entpuppte sich als der leibliche Großvater, der endlich sichtbar wurde und seinen Platz erhielt. Er war von der Großmutter abgelehnt und verleugnet worden. Einen Ex-Partner zu verdrängen ist nicht ungewöhnlich. Ich war jedoch überrascht, dass das System selbst mich als Aufstellungsleiter an der Nase herumgeführt hatte. Ich hatte den Stellvertreter als „Großvater“ und nicht als „Partner der Großmutter“ aufgestellt und daher die Option gar nicht in Betracht gezogen, dass dies nicht der leibliche Großvater sein könnte.
Für mich war dies ein weiteres Beispiel dafür, dass jede Aufstellung besonders ist und voller Überraschungselemente sein kann. Über die Jahre hinweg haben Begeisterung und Demut vor dieser Arbeit bei mir stetig zugenommen.